Der 24. Oktober 1929 war ein Trauertag für die Börse und ein Wendepunkt in der Entwicklung des modernen Kapitalismus. Wie die Entdeckung Amerikas oder die Französische Revolution hat die Katastrophe von Wall Street das Gesicht der westlichen Welt und ihre soziale Struktur vollständig verwandelt. Diese Katastrophe ist noch heute ein Alptraum für alle, die sie erlebt haben.
Es hatte vor diesem schwarzen Oktober-Donnerstag viele glückliche Jahre in Wall Street gegeben. Amerika strotzte und protzte im Wohlstand voll Kraft und Optimismus. Einkommen, Rohstoffpreise, Wertpapiere: Alles stieg ständig. Die Ticker in den Wall-Street-Büros spuckten Tausende Meter von Papierstreifen aus. Alle Amerikaner, Farmer, Kleinbürger, Einwanderer, alle machten das Spekulieren der Geldaristokratie nach. Aber die Spekulation basierte auf sandigem Grund: Kredit. Doch nur wenige machten sich das klar.
Die spektakulärsten Börsencrashs
Der Bank Run in New York war ein Schock für die USA: Das Land hatte in der Industrialisierung einen beispiellosen Boom erlebt, was etliche Spekulanten und windige Unternehmer auf den Plan rief. Auslöser des Crashs am 17. Oktober waren denn auch halsbrecherische Geschäfte deutschstämmiger Einwanderer, die mit Leerverkäufen auf ein großes Kupfer-Unternehmen einen Reibach machen wollten. Die Krise wurde unter anderem mithilfe des angesehenen Bankers J.P. Morgan im Zaum gehalten. Sie führte in letzter Konsequenz zur Einrichtung der US-Zentralbank, die in Notsituationen eingreifen soll.
Im kollektiven Gedächtnis ist es die Mutter aller Börsenkräche: Im Oktober 1929 kam es am US-Aktienmarkt zum „Schwarzen Donnerstag“, mit dem eine lange Phase rasanten Wachstums und zunehmenden Konsums in dem Land endete. Der Crash von New York mündete in die Große Depression, in der Millionen von Menschen arbeitslos wurden. Der Absturz weitete sich zur Weltwirtschaftskrise aus. Er gilt daher oft auch als eine Ursache für die Ausweitung des sozialen Elends in Deutschland und den Aufstieg der Nationalsozialisten, die daraus politisches Kapital schlugen.
Der Absturz des Dow Jones um 22,6 Prozent an einem Tag war der bis dato größte Einbruch in der Geschichte dieses Index. Der Börsenkrach war der erste, bei dem Computer eine entscheidende Rolle spielten: Die Automatisierung bei der Zusammensetzung der Portfolios verstärkte noch den Abwärtssog an den Märkten. Zwei Monate nach dem Crash erschien der Spielfilm "Wall Street" von Oliver Stone. Er wirkte wie ein Kommentar zu den aktuellen Ereignissen und wurde zu dem Börsenfilm schlechthin.
Jedem, der derzeit in Tech-Aktien investiert, sei noch einmal ein näheres Studium des Dotcom-Crashs empfohlen. Er ist generell ein perfektes Beispiel für Blasen an den Aktienmärkten. In den 90ern führte die Verbreitung des Internets zu irrationalem Überschwang, Phantasie-Bewertungen und übertriebenen Erwartungen an die reihenweise an die Börse gebrachten jungen Firmen. Diese Euphorie endete abrupt im März 2000, als nach ersten Verkäufen einzelner zweifelnder Investoren der Markt völlig in sich zusammen brach und auch viele Kleinanleger um ihr Geld brachte.
Als die Terroranschläge vom 11. September 2001 die Türme des World Trade Center in New York zum Einsturz brachten, wurde die Wall Street umgehend geschlossen und zwar für ganze sechs Tage. Das war die längste Pause auf dem Parkett seit der Großen Rezession in den 30er-Jahren. Nach der Wiedereröffnung des Handels fiel der Dow Jones um rund sieben Prozent.
Es war die größte Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit: Die Immobilienkrise in den USA schwelte seit 2007, die US-Regierung hatte bereits Banken gerettet, bis sie bei der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers einen Strich zog: Das Bankhaus sollte – trotz weitreichender Verflechtungen im globalen Finanzsystem - nicht mehr gerettet werden. Die Folge: Am 15. September 2008 brach Panik an den Börsen aus. Der Dow Jones fiel innerhalb eines Tages um fast 800 Punkte. Der Niedergang an den Märkten hielt noch bis ins Jahr 2009 an.
Es war einer der ungewöhnlichsten Crashs der Börsengeschichte: Innerhalb von wenigen Minuten verlor der Dow Jones Industrial Average Index 1000 Punkte. Der plötzliche Einbruch begann am 6. Mai 2010 am frühen Nachmittag und hielt ungefähr 36 Minuten an. Zu den Ursachen gab es zunächst viele Theorien. Mittlerweile ist bekannt, dass der Kurssturz offenbar durch eine Marktmanipulation eines Londoner Daytraders ausgelöst wurde. Im Nachgang des Crashs wurden schärfere Regeln für die US Börsen beschlossen.
Wegen der Coronapandemie herrscht Verunsicherung an den Finanzmärkten. Hinzu kommt ein Ölpreiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland: Weil die Regierung in Moskau sich nicht an einer Förderbremse beteiligen will, dreht Saudi-Arabien den Ölhahn voll auf, der Preis bricht zeitweise um rund ein Drittel ein. Der Dax verliert am 9. März 7,9 Prozent. Und die Talfahrt geht weiter: Am 12. März 2020 verhängen die USA wegen der Pandemie einen Einreisestopp für Personen aus vielen europäischen Ländern. Zudem dämpft die Europäische Zentralbank (EZB) die Stimmung, weil sie entgegen der Erwartungen auf eine Zinssenkung verzichtet. Der Dax beendet den Tag 12,2 Prozent im Minus. Das ist der zweitgrößte Tagesverlust seiner Geschichte. In den Tagen darauf geht es weiter rasant abwärts. Insgesamt verliert der Leitindex zwischen Ende Februar und Mitte März rund 40 Prozent. Auch auf anderen Börsenplätzen geht es rasant bergab.
Alles schien wunderbar, man lebte in einem blauen Dunst. Und die Drahtzieher der Schau, die professionellen Geldleute von Wall Street (heute heißen sie Fondsmanager, Konglomerat-Manager), hüteten sich, auch nur den Anschein einer Gefahr ahnen zu lassen. Präsident Hoover und sein Finanzminister Mellon erklärten mit aller Autorität, es bestünde kein Grund, daß all dies eines Tages aufhören sollte.
Was war die Ursache für den Crash von 1929?
Und da geschah etwas, was für die Outsider unerklärlich war. Das Barometer steht auf schön – und plötzlich blitzt und donnert es aus blauem Himmel. Wieso, weshalb? Für viele erfahrene Börsianer war es keine Überraschung. Denn es geschah wie schon so oft in der Finanzgeschichte. Der Börsenboom schwillt mit den zufließenden Geldern und Krediten zu einem Riesenballon an, der dann durch einen Stecknadelstich platzen muß. Kein Börsenkrach, dem nicht ein Börsenboom vorangegangen ist – kein Boom, der nicht mit einem Börsenkrach endet.