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Kunstmarkt Vom Techno-Club zur Kunstausstellung

Ab dem 9. September öffnet das Berghain wieder seine Tore, allerdings nicht für Partygänger, sondern für Kunstinteressierte. An der Fassade des Clubs hat der Künstler Rirkrit Tiravanija eine Fassadeninstallation angebracht
Ab dem 9. September öffnet das Berghain wieder seine Tore, allerdings nicht für Partygänger, sondern für Kunstinteressierte. An der Fassade des Clubs hat der Künstler Rirkrit Tiravanija eine Fassadeninstallation angebracht
© Noshe
Die Kunst- und die Clubszene wurden von der Pandemie schwer getroffen. Die Krise macht beide Branchen erfinderisch und sorgt auch für Kooperationen: Der berühmte Berliner Techno-Club Berghain wird so zur Kunstausstellung

Normalerweise stehen vor dem Berghain lange Schlangen von Feiernden, die darauf warten nach stundenlangem Warten endlich in den international bekannten Techno-Club zu dürfen. Seit dem 11. März steht das Berghain allerdings leer – mit spürbaren Folgen für die Finanzen des Clubs. Die Ausstellung „Studio Berlin“ will jetzt wieder Leben auf das leere Clubgelände und seine Räumlichkeiten bringen: Nach monatelangem Leerstand sollen ab dem 9. September 115 Künstler ihre Werke in den Räumen des Clubs ausstellen.

Neben Größen der Szene wie Katharina Grosse, Wolfgang Tillmans, Isa Genzken und Olafur Eliasson zeigen dabei auch weniger bekannte Nachwuchskünstler ihre Werke. Einen Teil der Ausstellungsstücke haben die Künstler dabei während der Pandemie geschaffen, auch weil viele Künstler mehr Zeit hatten, Projekte anzugehen und umzusetzen . Trotzdem handelt die Ausstellung nicht ausschließlich von Corona. Stattdessen hat sie zum Ziel „aktuelle Strömungen und Veränderungen in Kunst und Gesellschaft widerzuspiegeln und Berliner Künstlerinnen einen Präsentationsort für ihr künstlerisches Schaffen zu geben“, erklärt Kunstsammler Christian Boros. Er hat die Ausstellung gemeinsam mit seiner Frau Karen und der Leiterin der Boros Foundation Juliet Kothe organisiert.

Der Berliner Szene-Club Berghain hat corona-bedingt seit Monaten geschlossen, ab September öffnet er für eine Kunstausstellung
Der Berliner Szene-Club Berghain hat corona-bedingt seit Monaten geschlossen, ab September öffnet er für eine Kunstausstellung (Foto: imago images / PEMAX)
© PEMAX / IMAGO

Seine eigene Kunstsammlung stellt das Ehepaar Boros schon seit 2008 in einem ehemaligen Hochbunker im Berliner Stadtteil Mitte aus. Kunst hat im Leben von Christian Boros, der sie schon seit seinem 18. Lebensjahr sammelt, schon lange eine Rolle gespielt. Die Idee zur Ausstellung war allerdings ein gemeinschaftlicher Vorstoß: „Das Berghain hat die Boros Foundation angesprochen und wir haben dann gemeinsam die Idee entwickelt.“

Als Standort vieler Künstler, Ateliers und Kunstwerkstätten ist Berlin eine der Hochburgen der deutschen Kunstszene. Eine der größten Herausforderungen bei der Organisation war es daher die richtigen Künstler auszuwählen, erzählt Boros. „Ein Glück halfen uns die Künstler und Künstlerinnen, die wir angesprochen haben mit ihren Empfehlungen für weitere Kollegen“, sagt er.

Er selbst war überrascht, wie kollegial viele der angesprochenen Künstler reagierten. „In dieser Zeit geht es nicht um Konkurrenz, es geht um Gemeinsamkeit und Miteinander“, sagt Boros. „Die kreative Kraft der Kunst kann vielleicht helfen, Hoffnungen für ein Morgen zu geben.“

Bis Ende Dezember soll die Ausstellung geöffnet sein. Solange können sich Besucher von Kunsthistorikerinnen, aber auch von Mitarbeitern des Berghain durch die Ausstellung führen lassen. „Studio Berlin“ soll dabei vollkommen analog ablaufen – und damit der Hausordnung des Berghain folgen. Heißt: auch keine Fotos und Posts für Social Media. „Nach Monaten von Wahrnehmung von Kunst im digitalen Raum ist diese Ausstellung endlich wieder live und echt und real. Menschen haben Hunger nach analogen, wahren Erlebnissen“, erklärt Boros. Damit das für das Berghain auch weiterhin gilt, kommen die Erlöse der Ausstellung dem Club zugute. Über alle Einzelheiten rund um die Ausstellung informiert „Studio Berlin“ bereits im Vorfeld auf einer eigenen Internetseite , dort können Interessierte auch die Online-Tickets kaufen.

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