Die Integration des Tengelmann Lieferdienstes Bringmeister in das genossenschaftlich organisierte Edeka-Reich wird für den Handelsriesen schwer. Tengelmanns Lieferdienst für Lebensmittel passe nicht in das Edeka-System, sagten mehrere Branchenkenner Capital (Ausgabe 07/2016, EVT 16. Juni). Der scheidende Digital-Chef von Tengelmann, Henrik Haenecke, sagte, die Zukunft von Bringmeister sei offen: „Die strategische Frage, wie es mit Bringmeister weitergeht, muss Edeka beantworten, wenn die Übernahme vollzogen wird.“ Der Handelsexperte Gerrit Heinemann nannte Bringmeister einen „Fremdkörper“ im Edeka-Reich.
Die Online-Kompetenz von Tengelmann galt als einer der wichtigsten Gründe für Edeka, den Konkurrenten mit seinen rund 450 Filialen zu übernehmen. Edeka-Chef Markus Mosa hatte erst kürzlich erklärt, das Online-Geschäft werde „eher größer aufgestellt als zurückgefahren“. Bringmeister solle dabei eine wichtige Rolle spielen. Wie alle etablierten Supermarktbetreiber fürchtet auch Edeka, dass der US-Versandhändler Amazon demnächst Lebensmittel in Deutschland anbieten wird.
Als Digital-Chef von Tengelmann hatte Haenecke den Aufbau von Bringmeister vorangetrieben und für die schnelle Lieferung in Berlin und München eigene Zentrallager eingerichtet. Genau hier fangen bei Edeka die Probleme an. Denn Edeka ist in sieben Regionalgesellschaften aufgeteilt und wird von rund 4000 selbstständigen Händlern getragen – ohne zentrale Lieferstruktur. „Bisher haben die Regionalgesellschaften eine Stärkung des Online-Handels wohl eher verhindert“, sagte Heinemann. Und sie würden „nicht mit großem Kapitalaufwand ein neues Geschäftsmodell aufbauen, das viele Jahre braucht, bis es rentabel ist“.
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