Der Schwellenländer-Boom ist abgeklungen. Das rasante Wachstum, mitunter mit zweistelligen Wachstumsraten, hat sich verlangsamt. Es hat aber nicht aufgehört: So bescheinigen Analysten besonders asiatischen Schwellenländern wie China, Indien und Indonesien langfristig weiterhin Wachstumspotenzial. Im kommenden Jahr soll etwa das indische Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Prognosen der Industrieländerorganisation OECD um 4,7 Prozent wachsen, für China prognostiziert die OECD mit 8,2 Prozent BIP-Wachstum beinahe doppelt so viel.
Anleger auf der Suche nach günstig bewerteten Aktien mit Aussicht auf steigende Kurse sollten sich verstärkt in asiatischen Schwellenländern umsehen, raten Marktbeobachter. „Papiere aus Asien sind derzeit günstig bewertet“, sagt Michiel van Voorst, Fondsmanager des Robeco Asian Stars Equities (ISIN: LU0591059224). So liege das Kurs-Gewinn-Verhältnis asiatischer Aktien momentan bei 15, je nach Land zum Teil noch darunter.
Gründe dafür waren einerseits der zuletzt sehr starke US-Aktienmarkt sowie das Wachstum der Schwellenländer, das sich in den vergangenen Jahren verlangsamt hat. „Anleger haben deshalb weniger Aktien aus den Schwellenländern Asiens gekauft und lieber in den USA investiert“, sagt van Voorst. Für Anleger ist der Einstiegszeitpunkt deshalb günstig – auch, weil sich die weltweite Konjunktur momentan erholt. Davon profitieren viele asiatische Unternehmen, die wieder vermehrt Produkte in Industrieländer exportieren.
Anleger können von Reformen profitieren
Auch in Asien selbst verbessern sich die Konjunkturaussichten. „Vor allem China ist einer der stärksten Wachstumstreiber in Asien“, sagt van Voorst. Chinas Kommunistische Partei hat zuletzt umfangreiche Reformen angekündigt. Unter anderem will die Regierung die bislang staatlich festgesetzten Preise, etwa für Treibstoff, stärker vom Markt prägen lassen und mehr Privatunternehmen, also nicht-staatlichen Betrieben, den Marktzutritt erlauben. Von diesen und anderen geplanten Reformen erwarten Ökonomen positive Effekte.
Auch Anleger könnten von Chinas gelockerter Wirtschaftspolitik profitieren: Die Reformen in der Volksrepublik würden mittelfristig die Konjunktur in China, aber auch in anderen asiatischen Ländern stärken. „Die Gewinnaussichten asiatischer Unternehmen sind jetzt schon sehr gut, die liberalere Wirtschaftspolitik wird den Konsum und dadurch die Einkünfte asiatischer Firmen zusätzlich stärken“, sagt van Voorst. Das könne die Kurse asiatischer Aktien steigen lassen.
Vor allem Konsumgüteraktien und Papiere von Unternehmen aus der Technologiebranche haben in asiatischen Schwellenländern großes Kurspotenzial, sagen Marktbeobachter. Denn in Ländern wie China, den Philippinen oder Singapur wächst die Mittelschicht, und sie zeigt sich konsumfreudig. „Das Wachstum in Ländern wie Thailand, Singapur oder den Philippinen ist besonders vom Konsum auf den heimischen Märkten getrieben“, sagt Peter Jenkins, Produktspezialist bei Nomura Asset Management UK Limited. Die Hersteller solcher Produkte profitierten davon. „Dementsprechend attraktiv sind ihre Aktien“, sagt Jenkins. Auch Papiere von Finanzdienstleistern, also Banken und Versicherungen, hält er für langfristig aussichtsreich: „Das ist eine Branche, die vom Wirtschaftswachstum profitieren sollte“, sagt Jenkins.
Schwankende Kurse
Asien-Anleger sollten jedoch das bei Schwellenländerinvestments vergleichsweise hohe Risiko nicht außer Acht lassen: Denn die Kurse dieser Papiere schwanken grundsätzlich etwas stärker als die Kurse von Aktien aus Industrieländern. „Besonders Aktien in stark exportorientierten Ländern wie Taiwan oder Südkorea werden stark von der Wirtschaftsentwicklung im Rest der Welt beeinflusst“, sagt Jenkins. Deshalb könnten äußere Einflüsse, wie ein nachlassendes Wachstum in den Industrieländern, auch die Kurse an den dortigen Aktienmärkten drücken – bei zunehmendem Wachstum aber auch stärker steigen lassen.
„Wer lieber auf Länder setzen will, die eher vom heimischen Markt abhängig sind, sollte sich in den Philippinen oder Singapur umsehen“, sagt Jenkins. Dort werde sich die Konsumfreude der Verbraucher langfristig fortsetzen und den Unternehmen Geld in die Kassen spülen. „Das Wachstum in Asien hat sich längst nicht erschöpft“, sagt Jenkins.
Asiatische Aktien mit Kurspotenzial
Aktientabelle mit fünf aussichtsreichen Konsumgüter-Aktien aus Asien
Unternehmen |
ISIN |
KGV(e) |
Dividenden- |
Hoch - Tief (52 Wochen, in EUR) |
China Mobile |
HK0941009539 |
10,86 |
4,12 |
9,05 - 7,22 |
China Construction Bank |
CNE1000002H1 |
5,37 |
6,20 |
0,66 - 0,49 |
Taiwan Semiconductor Manufacturing |
US8740391003 |
12,73 |
3,04 |
15,68 - 11,67 |
Hutchison Whampoa |
HK0013000119 |
12,07 |
2,52 |
9,39 - 7,52 |
Bangkok Bank |
TH0001010006 |
9,39 |
4,08 |
7,50 - 7,41 |
Quelle: Onvista, 22.11.2013