Anzeige

Geldanlage Die besten Fonds sind die billigsten

Nicht die Rendite, sondern die Kostenquote ist entscheidend für die Qualität eines Fonds. Von Nadine Oberhuber
Geldanlage: Die besten Fonds sind die billigsten

Nadine Oberhuber ist Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie schreibt auf Capital.de über Geldanlagethemen

Wenn es ein Land gibt, in dem die Schnäppchenjagd zum Volkssport gehört, dann ist es unseres. Wir deutschen Verbraucher gelten als preissensibelste Konsumenten schlechthin. Wenn also das Kilo Tomaten irgendwo zehn Cent günstiger ist als im Supermarkt um die Ecke oder die Dosenwürstchen gar 50 Cent billiger zu haben sind, so fahren wir da hin. Koste es an Zeit oder Aufwand, was es wolle. Umso erstaunlicher: Wenn es um die Kosten bei der Geldanlage geht, sind wir weniger sensibel. Vor allem wenn es um Fondskosten geht, schauen wir viel zu wenig hin. Wir kaufen Fonds einfach, ungeachtet der Gebühren, die in ihnen stecken. Gerade das kostet uns am Ende enorm viel Rendite, mahnen Analysten.

Fragt man heimische Anleger, worauf sie bei der Geldanlage am stärksten achten, so antworten sie: auf die Sicherheit des Produkts. Für 90 Prozent von ihnen ist es das entscheidende Auswahlkriterium – und das sollte es auch gern bleiben. Zweitwichtigster Faktor ist die Verständlichkeit und auf Platz drei folgt die Rendite. Vier von fünf Sparern sagt selbst, er wähle sein Finanzprodukt danach aus, wie viel Rendite es abwirft. Dagegen tauchen die Kosten als Auswahlkriterium in solchen Umfragen bloß unter „ferner liefen“ auf.

Nur im Vergleich dazu: Für US-Anleger sind die Kosten insbesondere beim Fondskauf eines der wichtigsten Kriterien, nach denen sie ein Produkt kaufen. Nun könnte man sagen: Wo ist das Problem? Soll doch jeder selbst bestimmen, was für ihn ein wichtiges Kriterium ist – und so lange die Performance am Ende stimmt, fahren auch deutsche Anleger mit ihrer Auswahl nach dem Renditegesichtspunkt nicht schlecht, oder? Schließlich ist das allerwichtigste Kriterium doch, was am Ende hinten rauskommt und nicht, was das Fondsmanagement sich dabei unterwegs in die Tasche gesteckt hat. So hat man schon viele Anleger reden hören.

Blick auf Rendite täuscht

Doch genau mit dieser Argumentation unterliegen sie einem folgenschweren Irrtum. Der Knackpunkt dabei ist nämlich folgender: Wer nach den Punkten Sicherheit, Verständlichkeit und Ertrag eine Geldanlage auswählt, landet dabei unweigerlich bei einem Fondsinvestment. Viele Finanzberater und Verbraucherschützer halten Fonds für die stabilstmöglichen und aussichtsreichsten Anlageformen angesichts der derzeitigen Niedrigzinsphase. Denn die Durchschnittsrenditen der vergangenen Jahre belegen deutlich: Auf lange Sicht gesehen werfen Fonds einen soliden und sehr regelmäßigen Ertrag ab – vorausgesetzt man hält sie mindestens zehn Jahre und länger. In der Zeit warfen sie noch fast immer einen positiven Ertrag ab und zwar einen höheren als fast alle anderen Investments.

So weit die statistischen Durchschnittszahlen. Doch welche Fonds kauft man dafür nun ganz konkret? Hier offenbart der Blick auf die Renditen seine größte Schwäche. Vor allem, wenn es um aktiv gemanagte Fonds geht.

Denn jede Renditekennzahl, die eine Investmentgesellschaft für ihre Produkte ermittelt und die Kursplattformen und Produktvergleiche so schön in „Top Ten Listen“ und „Best Fonds Rankings“ übersetzen, ist naturgemäß nur eines: ein Abbild der Vergangenheit. Sie besagt, dass ein Fonds in den vergangenen Jahren oder Monaten eine bestimmte Wertentwicklung hingelegt hat. Doch genau dieser Wert ist bereits mit Vermelden der Kennzahl wieder passé, was unzählige Fondsvergleiche schon belegt haben. Fonds, die in solchen Rankings als beste abschneiden, sind es schon morgen und übermorgen nicht mehr. Wonach also sucht man dann aus?

Figure

Machen Sie den Depotcheck für 2016! Ermitteln Sie die Renditeerwartungen
und das eingegangene Risiko
Ihres Depots:

www.capital.de/depotcheck.html

Ganz einfach: Kaufen Sie einfach den billigsten Fonds! Denn die beste Kennzahl für den künftigen Fondserfolg ist tatsächlich die Kostenquote. Einfacher gesagt: Je weniger Geld das Fondsmanagement verlangt, desto besser wirtschaftet es. Luxusfondsmanager dagegen verpulvern oft nur viel Geld. Auch das haben schon etliche Statistiken belegt und das Analysehaus Morningstar untermauert es dieser Tage wieder eindrucksvoll mit Daten. Es hat nämlich verglichen, wie erfolgreich tausende Fonds abhängig von ihrer Kostenquote in den vergangenen fünf Jahren am Markt gelaufen sind. Und das Ergebnis ist eindeutig:

Demnach schaffte es das billigste Fünftel aller Fonds, den Markt mehrheitlich zu übertrumpfen. Die Erfolgsquote lag bei 62 Prozent. Im teuersten Fünftel dagegen waren nicht einmal 20 Prozent aller Fonds besser als ihr Vergleichsindex. Diese Tendenz zeigte sich über alle Fondsarten, egal ob es sich nun um Fonds mit US-Aktien, EU-Aktien, globale Papiere, Branchenfonds oder Staatsanleihen-Fonds handelte. Stets schnitten die billigsten Produkte drei- bis dreieinhalbmal häufiger oberhalb des Marktdurchschnitts ab, im Vergleich zu den teuersten Papieren.

Langfrsitig läppern sich die Unterschiede

Was ist nun ein billiger Fonds und was ein teurer? Zunächst einmal ist die Spanne zwischen den Kostenquoten inzwischen beachtlich. Die billigsten Aktivfonds weisen eine Gesamtkostenquote von nur rund 0,8 Prozent auf. Dagegen verlangen die teuersten Fonds 2,65 Prozent laufende Kosten für Verwaltung und Erfolgsgebühren - und zwar Jahr für Jahr. Im Marktschnitt fallen bei aktiven Fonds 1,75 Prozent an. Man könnte denken, diese paar Zehntelprozentpunkte Unterschied machten doch vielleicht nicht so viel aus. Doch gerade auf lange Sicht läppern sich solche Unterschiede.

Mehr noch: Für Langfristanleger bedeutet es, dass sie mit einem billigen Aktivfonds sogar fast an die Rendite eines Passivfonds heranreichen können – bei gleichzeitig großer Chance, den Markt dennoch zu schlagen. Oder andersherum gesagt: Wer einen zu teuren Passivfonds kauft, fährt damit unter Umständen nicht besser als mit einem guten Aktivfonds.

In Zahlen sieht die Bilanz so aus: Im Schnitt erzielten Aktivfonds auf Aktienbasis innerhalb der vergangenen zehn Jahre laut Morningstar-Auswertung eine Rendite von 6,9 Prozent pro Jahr. Passivfonds kommen auf 7,9 Prozent durchschnittlich. Wer also für zehn Jahre 10.000 Euro anlegt, der bekommt am Ende mit Aktivfonds im Schnitt 19.935 Euro heraus, fast das Doppelte. Mit Passivfonds dagegen noch viel mehr, nämlich 22.076 Euro, also gut 2100 Euro zusätzlich. Hat er aber einen der billigsten Aktivfonds gekauft, so liegt seine Durchschnittsrendite bei beachtlichen 7,34 Prozent und sein Endvermögen bei fast 21.000 Euro, also nur noch 1000 Euro hinter den üblichen Passivfonds. Beim Kauf des teuersten Passivfonds kommt er ebenfalls auf diese Endsumme und auch nur auf 7,4 Prozent Rendite. Die Fondskosten ebnen also den Unterschied zwischen dem passiven und dem aktiven Investment nahezu ein.

Bei den günstigsten aktiv gemanagten Fonds bleibt dem Anleger jedoch – im Gegensatz zu einem passiven Indexinvestment – zusätzlich die Chance, noch mehr herauszuschlagen als eben diesen Durchschnitt, also mehr als rund 7,4 Prozent. Weil aktive Fondsmanager nach eigenem Gutdünken anlegen können, sind sie in der Lage, eine erhebliche Überrendite zu erzielen, wenn sie stark vom Markt abweichen. Zugegeben, der Anteil derjenigen Fonds, die das wagen und auch wirklich schaffen, ist klein. Nur jeder Fünfte übertrumpft den Markt. Doch immerhin schaffen es diese 20 Prozent laut den Auswertungen auch für eine sehr lange Zeit, nämlich sogar auf Sicht von zehn Jahren. Bei den teuersten Fonds gelingt das nicht einmal jedem zehnten. Spätestens das sollte ein Argument sein, bei Finanzprodukten mal nach Schnäppchen Ausschau zu halten und künftig nur noch eines zu vergleichen: die Kosten.

Newsletter: „Capital- Die Woche“

Figure

Jeden Freitag lassen wir in unserem Newsletter „Capital – Die Woche“ für Sie die letzten sieben Tage aus Capital-Sicht Revue passieren. Sie finden in unserem Newsletter ausgewählte Kolumnen, Geldanlagetipps und Artikel von unserer Webseite, die wir für Sie zusammenstellen. „Capital – Die Woche“ können Sie hier bestellen:

Neueste Artikel