Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist in Deutschland vor allem aus einem Grund beliebt: Sie verfällt nicht. Egal, ob ein Unternehmen pleitegeht, übernommen wird oder fusioniert – die eingezahlte Rente ist sicher. Einfachheit gehört dagegen nicht gerade zu den Stärken der deutschen bAV . Arbeitnehmer müssen sich im Vorfeld viele Fragen stellen: Wie viel zahle ich ein? Welchen Anteil übernimmt mein Arbeitgeber? Wie soll das Geld angelegt werden: bei einer Pensionskasse, in einem Pensionsfonds oder in eine Direktversicherung? Für mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen ist das schon zu kompliziert, zeigt eine Umfrage im Auftrag der Fondsgesellschaft Fidelity.
Mehr als die Hälfte der 20- bis 34-Jährigen in Deutschland wünscht sich laut Umfrage, dass Arbeitgeber automatisch einen Teil des Gehalts abziehen und in eine bAV einzahlen. In Großbritannien ist genau das die Regel. Die Briten haben ein sogenanntes Opt-Out-System: Wer älter als 22 Jahre ist und mehr als 10.000 Pfund (rund 11.700 Euro) pro Jahr verdient, wird automatisch in einen Betriebsrentenplan einbezogen. Wer das nicht will, muss bei jedem Jobwechsel widersprechen.
Großteil der Briten hat eine betriebliche Altersvorsorge
Laut dem britischen Ministerium für Arbeit und Renten haben sich bisher nur neun Prozent der Beschäftigten gegen eine bAV entschieden. Damit liegt der Anteil der Vorsorgenden in Großbritannien deutlich höher als in Deutschland. Während sich 91 Prozent der Briten an der bAV beteiligen, sind es in Deutschland laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales nur 47 Prozent. Und das obwohl Arbeitgeber in Deutschland mittlerweile dazu verpflichtet sind, 15 Prozent des Mitarbeiterbeitrags zur bAV beizusteuern. Entscheiden sich Mitarbeiter also zum Beispiel, monatlich 100 Euro in die betriebliche Altersvorsorge einzuzahlen, muss der Arbeitgeber 15 Euro bezuschussen.
Auch von Australien kann Deutschland einiges lernen. Dort liegt der bAV-Beitragssatz von Unternehmen deutlich höher als hierzulande. Derzeit zahlen australische Arbeitgeber 9,5 Prozent des Bruttogehalts ihrer Arbeitnehmer in die bAV ein. Bis zum Jahr 2025 soll dieser Satz auf 12 Prozent steigen. Große Unternehmen zahlen schon heute mitunter mehr als das gesetzliche Minimum, um für Arbeitnehmer attraktiver zu sein. Das eingezahlte Geld wird nicht wie in Deutschland vom Bruttolohn abgezogen. Arbeitgeber zahlen den Betrag oben drauf. Arbeitnehmer können wiederum frei entscheiden, ob sie selbst noch zusätzlich Geld einzahlen wollen.
Üppige Renditen in Australien
Australische Chefs sind zudem dazu verpflichtet, einen Teil des Bruttolohns ihrer Belegschaft in einen von rund 200 sogenannten Superannuation-Fonds zu investieren. Bei den Produkten handelt es sich in der Regel um Mischfonds mit einem mehr oder weniger hohen Aktienanteil. In welchen Fonds Arbeitgeber einzahlen, können sich Arbeitnehmer aussuchen. Treffen sie keine eigene Wahl, zahlen ihre Chefs in einen selbst gewählten Fonds ein.
Superannuation-Fonds sind laut der Association of Superannuation Funds of Australia (ASFA) im Schnitt rund zur Hälfte in Aktien investiert. Zum Vergleich: In Deutschland haben Aktien in der bAV durchschnittlich einen Anteil von nur 17 Prozent, zeigen Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Australische Arbeitnehmer konnten sich in den vergangenen Jahren über hübsche Renditen freuen. Im Zeitraum von 2005 bis 2017 haben ihre Altersvorsorgefonds im Schnitt 6,1 Prozent pro Jahr zugelegt.