Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, sieht die absehbaren gewaltigen Verluste von Zentralbanken wegen der gigantischen Anleihekäufe in den vergangenen zehn Jahren gelassen. „Was mich vor allem umtreibt, ist die hohe Inflation: Unser Job ist Preisstabilität, das steht über dem Erwirtschaften von Gewinnen oder dem Vermeiden von Verlusten“, sagte Nagel Capital (Capital 02/2023, EVT 19.01.2023). Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB) müssten alles tun, um die Preise stabil zu halten und die aktuelle Inflation in den Griff zu bekommen. „Wenn dadurch Verluste entstehen, darf uns das nicht von diesem konsequenten Anti-Inflationskurs abbringen“, fügte Nagel hinzu.
In den vergangenen Wochen waren Prognosen bekannt geworden, die großen Notenbanken der Welt würden in den kommenden Wochen gewaltige Verluste machen. Gründe sind der rasante Anstieg der Leitzinsen weltweit und die riesigen, niedrig verzinsten Wertpapierbestände, die Notenbanken wie die EZB oder die US-Zentralbank Fed in den vergangenen Jahren angehäuft haben. Experten erwarten, dass die Zentralbanken mit diesen Papieren in den nächsten Jahren Verluste in dreistelliger Milliardenhöhe einfahren werden. Allein die Schweizer Notenbank hatte vor einigen Tagen einen Rekordverlust für das Jahr 2022 von mehr als 130 Mrd. Schweizer Franken bekannt gegeben.
Die Bundesbank betont stets, sie habe sich auf dieses Risiko vorbereitet und Reserven von mindestens 20 Mrd. Euro gebildet. Zudem sei sie auch bei großen Verlusten immer voll handlungsfähig. Zuletzt hatte die Bundesbank in den 70er-Jahren große Verluste gemacht.