Mehr als 30 Jahre lang schrieb der legendäre Investor André Kostolany Kolumnen für Capital. Auf C+ dokumentieren wir in einer Serie einige seiner Texte. Im Juli 1966 schreibt Kostolany über zurückgehaltene Nachrichten und verpasste Chancen
Es war 1932, ein Samstagnachmittag. Das Staatbegräbnis für Aristide Briand war eben beendet. Um eine Stunde totzuschlagen, ging ich in ein New-York-Broker-Office. Ich wollte hören, was es in der Wall Street Neues gebe. An diesem Samstag – in New York war es noch Vormittag – war die Börse ruhig, nur in einem Wertschein kam es zu ungewöhnlichen Umsätzen: mehrere tausend Kreuger-och-Toll-Bonds wurden bei unverändertem Preis gehandelt. Ein ziemlich seltener Fall. Ich ahnte nicht, daß einige Häuser weiter Ivar Kreuger tot in seiner Wohnung lag. Die New Yorker Banken, die Kreugers Interessen vertraten, wußten es auch nicht, sonst hätten sie das Angebot von mehreren hunderttausend Kreuger-Bonds zu diesem Preis nicht aufgenommen.