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Milliarden-Wette Warum Shortseller die Aktien von Nvidia, Apple & Co. ins Visier nehmen

Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nividia und Tesla bilden die „Magnificent Seven“
Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nividia und Tesla bilden die „Magnificent Seven“
© ZUMAPRESS.com | Andre M. Chang / Picture Alliance
Börsenlieblinge wie Nvidia, Apple & Co. stehen für ein Großteil der guten Börsenperformance. Shortseller sehen aber kaum noch Potenzial – und haben Wetten in Rekordhöhe aufgebaut 

Dass der breite Markt im vergangenen Jahr um mehr als 20 Prozent zugelegt hat, lag vor allem an einer Aktienkategorie, die Analysten gerne mit den „Magnificent Seven“ abkürzen – den „glorreichen Sieben“. Hinter dem Begriff stecken sieben große US-Unternehmen – Apple, Nvidia, Microsoft, Tesla, Amazon, Meta und Alphabet – die vor allem von der Künstlichen Intelligenz profitierten, oder vielmehr: vom Gerede darum. 

Über alle sieben Unternehmen hinweg wurde 2023 ein Plus von 111 Prozent erzielt. Damit stieg auch der Börsenwert der Magnificent Seven auf über 13,5 Billionen Dollar. Zum Vergleich: das ist fast achtmal so viel wie die Marktkapitalisierung im deutschen Leitindex Dax und größer als der gesamte chinesische Aktienmarkt, der nur auf 12 Billionen Dollar kommt.

Marktbeobachter fragen sich deshalb schon länger, wie nachhaltig dieser Trend sein kann. Und schaut man auf Shortseller, scheinen diese längst eine Antwort auf die Frage gefunden zu haben: nicht mehr lange. Nach übereinstimmenden Daten erwarten diese offensichtlich ein Ende der Big Tech-Rally, und setzt entsprechend auf fallende Kurse. Laut einer Analyse des Finanzdatenanbieters S3 Partners, über die das Handelsblatt zuerst berichtete, ist der Wert dieser Wetten sogar auf ein neues Rekordniveau von 127 Mrd. Dollar gestiegen. Aber auch andere Datenanbieter berichten laut der Nachrichtenagentur Reuters über höhere Einsätze der Leerverkäufer.

Tesla im Fokus

Shortseller und Hedgefonds wetten mit Leerverkäufen auf fallende Kurse. Hierfür leihen sie sich gegen Gebühr Aktien, verkaufen diese direkt weiter und hoffen, diese vor dem vereinbarten Rückgabetermin günstiger zurückkaufen zu können. Je geringer der Kaufpreis, umso größer die Differenz und umso größer auch ihr Gewinn.

In diesem Fall haben sich die Shortseller also mit Aktien der sieben Unternehmen eingedeckt und auf fallende Kurse gewettet. Der größte Anteil der Shortwetten entfällt laut S3 Partners dabei auf Nvidia mit 24,1 Mrd. Dollar, gefolgt von Microsoft (22,8 Mrd. Dollar) und Tesla (20,9 Mrd. Dollar). Gemessen an der Unternehmensgröße ist der Wert bei Tesla allerdings deutlich signifikanter. Auf Basis der frei handelbaren Aktien wird rund 3,9 Prozent der Papiere geshortet. Dahinter folgt die Google-Mutter Alphabet mit 2,7 Prozent.

Zur Wahrheit gehört aber, dass sich der Rekordwert auch aus dem Kurswachstum selbst erklärt. Denn der Wert ermittelt sich immer aus dem aktuellen Kurs, multipliziert mit der Anzahl der geshorteten Aktien. Steigen die Kurse, steigen auch die Shortwetten – selbst dann, wenn die Hedgefonds tagelang nichts tun würden. 

Das kann aber nur einen Teil erklären. Denn beim genaueren Blick zeigt sich, dass das Volumen trotz zeitweiser gefallener Kurse gestiegen ist. Für viele Shortseller sind die Wetten nämlich schon zum Teil aufgegangen. Viele Tech-Papiere stehen wochenweise unter Druck – mal Apple, mal Alphabet, mal Tesla. Allein in der Woche vom 15. bis 22. April, der schwächsten Woche seit Oktober 2022, erzielten Hedgefonds durch Magnificent Seven-Wetten so mehr als 10 Mrd. Dollar Gewinn. Das ergab eine Analyse des Datenanbieters Ortex. 

Eher Absicherung als Zockerei

Auch abzüglich von Gewinnmitnahmen, zwischenzeitlichen Kursgewinnen und allen sonstigen Faktoren, ist das Interesse an Short-Positionen gewachsen. Seit Jahresanfang sollen laut S3 Partners, rund 7 Mrd. Dollar netto in neue Short-Wetten geflossen sein.

Dahinter steckt laut Analysten eine simple Logik, die auf den ersten Blick gar nicht zum Zockerimage der Shortseller passt. Sie heißt: Absicherung – und leitet sich aus der makroökonomischen Gesundheitsgleichung ab. In diesem Fall hieße das etwa: Hustet Big Tech, bekommt der Markt einen Schnupfen. Und daraus folgend: Steigen die Short-Wetten, dämpft das immerhin die anderen Verluste aus dem Portfolio.

Insofern bewertet auch S3 Partners-Analyst Ihor Dusaniwsky die Entwicklung nicht unbedingt als Schwäche der Big Techs, sondern als normale Marktreaktion: „Das Short-Interest bei den Aktien der Glorreichen Sieben wird immer hoch sein, da sie eine einfache und günstige Möglichkeit zur Absicherung des Tech-Aspekts in einem Portfolio darstellen“, sagte er dem „Handelsblatt“.

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