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Geldanlage Sommerdepression am Hochzinsmarkt

Die Kurse von Hochzinsanleihen sind stark gefallen. Dahinter stecken aber keine fundamentale Probleme - der Markt bietet Chancen
Mischfonds mit ansehnlicher Wertentwicklung
Es geht wieder aufwärts für Hochzinsanleihen
© Getty Images

Charles Himmelberg hat als Investmentstratege der US-Großbank Goldman Sachs schon das eine oder andere einschneidende Ereignis an der Börse miterlebt. Als Anleger im August innerhalb von fünf Tagen beinahe sechs Milliarden US-Dollar aus Hochzinsanleihefonds abzogen, fehlten allerdings auch ihm die Worte. Also erfand er einfach ein neues: Himmelberg sprach von einem „Flowmageddon“.

Nicht nur in Übersee wächst die Skepsis der Investoren gegenüber Hochzinsanleihen. Auch in Europa hat ein Stimmungsumschwung eingesetzt. Die Nachfrage nach den Papieren ist gesunken. Infolge merklich fallender Kurse sind die Renditen seit Anfang Juli um mehr als 0,5 Prozentpunkte gestiegen und liegen im Durchschnitt nun wieder bei mehr als 4,5 Prozent. Im vergangenen Jahr und im ersten Halbjahr dieses Jahres hatten sich Anleger noch auf die Papiere gestürzt, um im Niedrigzinsumfeld noch eine auskömmliche Rendite zu erwirtschaften. Im vergangenen Jahr pumpten sie 70 Mrd. Euro in den Markt, im laufenden Jahr sind allein in Europa weitere 69 Mrd. Euro dazugekommen.

Zuletzt hat sich allerdings gezeigt, dass die Kurse der Papiere höchst anfällig für äußere Einflüsse sind. „Die Unsicherheiten infolge der Ereignisse im Nahen Osten und der Ukraine sorgen bei den Anlegern für Verunsicherungen, sie halten sich bei Investitionen in risikoreiche Anlageklassen wie Hochzinsanleihen zurück“, sagt Chris Bullock, Portfoliomanager beim Fondsanbieter Henderson.

Ende der Rally oder nur eine Korrektur?

Nun vermutet manch einer schon ein Ende der Rally. Einige Marktbeobachter sehen in dem sommerlichen Kursrutsch allerdings lediglich eine längst überfällige Korrektur, die Einstiegsgelegenheiten schafft. Allerdings ist beim Kauf der Papiere jetzt noch genaueres Hinsehen gefragt. „Wir verhalten uns im Hochzinsmarkt sehr vorsichtig“, sagt Ariel Bezalel, Manager eines Anleihefonds bei der Investmentgesellschaft Jupiter in London.

Als Hochzinsanleihen gelten Festverzinsliche von Staaten oder Unternehmen, die Ratingagenturen für riskant halten und deren Bonität unter Investment-Grade-Status liegt. Die Bewertungsspanne der US-Ratingagentur Standard & Poor’s für solche Unternehmen reicht zum Beispiel von bestenfalls BB bis hin zum wenig vertrauenserweckenden C. Aufgrund der niedrigen Kreditwürdigkeit der Emittenten sind Hochzinsanleihen auch als Ramsch- oder Schrottpapiere bekannt. Das Ausfallrisiko der Papiere ist höher als das von Investment-Grade-Anleihen.

Um Anleger für das erhöhte Risiko zu entschädigen, bieten Hochzinsanleihen höhere Kupons als beispielsweise Bundesanleihen. US-Hochzinsanleihen sind momentan mit einer durchschnittlichen Fälligkeitsrendite von sechs Prozent verzinst. Die Fälligkeitsrendite setzt sich aus dem Zinskupon und dem Kursgewinn- beziehungsweise Verlust einer Anleihe während der Laufzeit zusammen. In Europa liegt sie immerhin bei 4,4 Prozent. Zum Vergleich: Staatsanleihen bringen wenig mehr als null Prozent.

Attraktiv für Unternehmen und Staaten

Analysten halten den Kurssturz am Markt für Hochzinsanleihen nicht für das Heulen von Sirenen, die den dauerhaften Niedergang des Marktsegments ankündigen. Sie erwarten vielmehr, dass sich künftig immer mehr Unternehmen und auch Staaten auf diese Weise frisches Geld am Kapitalmarkt beschaffen werden.

Tatsächlich sieht es so aus, als seien die Kursstürze im Juli und August nur eine Sommerflaute gewesen: Der Index Global High Yield legte nach einem Einbruch in den beiden Sommermonaten zuletzt wieder zu und stieg auf 276 Punkte, nachdem er zuvor auf 260 gefallen war.

„Investoren auf der Suche nach laufenden Erträgen finden diese derzeit weiterhin vor allem im Hochzinsbereich“, sagt Markus Peters, Portfoliomanager bei der Investmentgesellschaft AB (ehemals Alliance Bernstein). Ausgewählte Hochzinsanleihen seien nach wie vor attraktiv. Anleger sollten ihre Wahl jedoch mit Bedacht treffen“, sagt Peters. Viele Anleihen mit einem CCC-Rating etwa hätten eine vergleichsweise hohe Ausfallquote.

Eine Alternative zu hochverzinslichen Unternehmensanleihen aus den USA oder Europa bieten Staats- oder Unternehmensanleihen aus Schwellenländern. „Dort ist der Markt zuletzt gut gelaufen, mit Ausnahme von Russland“, sagt Torsten Hähn, Anleiheanalyst bei der WGZ Bank. Aber: Um mit Euro-Anleihen aus der Türkei eine Rendite von mehr als drei Prozent zu erwirtschaften, muss ein Anleger lange Laufzeiten wählen. „Allerdings sind markant hohen Renditen, wie beispielsweise in Venezuela, oft auch der Ausdruck sprunghafter Wirtschaftspolitik und schwer zu beurteilender Strukturen“, sagt Hähn. Das verleiht Hochzinsanleihen aus solchen Ländern eine stärkere politische Note als dies bei anderen High-Yield-Bonds der Fall ist: „Wer in solche Titel investiert, braucht gute Nerven und eine starke Meinung.“

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