Immobilien sind derzeit eine der beliebtesten Anlageklassen bei Investoren. Das dürfte in den kommenden Monaten so bleiben, schätzen Analysten. Die Bedeutung von Immobilien als Anlageklasse habe 2013 noch einmal zugenommen und werde sich auch im laufenden Jahr auf einem hohen Niveau bewegen, urteilt Frank Pörschke, Deutschland-Geschäftsführer beim auf Immobilien spezialisierten Beratungsunternehmen Jones Lang LaSalle. Die Nachfrage nach Wohnimmobilien in Top-Lagen ist ungebrochen hoch, und der europäische Markt für Büroimmobilien erholt sich. Grund dafür seien die verbesserten Konjunkturaussichten für die Eurozone, sagen die Immobilienspezialisten der Deka-Bank. Selbst in Südeuropa gehe es an den Immobilienmärkten wieder aufwärts.
Für Anleger, die kein Haus kaufen wollen, bieten Immobilienaktien eine Alternative, in den Markt einzusteigen. Die Papiere börsennotierter Immobiliengesellschaften standen lange im Schatten offener und geschlossener Immobilienfonds. Das könnte sich nun ändern: Geschlossene Fonds kämpfen mit den Anforderungen des neuen Kapitalanlagegesetzbuchs, und offene Immobilienfonds sind in Verruf geraten, seit viele von ihnen im vergangenen Jahr wegen finanzieller Probleme geschlossen und zum Teil abgewickelt wurden. Immobilienaktien könnten also im laufenden Jahr interessanter werden.
Auswahl an Immobilienaktien wächst
Die Papiere sind kein reines Immobilieninvestment. Wie sie sich entwickeln, hängt nicht nur von der Nachfrage nach Wohnungen und Büros ab, sondern auch von der Lage am Aktienmarkt. Der befindet sich zurzeit in einer Korrekturphase. Viele Analysten gehen allerdings davon aus, dass die jüngste Kursschwäche nicht lange andauern wird und dass es danach wieder aufwärts geht. Das würde die Kurse von Immobilienaktien zusätzlich treiben. Der Index GPR 250 des niederländischen Analysehauses Global Property Research, der die liquidesten Immobilienaktien weltweit abbildet, tendiert derzeit nach einem kurzen Tief wieder nach oben.
Die Auswahl an Immobilienaktien wächst. Anfang vergangenen Jahres ging beispielsweise die Immobiliengesellschaft LEG in Frankfurt an die Börse. Die Aktie des Unternehmens startete bei 44 Euro, nach einigem Auf und Ab stieg der Kurs in den vergangenen Wochen auf den bisherigen Höchststand von über 46 Euro. „Der Appetit von Investoren auf die Anlageklasse Immobilien ist zuletzt weiter gewachsen“, urteilt Michael Müller, Leiter des Bereichs Real Estate bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte in Deutschland.
Anleger sollten allerdings nicht vergessen, dass ein Aktieninvestment andere Risiken birgt ein Eigenheim. Der Fall des Immobilienkonzerns IVG im Sommer vergangenen Jahres machte das deutlich: Das Unternehmen verhob sich an Großprojekten, meldete Ende 2013 Insolvenz an. Die IVG-Aktie soll im Sommer dieses Jahres nach fast drei Dekaden von der Börse genommen werden. Bereits jetzt ist die Aktie quasi nichts mehr wert: Der Kurs dümpelt seit Wochen nahe Null.
Unterschiede in der Wertentwicklung
Um das Verlustrisiko zu senken, können Anleger Aktienfonds kaufen. Es gibt mittlerweile einige Produkte, die sich auf Immobilienaktien spezialisiert haben. Einige der ältesten Immobilienaktienfonds für deutsche Investoren stammen von der Stuttgarter Privatbank Ellwanger & Geiger. Der Fonds E&G Immobilienaktien Europa, aufgelegt im Jahr 2000, erzielte in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt 14 Prozent Plus pro Jahr, seit Januar 2014 legte er um rund zwei Prozent zu. Manager Helmut Kurz investiert derzeit einen besonders großen Teil des Fondsvermögens in Deutschland, außerdem in Mittel- und Osteuropa. Britische Immobilienaktien haben im Fonds derzeit ein Gewicht von rund zwölf Prozent. Die Region um London herum ist bei Immobilieninvestoren aktuell sehr beliebt, entsprechend stark sind die Preise bereits gestiegen.
Fonds, die Immobilienaktien kaufen, verlangen ähnlich hohe Verwaltungsgebühren wie herkömmliche Aktienfonds. Der E&G Immobilienaktien Europa etwa kostet 1,35 Prozent Gebühr pro Jahr. Mit börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) kommen Anleger deutlich günstiger davon. Zwischen einzelnen Immobilien-ETFs gibt es allerdings große Unterschiede in der Wertentwicklung. Anleger sollten darauf achten, welchen Markt die Produkte abbilden.
Immobilien ETFs
Name |
ISIN |
Perf. laufendes Jahr in % |
Perf. 3 Jahre p.a. in % |
Gebühr p.a. in % |
iShares UK Property |
IE00B1TXLS18 |
11,51 |
16,11 |
0,40 |
ComStage STOXX®Europe 600 Rel Est NR ETF |
LU0378436793 |
9,81 |
11,13 |
0,25 |
db x-trackers FTSE E/N DevEurRE ETF DR1C |
LU0489337690 |
8,36 |
10,16 |
0,20 |
EasyETF FTSE EPRA Europe A |
LU0246033426 |
9,38 |
9,83 |
0,45 |
Amundi ETF Real Estate REIT IEIF A/I |
FR0010791160 |
7,48 |
9,07 |
0,35 |
Quelle: Morningstar; Stand: 27.2.2014