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5 Minuten Geldanlage Was treibt den Ölpreis nach unten?

Der Ölpreis kennt seit Monaten nur eine Richtung: nach unten. Analyst Dominik Storhas von Goldman Sachs zu den Gründen des Preisverfalls
Ölförderung auf hoher See: Der Preis für den Rohstoff sinkt und sinkt
Die Ekofisk Ölplattform in der Nordsee
© ConocoPhillips

Capital: Seit Ende Juni ist der Ölpreis um rund 30 Prozent gefallen. Und eine Bodenbildung ist nicht in Sicht. Was treibt den Preis so heftig nach unten?

Storhas: Einerseits sehen wir auf der Angebotsseite eine Neuverteilung der globalen Produktion mit einem Anstieg in Regionen, die nicht zu den OPEC Staaten gehören. Hier werden die Preise vor allem durch die angezogene Schiefer-Ölproduktion in den USA nach unten gedrückt. Parallel dazu klang die Besorgnis über potenzielle Angebotsengpässe ab. Grund dafür ist die ungestörte Ölproduktion in Russland und im Irak sowie die Wiederbelebung der Förderung in Libyen. Zudem wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die OPEC ihre Reaktionen auf die Rohölproduktion ändert, um den Ölpreis zu stabilisieren.

Dem steht auf der anderen Seite eine nur gering wachsende Nachfrage gegenüber. Zunehmende makroökonomische Bedenken, sprich die Sorge vor einem Abflachen der Konjunktur, gaben meiner Meinung nach den letzten Anstoß für den Kursabfall von Brent auf Preise unter 80 Dollar pro Barrel.

Welche Rolle spielt der Ölpreis heute eigentlich noch als Indikator für die Volkswirtschaft und die Börsen?

Rohstoffpreise werden fundamental vom wirtschaftlichen Umfeld beeinflusst. So weisen Rohstoffe in Perioden geringen wirtschaftlichen Wachstums häufig schwache Renditen auf, während Aktien bei schlechten wirtschaftlichen Bedingungen tendenziell besser abschneiden. Die Korrelation zwischen Rohstoffen, Anleihen und Aktien war historisch häufig während Rezessionen am höchsten, wobei vor allem die globale Finanzkrise zu historisch hohen Korrelationen geführt hat. Dennoch eignen sich Rohstoffe auch in solchen Phasen als eine Art Absicherung gegen geopolitische Risiken und Inflation.

Den Einfluss einer oft diskutierten „Finanzialisierung“ von Rohstoffmärkten, also der weltweite Handel von Rohstoffen als Investitions-und weniger als fundamentales Gebrauchsgut, sehen wir eher als gering an. Wir denken, dass der internationale Ölmarkt an fundamentalen Faktoren hängt.

Die Aktienkurse großer Erdölkonzerne wie Chevron und Exxon sind seit Juni deutlich im Minus, weil Anleger fürchten, aufgrund des gesunkenen Ölpreises könnten die Gewinnspannen der Konzerne schrumpfen. Ist die Furcht berechtigt?

Generell gilt: Große Erdölkonzerne können nach wie vor von niedrigeren Eingangspreisen profitieren da die Gewinne der Raffinierung und chemischen Weiterverarbeitung steigen. Die Reaktion der Aktienkurse hängt daher stark von der inneren Struktur der einzelnen Unternehmen ab und woher die relevanten Gewinne stammen. Bei US-amerikanischen Ölproduzenten beispielsweise, die Schieferöl produzieren, kann über einen Break-Even-Punkt bisher nur spekuliert werden. Aber sicherlich werden die Konzerne im Falle niedriger Ölpreise Maßnahmen ergreifen müssen, um langfristig positive Bilanzen zu schreiben.

Welche Möglichkeiten haben Anleger, die auf Bewegungen beim Ölpreis setzen wollen?

Eine gehebelte Partizipation an steigenden und fallenden Kursen der Ölsorten Brent und WTI ist neben klassischen Optionsscheinen beispielsweise auch durch Mini-Futures möglich. Anleger können darüber hinaus mit weniger riskanten Bonus- und Outperformance-Bonuszertifikate, wie sie auch von Goldman Sachs angeboten werden, von positiven Bewegungen des WTI Preises profitieren. Diese Produkte gibt es mit und ohne Währungssicherung. Völlig ausschließen lassen sich Risiken bei diesen Investments natürlich nicht. In Abhängigkeit von der Marktentwicklung müssen Anleger also auch mit Verlusten rechnen. Für Investoren, die den Erhalt des eingesetzten Kapitals wünschen, sind Kapitalschutzzertifikate eine geeignete Alternative.

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