Im US-Wahlkampf zeigt sich die so strenge US-Börsenaufsicht SEC kompromissbereit. Am Donnerstagabend hat die Behörde überraschend die nach dem Bitcoin zweitgrößte Kryptowährung Etherum zugelassen. Die Betreiber Nasdaq, CBOE und NYSE dürfen nun die Spot-ETFs von acht Anbietern in den Handel aufnehmen.
Obwohl die SEC bereits im Januar Bitcoin-ETFs zugelassen hatte, war das „Go“ für Ethereum kein Selbstläufer. Denn das Kryptoasset funktioniert anders als die Blockchain: Nach dem sogenannten Proof-of-Stake-Verfahren müssen die Betreiber Ether als eine Art Sicherheit hinterlegen und bekommt dafür einen Zins. Ethereum ist daher aus SEC Sicht eher ein Wertpapier als ein Rohstoff – in dieser Kategorie wird zumindest der Bitcoin geführt.
Die Antragsteller sind der SEC in diesem Punkt entgegengekommen und verzichten auf diesen Zins. Wie ein Bitcoin-ETF bildet der Ethereum-ETF also die reine Wertentwicklung ab. In der Kryptoszene wird das bedauert. Die Anbieter Ark und Fidelity etwa hatten vor, die Ether zu staken und die erzielten Einnahmen als Dividenden auszuschütten.
Europäische Anleger bleiben außen vor
Wann die ETFs an die Börse kommen, ist noch unklar. Das grüne Licht der Börsenaufsicht bezieht sich bislang lediglich auf den Börsenhandel. Nun brauchen noch die Fondshäuser die Genehmigung ihrer Produkte. Anträge eingereicht haben Blackrock, Franklin Templeton, Fidelity, Ark, Invesco, Van Eck, Bitwise und Grayscale. Für europäische Anleger ist es jedoch nicht möglich, ohne einen Steuersitz in den USA in die ETFs zu investieren. Die EU-Regulierung verbietet bislang ETFs auf lediglich einen Basiswert.
Kryptofans müssen also direkt in Ethereum investieren und auf Zuwächse hoffen. Langfristig ist ähnlich wie beim Bitcoin mit steigenden Zuflüssen und Preissteigerungen zu rechnen. Kurzfristig hat der Ether-Preis jedoch am Freitag um mehr als drei Prozent nachgegeben. Bereits im Vorfeld der Handelszulassung hatte die Kryptowährung rund 20 Prozent an Wert zugelegt und damit die Erlaubnis quasi eingepreist.
Und was hat der US-Wahlkampf damit zu tun? Der republikanische Kandidat Donald Trump wirbt in der Kryptoszene um Spenden, der demokratische Kontrahent und US-Präsident Joe Biden gilt als überaus kryptokritisch. Da der Präsident jedoch die SEC-Leitung ernennt, würde eine Wahl Trumps mit großen personellen Änderungen bei der SEC einhergehen.