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Geldanlage Aktive Fonds im Crash-Test

Sind aktiv gemanagte Fonds die bessere Wahl? Das verrät der Kurssturz der vergangenen Monate. Von Nadine Oberhuber
Geldanlage: Aktive Fonds im Crash-Test

Nadine Oberhuber ist Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie schreibt auf Capital.de über Geldanlagethemen

Niemand möchte wirklich gern zum schnöden Durchschnitt gehören. Geschweige denn zu denen, die unter dem Durchschnitt liegen. Deshalb halten sich viele von uns für eher überdurchschnittlich intelligent, besonders gute Autofahrer oder extraordinäre Liebhaber. Das Problem ist nur: Wenn das jeweils weit mehr als die Hälfte der Befragten sagt, kann an dieser Rechnung irgendetwas nicht stimmen. Bei solchen Umfragen ist klar, dass die Antworten eher das Wunschdenken widerspiegeln als die Wirklichkeit. Ähnlich ist es beim Kauf von aktiv gemanagten Fonds, nur fällt es den meisten da nicht so schnell auf.

Aktive Fonds sind bei vielen Anlegern ebenfalls sehr beliebt, noch weitaus beliebter als Indexfonds (ETFs) jedenfalls. Denn während Letztere bekanntlich jeweils nur einen Börsenindex abbilden – also blind dem Marktdurchschnitt folgen –, bieten aktive Fonds die Chance, den Markt durch gezieltes Management zu schlagen. Das nährt die Hoffnung des Anlegers. Bei Aktivfonds kaufen Fondsmanager in Boomphasen die aussichtsreichsten Papiere in der Hoffnung auf überdurchschnittliche Gewinne. Und sie stoßen in Schwächephasen die größtmöglichen Verlustbringer vorzeitig ab, um für mehr Stabilität zu sorgen. So jedenfalls die Theorie. Doch wie weit funktioniert das auch in der Praxis? Das wollte eine aktuelle Analystenstudie wissen.

Bei den recht klaren Trends des vergangenen Jahres klappte das tatsächlich recht gut. Eine Reihe von Aktivfonds holte bessere Wertsteigerungen heraus als der Gesamtmarkt. In einzelnen Kategorien, etwa bei europäischen Standardaktien, schlugen sogar knapp neun von zehn Fonds ihren Vergleichsindex, wie eine aktuelle Auswertung des Analysehauses Morningstar ergab, die 6200 Fonds für europäische Anleger untersuchte. Nun klingt es beachtlich, dass es hier 90 Prozent Überdurchschnittliche gegeben hat, man muss allerdings auch sagen: Wie hoch ihre Überrendite ausfiel und ob sie tatsächlich nennenswert über dem Index lag (oder vielleicht nur ein paar Zehntelprozentpunkte), dazu sagt die Auswertung nichts. Und zweitens: Genau für diese Extrarendite bezahlen die Anleger ja auch einen satten Extraaufschlag bei den Fondskosten – eine gewisse Gegenleistung des Fondsmanagers dürfen sie dafür also schon verlangen, damit unterm Strich nach Abzug der Kosten für sie überhaupt ein Mehrwert dabei herausspringt.

Aktivfonds auch in der Krise nicht besser als Indizes

Zudem gab es auch sehr viele Kategorien, in denen es die aktiven Fonds mehrheitlich nicht schafften, ihre Vergleichsindizes zu toppen. In 13 von 34 Kategorien blieben die Ergebnisse der Aktivfonds weit hinter denen der Passivfonds zurück. Bei den Produkten, die auf US-Standard-Aktien setzen oder auf die ganz großen britischen Aktien, war nur etwa jeder sechste besser als der Durchschnitt. Bei weltweit anlegenden Fonds mit den Aktien von Unternehmensschwergewichten übertrumpfte nur knapp mehr als jeder fünfte den Vergleichsindex. Und das in einem Jahr, in dem die Kurse steil nach oben kletterten.

Viel spannender ist daher die Frage: Wie schlugen sich die Aktivfonds in den turbulenten ersten Monaten dieses Jahres? Im ersten Quartal also, in dem die Kurse überraschend schnell verrauchten. Von aktiven Fondsmanagern, die ihr Geld wert wären, würde man erwarten, dass sie es auch schaffen, in Zeiten sinkender Kurse besser dazustehen als die anderen. Sie müssten also auch in Crashphasen besser sein als der Markt, indem sie durch frühzeitige Verkäufe weniger Verluste machen als ihre Referenzindizes und dementsprechend auch die dazugehörigen ETFs.

Für den Gesamtmarkt sah die Rechnung so aus: Im Schnitt verloren die großen Aktienindizes der Welt im ersten Quartal fünf Prozent an Wert, zum Beispiel der MSCI World. Der MSCI Europe büßte sogar sieben Prozent ein, beim deutschen Leitindex Dax waren es noch etwas mehr, nämlich 7,2 Prozent. Wie stand es um die aktiv gemanagten Fonds? Sie schlugen sich in den allermeisten Fällen nicht besser als die Indizes und ETFs. In nur drei von 13 Investmentgruppen, die in die Untersuchung eingingen, waren aktive Fonds mehrheitlich besser als passive, also zu mehr als 50 Prozent – wobei 50 Prozent gerade einmal nur der Normalverteilung entsprechen. In zehn Kategorien dagegen wären ETFs für Anleger die bessere Wahl gewesen und wertbeständiger in der Minikrise.

Gute Aktivfonds setzten auf Konsum- und Tech-Aktien

Ziemlich schwach schnitten ausgerechnet die Fonds ab, die im Jahr zuvor noch mit Überrenditen glänzen konnten, vor allem Aktienfonds, die in Standardwerte aus Europa, den Emerging Markets oder Großbritannien investieren. Von ihnen schaffte es zum Teil nur jeder dritte weniger zu verlieren als der Index. Die übrigen zwei Drittel rauschten noch dramatischer ab als der Gesamtmarkt.

Von den Strategien her bewährten sich Aktivfonds, die auf Value-Aktien setzen insgesamt besser als diejenigen, die gezielt auf Wachstumsunternehmen spekulieren. Gerade im Abschwung also verschaffen die bewährten Flaggschiff-Unternehmen des Aktienmarktes den Portfolios eine größere Stabilität als die Papiere junger aufstrebender Firmen. So weit, so logisch. Vor allem diejenigen Fonds sahen gut aus, die viel weniger Bankaktien im Portfolio hatten als im jeweiligen Index steckten. Sowie weniger Energieaktien, die stark unter dem Ölpreiscrash litten. Die guten Aktivfonds dagegen setzten vermehrt auf Konsumwerte und Technologietitel, das kam ihnen in der Schwächephase des Marktes zupass. Aber: Trotzdem schaffte es nicht einmal die Hälfte der aktiven Value-Fonds, seine Verluste kleiner zu halten als der Referenzindex.

Verhältnismäßig gut schnitten im Vergleich nur einige Fonds aus der Kategorie „Exotenaktien“ ab. Fondsmanager, die mit japanischen Standardwerten handeln, mit US-Nebenwerten oder den Papieren europäischer Kleinunternehmen, konnten sich zumindest zu 51 Prozent beziehungsweise zu 58 Prozent gegen ihren jeweiligen Referenzindex behaupten. Was jedoch umgekehrt nicht heißt, dass Aktivfonds mit Nischenaktien generell eine gute Wahl sind und Schwächephasen besser überstehen. Man könnte daraus zwar vorschnell die Regel ableiten, dass gerade aktive Manager in übersichtlichen und weniger gefragten Märkten aufgrund ihrer Expertise die besseren Aktien auswählen. Doch scheint das leider keine Regel zu sein, sondern eher ein Glücksfall oder eine Ausnahme. Denn ähnlich häufig ist das Gegenteil der Fall: Am schwächsten schnitten zwischen Januar und Ende März Aktivfonds ab, die auf globale Kleinunternehmen setzen oder auf europäische mittelgroße Firmen, also ebenfalls auf Nischenmärkte – nur eben auf andere. In diesen Kategorien war zum Teil nur jeder dritte bis vierte Fonds besser als der Durchschnitt. Statistisch gesehen hätte es im Grunde zumindest jeder zweite sein müssen.

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Man kann deshalb mit Fug und Recht darüber streiten, ob aktive Fonds tatsächlich einen spürbaren Mehrwert für den Anleger generieren und daher die höheren Kosten wert sind, die man für sie bezahlt. Oder ob es nicht doch besser ist, sich mit dem soliden Mittelwert zufrieden zu geben und auf einen Passivfonds zu setzen. Nun kann man zwar sagen: Die Aufschwungphasen am Markt dauern gewöhnlich länger als die Abschwungphasen, so zumindest belegt es die Statistik. Deshalb lohne es sich trotzdem, darauf zu hoffen, dass ein aktiver Fonds das eine oder andere Prozent mehr im nächsten Boom herausholt. Er müsste es dann nur zuverlässig und regelmäßig tun, das ist das Problem bei dieser Argumentation.

Zudem bleibt die Frage, ob er den Vorsprung nicht im nächsten Tauchgang wieder verspielt, so wie es 2016 gerade die Outperformer des Jahres 2015 prompt taten. Finanzmarktökonomen wie Finanzprofessor Martin Weber von der Universität Mannheim warnen deshalb schon lange: „Wer heute den Markt schlägt, tut es schon morgen nicht mehr.“ Womöglich ist es also gar nicht so schlecht, lieber auf den soliden Durchschnitt zu setzen.

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