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Anleihen Anleihen profitieren von Unsicherheit

Ein Rentenportfolio muss jetzt besonders sorgfältig zusammengesetzt sein, um ein günstiges Rendite-Risiko-Profil aufzuweisen.

Es ist noch gar nicht so lange her, da erwarteten Investmentgesellschaften, dass Anleger bald massiv umschichten. Weil die Leitzinsen in der Eurozone und in den USA über kurz oder lang steigen müssten, würden Investoren in großem Stil Kapital aus Anleihen abziehen und stattdessen Aktien kaufen, orakelten viele Gesellschaften im vergangenen Jahr. Obwohl die Aktienkurse 2013 tatsächlich in Rekordhöhen kletterten, blieb die große Rotation aber aus.

Jetzt liegen die Zinsen immer noch historisch tief – und Anleger zeigen sich sogar noch konservativer als zuvor: Im Januar zogen sie nach Zahlen des Fondsbranchenverbands BVI weitere 1,2 Mrd. Euro aus Aktienfonds ab. Rentenfonds verzeichneten dagegen Zuflüsse in Höhe von 1,1 Mrd. Euro.

Der Wunsch nach Sicherheit kommt nicht von ungefähr. In vielen Schwellenländern lahmt die Wirtschaft, in entwickelten Märkten fielen die Unternehmensberichte vielfach nicht so gut aus wie erhofft. Das bringt die Aktienkurse zum Schwanken und verunsichert viele Anleger. Die Krise auf der Krim hat die Unsicherheit noch verstärkt. Die Anleihemärkte sind allerdings auch kein sicherer Hafen mehr. Europäische Staatsanleihen könnten zwar für Investoren in den kommenden Monaten interessanter werden. Für ein günstiges Rendite-Risiko-Profil müssen sich Anleiheinvestoren heute aber mächtig ins Zeug legen.

Weitere Lockerung der Geldpolitik würde Anleihen nutzen

In den USA werden Rentenanleger immer nervöser. Die neue US-Notenbankchefin Janet Yellen hat sich bei ihrer ersten Pressekonferenz Ende März verplappert: Sie deutete an, dass der Leitzins, der zurzeit bei 0,25 Prozent liegt, bereits im zweiten Quartal 2015 steigen könnte. Bis dato waren Investoren und Analysten davon ausgegangen, dass es erst Ende 2015 so weit sei. „Wenn sich die Konjunktur in den USA weiter verbessert, werden die Märkte den Zeitpunkt der Leitzinserhöhung immer weiter nach vorn verlegen“, sagt Stephan Kuhnke, Leiter des Portfoliomanagements beim Rentenspezialisten Bantleon. In der Folge dürften die Anleihekurse fallen. „Für europäische Anleihen ist aber der Kurs der Europäischen Zentralbank von größerer Bedeutung“, sagt Kuhnke.

Die EZB bestätigte im März ihren Entschluss, den Leitzins in der Eurozone auf dem historischen Tief von 0,25 Prozent zu belassen. Es ist sogar möglich, dass die Bank den Zins noch weiter senkt, wenn auch in winzigen Schritten. Denn die Inflationsrate in der Währungsunion liegt noch immer deutlich unter dem EZB-Ziel von zwei Prozent. Darüber hinaus denken die Mitglieder der Notenbank über ein neues Anleihekaufprogramm und einen negativen Einlagezins für Banken nach.

Sollte die EZB ihre Geldpolitik weiter lockern, könnten die Kurse deutscher Staatsanleihen steigen – und die Papiere würden endlich wieder eine nennenswerte Rendite abwerfen. Zurzeit bekommen Anleger für Bundesanleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren gerade einmal 0,6 Prozent Zinsen, bei zehnjährigen Papieren sind es 1,5 Prozent.

Höhere Renditen nur mit höherem Risiko

Lang laufende Anleihen reagieren vergleichsweise stark auf steigende Zinsen, während Kurzläufer kaum etwas einbringen. „Tendenziell kaufen Anleger jetzt Anleihen mit mittlerer Restlaufzeit“, berichtet Bantleon-Spezialist Kuhnke. „Wer auskömmliche Renditen haben will, muss höhere Risiken eingehen oder zu Anleihen mit längeren Laufzeiten greifen.“ Viele Investoren interessieren sich deshalb für Staatsanleihen aus Ländern der Euro-Peripherie wie Spanien und Italien. Die Länder haben nach wie vor wirtschaftliche Probleme, ihre Anleihen bieten zum Ausgleich für das höhere Risiko aber auch höhere Zinsen. Für eine italienische Staatsanleihe mit einer Laufzeit von fünf Jahren bekommen Anleger aktuell zwei Prozent Kupon, entsprechende Papiere aus Spanien bringen 1,9 Prozent.

Rentenanleger sollten ohnehin nie nur auf eine einzige Anleihegattung setzen. Das gilt jetzt noch mehr als in ruhigeren Zeiten. „Ein aktives Portfoliomanagement und eine selektive Anleiheauswahl sind zurzeit sehr wichtig“, sagt Kuhnke. Er hält zurzeit eine Mischung aus fünfjährigen Unternehmensanleihen mit BBB-Rating, Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie und einigen Staatsanleihen aus den stabilen Ländern Mitteleuropas für sinnvoll. „Damit kann man gut schlafen“, sagt er. Ein solches Portfolio dürfte jährlich zwischen bis zu 1,7 Prozent Rendite bringen.

Anleihefonds Europa

Name

ISIN

Perf. lauf. Jahr*

Perf. 3 Jahre p.a.*

Agio*

Gebühr p.a.*

Invesco European Bond A Acc

LU0066341099

3,89

8,66

5,26

0,75

KEPLER Europa Rentenfonds A

AT0000799846

4,11

8,48

2,50

0,60

Jyske Invest European Bonds

DK0016261837

3,94

8,02

1,00

0,45

Fidelity MoneyBuilder European Bd A-EUR

LU0215156984

3,82

7,12

3,50

0,60

Deka-EuropaBond TF

DE0009771980

2,34

5,84

0,00

1,23

* Angaben in Prozent

Quelle: Morningstar; Stand: 28.3.2014

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