Die schlechten Nachrichten aus Schwellenländern reißen nicht ab. Schon im vergangenen Jahr hatten viele Emerging Markets wirtschaftliche Probleme. Die Zinspolitik der Notenbanken in Industriestaaten hat zudem die Währungen in vielen aufstrebenden Märkten unter Druck gesetzt. Seit Beginn dieses Jahres hat sich die Lage weiter zugespitzt. Um ihre im Sinkflug befindlichen Währungen zu stützen, greifen viele Emerging Markets auf ihre Währungsreserven zurück. Damit machen sie sich erst recht verletzlich für Angriffe von Spekulanten. Können Politiker dieser Spirale nicht Einhalt gebieten, dürfte sich das Leistungsbilanzdefizit der betroffenen Länder weiter vergrößern, befürchten Analysten.
Schwellenländer erleben derzeit den schlimmsten Währungsabsturz seit 2008. Anleger ziehen im großen Stil Kapital ab und investieren es etwa in den USA, wo sich das Wirtschaftswachstum stabilisiert. Investmentgesellschaften halten die jüngste Kapitalflucht indes für übertrieben. „Man kann nicht von einer Krise der Schwellenländer sprechen“, sagt Harald Preißler, Chefvolkswirt des Rentenspezialisten Bantleon. „Das Abstrafen der Schwellenländer ist eine normale Reaktion auf den Konjunkturzyklus. Während es in der Eurozone und den USA momentan wieder bergauf geht, haben die Emerging Markets eine schwächere Phase.“ Auf lange Sicht dürften Schwellenländer von der wieder anspringenden globalen Konjunktur profitieren, schätzen Analysten.
Um in der aktuellen Schwächephase nicht unter die Räder zu kommen, müssen Emerging-Markets-Anleger vorsichtig sein. Das gilt insbesondere für Anleiheinvestoren, denn die Währungsturbulenzen setzen die Rentenmärkte unter Druck. Anleihen, die in lokalen Währungen notieren, sind nach Ansicht von Experten jetzt keine gute Wahl. Sie bieten zwar in der Regel höhere Kupons als Schwellenländeranleihen in Euro oder US-Dollar, verlieren aber an Wert, wenn ihre Basiswährung fällt. „Wechselkursschwankungen, wie wir sie in den vergangenen drei Wochen erlebt haben, können die Kupons von Fremdwährungsanleihen auf Sicht von vier bis fünf Jahren aufzehren“, sagt Preißler. Solange die Abwertungsspirale anhält, bleiben Lokalwährungsanleihen ein hochriskantes Investment.
„Antizyklische Investmentchance“
Eine Börsenregel besagt, dass Anleger kaufen sollen, wenn die Kanonen donnern. Für Investoren mit langem Atem könnte sich ein Einstieg in Schwellenländeranleihen jetzt also lohnen. „Für uns bietet sich hier eine klassische antizyklische Investmentchance“, sagt Michael Winkler, leitender Investmentstratege der St. Galler Kantonalbank in Deutschland. Er geht davon aus, dass der Ausverkauf in Schwellenmärkten nicht mehr lange andauern wird. „Man darf nicht vergessen, dass die Schwellenländer weiterhin die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft bleiben.“ Für interessierte Investoren sind Emerging-Markets-Anleihen in Hartwährungen wie Euro und US-Dollar jetzt eine bessere Wahl als Lokalwährungsanleihen. Viele dieser Papiere bieten zwar nur noch vergleichsweise geringe Risikoaufschläge. Anleger setzen sich damit aber auch keinem so hohen Währungsrisiko aus wie mit Rentenpapieren, die in türkischer Lira, indonesischer Rupiah oder brasilianischem Real notiert sind.
In Zukunft werde es wichtiger, zwischen einzelnen Schwellenländern zu unterscheiden, betonen Investment-Profis. Die Wertentwicklung von Emerging-Markets-Anleihen dürfte künftig höchst unterschiedlich verlaufen, je nachdem, wie gut die Fundamentaldaten eines Landes ausfallen, sagt Michael Hasenstab, Schwellenländerspezialist der Fondsgesellschaft Franklin Templeton. Das mache detaillierte Kenntnisse der einzelnen Länder erforderlich.
Die meisten Privatanleger können keine aufwendigen Untersuchungen betreiben, um herauszufinden, welche Schwellenländer fundamental besonders gut dastehen. Privatinvestoren sollten ohnehin keine einzelnen Länder stärker gewichten als andere, rät Bantleon-Chefvolkswirt Preißler. Das Risiko sei zu hoch. Fonds, die in Schwellenländeranleihen investieren, streuen das Kapital auf mehrere Länder und senken so das Verlustrisiko – zumindest ein wenig. Generell sollten Schwellenländeranleihen höchstens zehn Prozent des Portfolios ausmachen, sagt Preißler. „Sie eignen sich nur als Beimischung.“
Ausgewählte Schwellenländer-Fonds
Name |
ISIN |
Perf. lauf. Jahr in % |
Perf. 3 Jahre p.a. in % |
Agio in % |
Gebühr p.a. in % |
EdR Emerging Bonds C |
FR0007021050 |
- 3,51 |
7,94 |
3,00 |
1,13 |
Macquarie MS Bonds Emerging Markets T |
AT0000817846 |
0,35 |
6,23 |
4,00 |
1,00 |
AXA WF Global Emerg Mkts Bds F(H)-C EUR |
LU0227125944 |
0,25 |
5,07 |
2,00 |
0,85 |
UniInstitutional EM Bonds Spezia |
DE0009757732 |
1,06 |
5,26 |
0 |
0,62 |
ESPA Bond Emerging Markets A |
AT0000842521 |
0,38 |
5,22 |
3,50 |
0,96 |
Quelle: Morningstar; Stand: 21.2.2014