Mit dem Sanierungsfahrplan sollte es endlich richtig losgehen. Tatsächlich fingen damit die Probleme erst an. Eineinhalb Jahre hatte die Familie von Melanie Knauf auf die Empfehlungen des Energieberaters gewartet, auf ihren „iSFP“. „Individueller Sanierungsfahrplan“, das klang für sie nach einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, um das geerbte Familienhaus im Sauerland auf einen besseren Energiestandard zu bringen. Ihr Plan: einen Bau aus den 1980er-Jahren so aufrüsten, dass er weniger Energie verbraucht und das Wohnen behaglicher wird. Zwar hatten die Eltern das kleine Dreiparteienhaus gut in Schuss gehalten. Doch viele Arbeiten liegen schon Jahre zurück.
Inzwischen stellt die 18 Jahre alte Gasheizung im Winter schon mal den Dienst ein. Sie müsste ersetzt werden. Die wollten die Geschwister gegen eine moderne Wärmepumpe tauschen. Ihr Energiefahrplan empfiehlt jedoch eine andere Reihenfolge: Demnach müsste das Haus erst einmal besser isoliert werden. Zudem entspricht die Zweischeibenverglasung der Fenster nicht mehr dem neuesten Stand. Erst danach wäre das Heizsystem dran. Gut 150.000 Euro müssten sie investieren, bevor sie den alten Gaskessel rausschmeißen.
Aber dafür die intakte Fassade ummodeln? Und alle Fenster tauschen? Das erscheint der Familie unwirtschaftlich. Dazu die Hiobsbotschaft vom Heizungsbauer: Für eine Wärmepumpe müsste man aus der Etagenheizung erst einmal eine Zentralheizungsanlage machen. Nun sind die Geschwister Knauf ratlos – und entmutigt. Wie die meisten anderen Protagonisten wollen sie in dieser Geschichte lieber nicht mit richtigem Namen genannt werden.
Rund 16 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser gibt es hierzulande. „Ein Viertel aller Einfamilienhäuser sind Hochverbraucher“, sagt Peter Friemert von den Hamburger Energielotsen, die unentgeltlich Hausbesitzer beraten. Daneben gibt es rund 4 Millionen meist kleinere Mehrfamilienhäuser, in denen immerhin 23 Millionen Haushalte leben. Darunter sind ebenfalls viele Energieschleudern.