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Jahresbilanz So rüstet sich die Commerzbank für sinkende Zinsen

Commerzbank-Chef Manfred Knof und Finanzchefin Bettina Orlopp bei der Bilanzpressekonferenz
Commerzbank-Chef Manfred Knof und Finanzchefin Bettina Orlopp präsentierten die Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres
© Helmut Fricke/dpa / Picture Alliance
Der Rekordgewinn täuscht: Die Commerzbank ist aktuell nur halb so rentabel wie vor der Finanzkrise. Um ihre Eigenkapitalquote in den zweistelligen Bereich zu schrauben, sollen in Erwartung sinkender Zinsen die Erträge im Provisionsgeschäft steigen

Das Jahr 2007 war noch eine andere Zeit in der Welt der Banken. Die globale Finanzkrise mit dem Beinahe-Zusammenbruch des Finanzsystems war trotz ersten Rumorens in ihrem späteren Ausmaß nicht absehbar. Hierzulande träumte die Deutsche Bank noch davon, in der Spitzengruppe der globalen Investmentbanken mitzuspielen. Hinter den „Blauen“, wie man in Frankfurt sagt, hieß die Nummer zwei noch Dresdner Bank, damals ein Teil des Allianz-Konzerns. Erst ein Jahr später sollten die „Grünen“ – also die Dresdner – dann von den „Gelben“ geschluckt werden, der zu dem Zeitpunkt kleineren Commerzbank. Während die Allianz mit dem Verkauf der Dresdner eine Menge drohender Subprime-Probleme loswurde, setzte für die Commerzbank und ihre Aktionäre ab 2008 eine lange Phase des Leidens ein.

Nach Jahren nahe am Abgrund ist die Commerzbank spätestens seit ihrer Dax-Rückkehr vor rund einem Jahr wieder zurück, manifestiert jetzt durch den höchsten Konzerngewinn seit gut 15 Jahren. 2,2 Mrd. Euro hat die Commerzbank im vergangenen Jahr verdient, operativ und somit vor Steuern, waren es sogar 3,4 Mrd. Euro. Stolze Zahlen also, die Konzernchef Manfred Knof und Finanzchefin Bettina Orlopp zur Bilanzpressekonferenz vorlegten. „Wir haben geliefert“, postulierte Orlopp. Wobei der Gewinn nur nominal ein Rekordwert ist und nicht die Inflation der vergangenen 15 Jahre berücksichtigt. Im Jahr 2007 lag der Konzernüberschuss bei 1,9 Mrd. Euro, die Bank war jedoch doppelt so rentabel wie heute. Der Geschäftsbericht weist für 2007 eine Eigenkapitalrendite von 15,4 Prozent aus, im Jahr 2023 waren es nur 7,7 Prozent. 

Gewinnsprung dank EZB

Den Gewinnsprung von 55 Prozent im vergangenen Jahr hat die Commerzbank vor allem der Europäischen Zentralbank (EZB) zu verdanken. Denn die um zehn Prozent auf 10,5 Mrd. Euro gestiegenen Erträge gehen auf einen Sprung beim Zinsüberschuss zurück. Dieser kletterte um fast 30 Prozent auf 8,4 Mrd. Euro, während der Überschuss im Provisionsgeschäft, also vor allem aus dem Verkauf von Finanzprodukten wie Fonds und Wertpapieren, sogar um 3,8 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro zurückging. In diesem Jahr erwächst aus diesen Werten eine große Herausforderung für das Management der Commerzbank, schließlich soll die Eigenkapitalrendite bis 2027 einen zweistelligen Wert erreichen.

Jahresbilanz: So rüstet sich die Commerzbank für sinkende Zinsen

„Der Zinsüberschuss hat einen Höchststand erreicht“, räumte Knof ein. Für dieses Jahr stellt sich die Commerzbank nun auf sinkende Leitzinsen ein und orientiert sich dabei am Terminmarkt, wo über Derivate eine erste Zinssenkung der EZB für das Frühjahr eingepreist ist. Der hauseigene Chefvolkswirt Jörg Krämer, ein Dauerkritiker lockerer Geldpolitik, rechnet mit dem ersten Zinsschritt erst für Sommer. „Wir laufen in eine Delle hinein“, sagt Orlopp mit Blick auf die Leitzinsen. Sie rechne für die Eurozone in diesem Jahr mit durchschnittlich 3,5 Prozent (gemessen am EZB-Einlagensatz), für 2025 mit einem weiteren Rückgang und erst danach wieder mit einem „deutlichen Anstieg“.

Weil nach Jahren mit großen Einsparungen bei Personal und Filialen „die Kosten unter Kontrolle sind“, wie Knof betont, gibt es für den Bank-Boss also nur einen Weg, die Erträge und damit den Gewinn weiter zu steigern. „Der Provisionsüberschuss ist die wichtigste Wachstumsgröße“, betont er. Die Commerzbank will in den kommenden Jahren die Provisionseinnahmen um durchschnittlich jährlich vier Prozent steigern. „Das wird nicht einfach“, räumte Knof ein. Seine Forderung nach „striktem Performance-Management“ dürften die Mitarbeiter (Knof: „Jeder Commerzbanker ist hier gefordert“) vernehmen, die sich bei einer Mitarbeiterbefragung im vergangenen Jahr unzufrieden über ihren Arbeitsgeber geäußert und die Strategie des Vorstands angezweifelt hatten. 

Zwei Stellschrauben für Rentabilität

Eine weitere Stellschraube bleibt aber dem Management um Knof und Orlopp, die sich mit freundlichen Worten an Fragen zu ihrer Zukunft bei dem Kreditinstitut verbeilächelten. Die Eigenkapitalrendite ist schließlich ein relativer Wert. Man kann als Bank den Gewinn weiter steigern und man kann das Eigenkapital senken. Beides hilft die Rentabilität des Kapitals zu erhöhen und beides hat das Management vor. Um das Eigenkapital zu senken, will die Commerzbank weiter eigene Aktien am Markt zurückkaufen. Das Ziel ist eine harte Eigenkapitalquote von 13,5 Prozent, aktuell liegt sie bei 14,7 Prozent. 

Für die Aktienrückkäufe sollen Gewinne eingesetzt werden. Ein Teil fließt in Rückkäufe (aktuell im Umfang von 600 Mio. Euro), ein Teil in Dividenden. Für das Geschäftsjahr 2023 plant die Commerzbank mit einer Ausschüttung von 35 Cent nach 20 Cent für 2022. „Mit steigenden Gewinnen werden wir die Dividenden weiter steigern“, kündigte Orlopp an. „Die Zahlung muss aber konstant kommen.“ Es bringe nicht, wie in der Vergangenheit in einem Jahr eine Dividende zu zahlen und im Jahr darauf wieder ausfallen zu lassen, betonte sie.

Die Commerzbank hat bei allen Erfolgen, die mit einem Kurssprung der Aktie um rund Prozent auf 11 Euro belohnt wurden, noch einen weiten Weg vor sich bei der Rückkehr zu alten Rentabilitätsniveaus. Für das Geschäftsjahr 2007 zahlte die Commerzbank eine Dividende von 1 Euro je Aktie.

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