Das sind die reichsten Russen 2023
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hatte etliche Milliardäre des Landes aus dem „Forbes“-Ranking 2022 katapultiert. Viele von ihnen kehrten 2023 zurück. Mit Wjatscheslaw Kantor und Michail Prochorow teilten sich zwei Widersacher des russischen Machthabers Wladimir Putin mit einem geschätzten Vermögen von umgerechnet 11,3 Mrd. Dollar Platz 153 im „Forbes“-Ranking 2023 der reichsten Menschen der Welt. Sie belegten damit in Russland den zehnten Platz. Kantor war 2022 der einzige Vertreter dieser Top 10 gewesen, der nach dem Angriff auf die Ukraine nicht von „Forbes“ herabgestuft worden war. Das Vermögen des Großaktionärs von Acron, einem der größten Düngemittelhersteller des Landes, stieg den Angaben zufolge von 4,6 auf 11,3 Mrd. Dollar. ...
In einem weltweiten Krisenjahr für die Superreichen haben alle der zehn reichsten Männer Russlands Vermögen hinzugewonnen. Michail Fridman war da mit einem leichten Plus von 11,8 auf 12,7 Mrd. Dollar sogar der Verlierer der Spitzengruppe. Der gebürtige Ukrainer hatte als einer der wenigen Oligarchen den Angriffskrieg Russlands verurteilt. Der 58-Jährige, der auch die israelische Staatsbürgerschaft besitzt, ist Mitgründer der Alfa Bank, Russlands größter nichtstaatlicher Bank. 2013 verkaufte der damalige Großaktionär des Ölkonzerns TNK-BP laut „Forbes“ seine Aktien für 5,1 Mrd. Dollar. Fridman verbesserte sich im Gesamt-Ranking vom 161. auf den 140. Platz.
Alischer Usmanows Vermögen erhöhte sich zwar deutlich von 11,5 auf 14,4 Mrd. Dollar. Im Boom-Jahr der russischen Superreichen aber stieg der 69-Jährige einen Platz auf Rang acht ab. International aber verbesserte er sich von Platz 167 auf 122. Der Oligarch gehörte laut „Forbes“ zu den frühen Investoren bei Facebook und hält heute unter anderem Anteile am Stahlkonzern Metalloinvest und dem chinesischen Elektronikhersteller Xiaomi. Er leitete zudem viele Jahre lang eine Investment-Tochtergesellschaft von Gazprom.
Einen Platz nach oben ging es hingegen für Gennadi Timtschenko. Im globalen Ranking verbesserte sich der Oligarch sogar vom 173. auf den 89. Platz. „Forbes“ stufte den Putin-Vertrauten, der Anteile an dem Gasunternehmen Novatek und dem Petrokonzern Sibur Holding hält, von 11,3 auf 18,5 Mrd. Dollar hoch. Damit war der 70-Jährige allerdings noch deutlich von seinen 22,0 Mrd. Dollar im Ranking für 2021 entfernt.
Wagit Alekperow war im Zuge der westlichen Sanktionen im April 2022 als Präsident von Lukoil zurückgetreten. Der einstige Sowjetminister hatte den größten unabhängigen Mineralölkonzern Russlands 1991 aus drei staatlich kontrollierten Ölfeldern geformt, wie „Forbes“ schreibt. Der Oligarch mit aserbaidschanischen Wurzeln hat sein Vermögen laut dem Ranking zum Stichtag 10. März 2023 nahezu verdoppelt. „Forbes“ stufte den 72-Jährigen von 10,5 auf 20,5 Mrd. Dollar hoch. 2021 hatte er bei 24,9 Mrd. Dollar gelegen. Das Foto zeigt ihn (r.) bei einem Treffen mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin.
Alexei Mordaschow war unmittelbar nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine für „Forbes“ der größte Verlierer unter den russischen Oligarchen. Der 2021 reichste Mensch Russlands verlor der Analyse zufolge binnen eines Jahres mehr als die Hälfte seines Vermögens. Einen großen Teil hat der Mehrheitseigner am Stahlkonzern Severstal und Tui-Großaktionär aber nun wieder gutgemacht. „Forbes“ führte den 57-Jährigen mit 20,9 Mrd. Dollar auf Platz 79 der reichsten Menschen der Welt. Diktatoren und Mitglieder von Königshäusern werden in dem Ranking aufgrund ihrer unklaren Vermögensverhältnisse übrigens nicht berücksichtigt.
Stark aufgeholt, aber immer noch nicht auf altem Bestwert: Dieses Motto der reichsten Männer Russlands gilt 2023 auch für Leonid Michelson. Der Mitgründer und Vorsitzender des Erdgaskonzerns Novatek stieg von 14,9 auf 21,6 Mrd. Dollar (2021: 24,9 Mrd. Dollar). Dieses alljährliche Auf und Ab ist der Geschäftspartner von Gennadi Timtschenko in dem „Forbes“-Ranking allerdings gewohnt.
Wladimir Lissin wurde 2022 von „Forbes“ zum reichsten Mann Russlands gekürt. Der äußerte dem Magazin zufolge damals als einer der ersten Oligarchen Kritik an der Invasion und wurde im Gegensatz zu den meisten anderen Oligarchen nicht persönlich vom Westen sanktioniert. Der Chef der NLMK Group, einem der größten russischen Hersteller von Stahlprodukten, verbesserte sich im Ranking für 2023 zwar von 18,4 auf 22,1 Mrd. Dollar. Das reichte für den 70-Jährigen allerdings nicht, um den Titel „Reichster Mann Russlands“ zu halten.
Unverändert auf Platz zwei rangierte hingegen Wladimir Potanin. Das gelang dem Großaktionär des Bergbauunternehmens Norilsk Nickel durch einen Aufstieg von 17,3 auf 23,7 Mrd. Dollar. Aber auch der 62-Jährige blieb damit unter seinem Ergebnis von 2021 (27,0 Mrd. Dollar). Er verbesserte sich im Gesamt-Ranking vom 97. auf den 62. Platz.
Von den steigenden Preisen infolge des Krieges profitierte auch der neue reichste Russe, Andrei Melnitschenko. Seine Anteile an dem von ihm gegründeten Düngemittelhersteller Eurochem sowie dem Kohle- und Stromkonzern SUEK katapultierten den 51-Jährigen von 11,1 auf 25,2 Mrd. Dollar. Das war der siebtgrößte Gewinn im Ranking überhaupt und bedeutete weltweit Platz 58.
Reichste Russin war auf Platz 223 Tatjana Bakaltschuk (8,8 Mrd. Dollar). Die 47-Jährige hatte 2004 während der Mutterschutz-Auszeit den Online-Versandhandel Wildberries gegründet. Anfangs verkaufte sie Kleidungsstücke des deutschen Versandhändlers Otto weiter.