Es herrscht beinahe frühlingshaftes Wetter in Arizona, als die nagelneue Boeing 737 Max 8 im Februar 2023 zum Jungfernflug in den leicht bewölkten Himmel abhebt. Erst am Abend zuvor ist die Maschine in Phoenix an die Fluggesellschaft Southwest ausgeliefert worden. Mit 164 Passagieren an Bord steuert sie nun das texanische Houston an. Zweieinhalb Stunden. Routine.
Doch kurz nach dem Start bemerken die Piloten, dass etwas nicht stimmt. Aus 3.300 Metern Flughöhe sendet der Kapitän eine Notfallmeldung an den Tower: Die Technik, die das Flugzeug im Autopilotmodus stabilisieren soll, versagt. Die Crew entscheidet sich zur Umkehr. 23 Minuten nach dem Start landet Flug WN 971 wieder sicher auf dem Airport der Hauptstadt von Arizona. Alle Insassen sind wohlbehalten.
Ed Pierson bleibt ruhig, während er über den Zwischenfall spricht, aber aus seiner Stimme klingt Empörung heraus. Wie sei so etwas möglich bei einem Flugzeug, das gerade frisch aus der Fabrik kommt, fragt er: „Ist das die neue Normalität?“ Der Ex-Boeing-Manager ist einer von mehreren Whistleblowern, die nach zwei Abstürzen von 737-Max-Maschinen zur Aufklärung beitrugen und schockierende Missstände bei dem Flugzeugbauer offenlegten. Doch für Pierson ist die Sache noch nicht zu Ende. Er hat den Kampf für mehr Sicherheit zu seiner Mission gemacht.