Ob ein eigenes Häuschen oder eine Eigentumswohnung – in vielen Ländern wächst das Interesse an Wohneigentum seit Jahren. Daran ändert auch die Corona-Krise nichts. Im Gegenteil: Die Kombination aus Niedrigzinsen und Unsicherheit an den Finanzmärkten, ließ Investitionen in „Betongold“ für viele potentielle Käufer noch attraktiver erscheinen. An den Hauspreisen ging das nicht spurlos vorbei, weltweit legten die Immobilienpreise deshalb um 7,3 Prozent zu, wie aus dem Global House Price Index von Knight Frank hervorgeht.
Für seinen Index hat das Immobilienberatungsunternehmen die Entwicklung der Preise vom ersten Quartal 2020 bis zum ersten Quartal 2021 für 55 Länder weltweit untersucht. Während einige Länder wie Italien, Indien und Spanien dabei ein geringes Wachstum oder sogar rückläufige Hauspreise verzeichneten, gab es in 13 der untersuchten Länder einen zweistelligen Preiszuwachs.
In Deutschland lagen die Immobilienpreise knapp über dem weltweiten Durchschnitt. Hier mussten Hauskäufer im Vergleich 8,1 Prozent mehr für ihr Traumobjekt bezahlen. Von Juli 2020 bis März 2021 stiegen die Preise dabei noch einmal um 5,7 Prozent, davon allein um 2,7 Prozent ab Oktober. Teurer wurde es nicht nur in Großstädten, sondern auch auf dem Land. Das lag einerseits am sogenannten Homeoffice-Effekt, der dafür sorgte, dass viele Hauskäufer auch bei längeren Wegen ins Stadtzentrum kompromissbereiter wurden. Außerdem entdeckten viele junge Familien das Umland, weil die horrenden Preise in den Städten für viele nicht mehr bezahlbar sind.
Verglichen mit einigen Ländern des Rankings schneidet der deutsche Immobilienmarkt vergleichsweise gut ab, wenn es um den Preisanstieg im vergangenen Jahr geht. Bei den Spitzenreitern mussten potentielle Hauskäufer mindestens ein Fünftel mehr an Budget für die Traumimmobilie bereithalten.
In diesen Ländern sind die Immobilienpreise 2020 am stärksten gestiegen
Mit einem Preisanstieg von etwas mehr als einem Zehntel eröffnet Norwegens Immobilienmarkt das Ranking auf Platz zehn. In Norwegens Hauptstadt legten die Preise sogar noch stärker zu: um 15 Prozent. Auch die Nachfrage nach Wohneigentum legte im Corona-Jahr zu. Vom ersten Quartal 2020 bis zum ersten Quartal 2021 wurden demnach fast vier Prozent mehr Immobilien verkauft als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Neubauten war dagegen rückläufig. Dem norwegischen Statistikamt zufolge wurden vier Prozent weniger Häuser fertiggestellt als 2019.
In Neuseeland zogen die Immobilienpreise 2020 um mehr als ein Fünftel (22,1 Prozent) an, inflationsbereinigt immerhin noch um knapp 18 Prozent. Besonders nachgefragt sind Immobilien in Auckland. Rund ein Drittel aller Immobilienverkäufe entfallen auf die Hafenstadt im Norden des Landes. Das macht sich auch preislich bemerkbar, mit einem durchschnittlichen Kaufpreis von knapp 740.000 Dollar sind Wohnimmobilien dort im landesweiten Vergleich am teuersten. Trotz der Pandemie blieb die Nachfrage an Wohneigentum groß. Die Folge: Allein im Dezember 2020 stiegen die Immobilienkäufe um mehr als ein Drittel, das Immobilienangebot verringerte sich dagegen um 29 Prozent. Die Zahl an fertiggestellten Neubauten stieg um drei Prozent an.
Wer im Frühjahr 2021 eine Immobilie in den Niederlanden kaufen wollte, musste durchschnittlich rund 334.500 Euro hinblättern. Seit 2014 sind die Hauspreise damit um mehr als die Hälfte gestiegen. Allein für 2020 wurde ein Preisanstieg von 11,3 Prozent registriert. Die Immobilienverkäufe zogen im vergangenen Jahr ebenfalls um knapp acht Prozent an, das Angebot an Neubauten wuchs dagegen nur um mehr als drei Prozent. Auch für 2021 rechnen Beobachter der niederländischen Rabobank mit einem weiteren Preissprung von acht Prozent.
Auch in Österreich ist 2020 immer mehr Anlagekapital in den Immobilienmarkt geflossen. Die Folge: Wohneigentum war dort im ersten Quartal 2021 um 12,3 Prozent teurer als noch im Vorjahr. Im Vergleich von zehn Jahren sind die Immobilienpreise damit doppelt so schnell wie das durchschnittliche Einkommen gestiegen. Mehr als die Hälfte aller Mieter kann sich Wohneigentum deshalb nicht leisten, wie die Wohnstudie 2021 der Erste Bank und der S Bausparkasse bilanziert. Einer der Hauptgründe für den Preisanstieg sei dabei das große Interesse von Investoren, die im österreichischen Immobilienmarkt einen sicheren Hafen für ihr Anlagekapital sehen.
In Schweden zogen die Hauspreise 2020 um 13 Prozent an und stiegen damit mehr als dreimal so stark wie 2019. Die landesweiten Hauspreise lagen durchschnittlich bei 320.500 Euro. Seit den 1990er-Jahren sind die schwedischen Hauspreise damit fast ununterbrochen gestiegen. In der Corona-Pandemie ließ die Nachfrage nach Häusern zwar leicht nach. Laut dem schwedischen Statistikamt gingen die Verkäufe von Ein- und Zweifamilienhäusern um 5,1 Prozent zurück. Die Niedrigzinsen und der überregulierte Markt für Mietwohnungen machen Wohneigentum für viele Schweden aber weiterhin attraktiv.
Bis zum März 2021 stiegen die Hauspreise in den USA im Vergleich zum Vorjahreswert um 13,2 Prozent. Berechnungen für April zufolge legten die Preise im April aber noch weiter zu und kletterten um 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert nach oben. Analysten zufolge ist das der höchste Anstieg in 30 Jahren. Die Pandemie hat die Nachfrage an Wohneigentum – verstärkt durch Kreditzinsen auf einem Rekordniveau – befeuert. Vor allem das Interesse an Eigentum in den Vororten von Großstädten hat Homeoffice-bedingt zugenommen und übersteigt längst das Angebot. Lieferengpässe bei Bauholz und anderen Baumaterialien verzögerten die Fertigstellung von Neubauten.
Seit 2016 kennen die Immobilienpreise in der Slowakei nur eine Richtung – und zwar aufwärts. 2020 stiegen die Preise noch einmal besonders stark um 15,5 Prozent. Unter den Visegrad-Staaten verzeichnet die Slowakei damit den stärksten Anstieg. In Polen und Tschechien zogen die Immobilienpreise 2020 um neun Prozent an, in Ungarn lediglich um 1,8 Prozent. Beobachter schreiben den jüngsten Preissprung dem Umstand zu, dass die Zinsen für Hauskredite und das Angebot von günstigen Wohnimmobilien auf einem Rekordtief liegen.
Den weltweit drittstärksten Preissprung auf dem Immobilienmarkt verzeichnet Luxemburg. Hier legten die Preise für Wohneigentum vom ersten Quartal 2020 bis zum ersten Quartal 2021 um 16,6 Prozent zu. Damit gilt Luxemburg als einer der teuersten Immobilienmärkte Europas. Grund ist eine sehr hohe Nachfrage, die auf ein nahezu konstant bleibendes Angebot trifft. Die Pandemie habe das Interesse an Immobilien verstärkt – Tendenz weiter steigend. Dem luxemburgischen Statistikamt zufolge könnten die Preise 2021 um weitere neun Prozent ansteigen.
Verglichen mit dem Vorjahreswert zogen die russischen Immobilienpreise um 11,1 Prozent an. In Metropolen wie Moskau und St. Petersburg fiel der Anstieg noch deutlich stärker aus. Während die Preise für Wohneigentum in der Hauptstadt um 16 Prozent zulegten, mussten Hauskäufer in St. Petersburg im vergangenen Jahr rund ein Fünftel mehr bezahlen als noch 2019. Auch die Nachfrage nach Wohneigentum zog an. Neben den günstigen Finanzierungsmöglichkeiten durch die Niedrigzinsen, sind dabei auch viele wohlhabende Russen als Investoren an den heimischen Immobilienmarkt zurückgekehrt.
Mit einem Anstieg von fast einem Drittel (32 Prozent) sind die Hauspreise in der Türkei 2020 am stärksten gestiegen. Dieser Umstand ist allerdings auch der hohen Inflation geschuldet, ohne sie wuchsen die Immobilienpreise bereinigt aber immerhin noch um 16 Prozent. Auch die Immobilienkäufe legten im Coronajahr zu. Rund ein Zehntel mehr Wohnungen und Häuser wechselten im Vergleich zu 2019 den Besitzer. Nachdem der türkische Immobilienmarkt jahrelang ein beliebtes Investitionsziel für ausländische Investoren aus den Golfstaaten war, dominierten 2020 wieder einheimische Käufer. Der Anteil ausländischer Käufer sank dagegen um ein Zehntel.