Die Aktien mehrerer Quantencomputing-Unternehmen sind am Mittwoch massiv eingebrochen: Die Kurse von D-Wave, Rigetti, IonQ und Quantum Computing rauschten zwischen 36 und 45 Prozent in die Tiefe. Ausgelöst hat den Kursrutsch Nvidia-Chef Jensen Huang. Er deutete an, dass es noch 20 Jahre dauern dürfte, bis wirklich nützliche Quantencomputer auf den Markt kämen.
Der Absturz kommt überraschend, eigentlich befindet sich der Markt für Quanten-Computing-Aktien nämlich im Aufwind. Trotz des Absturzes in dieser Woche stehen D-Wave, Rigetti und Quantum Computing auf Jahressicht noch 593, 780 und 1026 Prozent im Plus. Doch ob es mit den Titeln auch in Zukunft weiter aufwärts geht, ist keinesfalls gewiss.
Supercomputer in Kinderschuhen
Quantencomputer gelten als Supercomputer der Zukunft. Sie sollen deutlich leistungsfähiger als normale Computer sein und könnten Anwendungen aus dem Bereich Künstliche Intelligenz und Big Data einen massiven Sprung verleihen. Entsprechend groß ist das Interesse von Großkonzernen und Investoren. Doch die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen.
Und hier ist der Knackpunkt: Wie lange es bis zur Marktreife der Technologie dauert, ist unklar. Es gibt zwar schon einige Quantencomputer auf dem Markt, diese nutzen aber nur einzelne Quanteneffekte und sind keine universellen Quantencomputer. Es ist nicht mal klar, ob sie herkömmlichen Computern derzeit tatsächlich überlegen sind. Entsprechend mager sind die aktuellen Umsätze der Quanten-Firmen. D-Wave erwirtschaftete im dritten Quartal 2024 1,9 Mio. US-Dollar, bei Rigetti waren es 2,4 Mio. US-Dollar.
„Wir sind von der Korrektur nicht überrascht“
Das hält Investoren nicht davon ab, auf die goldene Zukunft der Techunternehmen zu spekulieren. Erst im Dezember löste die Alphabet-Tochter Google einen Kurssprung aus, nachdem das Unternehmen einen neuen leistungsfähigeren Chip vorstellte. Der Technologiedurchbruch verhalf auch den anderen Quanten-Unternehmen massiv ins Plus.
Vielleicht waren die Märkte etwas zu optimistisch, warnen einige Analysten. „Da die Bewertungen etwas hoch geworden sind, sind wir von der heutigen Korrektur nicht überrascht“, kommentierte etwa Greg Bassuk, CEO des Vermögensverwalters AXS Investments, die Entwicklung am Mittwoch gegenüber CNBC. Auch Ivana Delevska, Investmentchefin von Spear Invest, rechnet damit, dass die ersten massenreifen Quanten-Computer erst in 15 bis 20 Jahren auf den Markt kommen. Dennoch sind Fonds des Investmenthauses bereits in Rigetti und IonQ investiert. Craig-Hallum-Analyst Richard Shannon glaubt, dass sich die Wette etwas früher auszahlen könnte. Er rechnet schon innerhalb der kommenden Jahre mit „erheblichen staatsbezogenen Einnahmen“ für die Quanten-Unternehmen.
Auf etablierte Konzerne mit Quanten-Sparte setzen
Ein Investment in Quanten-Aktien ist vor allem eine Wette auf die fernere Zukunft– und solche langfristigen Wetten sind riskant: Immerhin ist 20 Jahre vorher noch nicht abzusehen, welche Unternehmen sich am Markt durchsetzen und welche scheitern werden. Und – wie die jüngsten Ereignisse eindrücklich gezeigt haben – bleibt es bis dahin äußerst volatil. Wer dieses Risiko nicht vertragen kann, ist vielleicht mit etablierten Unternehmen besser beraten. So empfiehlt Paul Meeks, Investmentchef vom Vermögensverwalter Harvest Portfolio Management, gegenüber dem „Handelsblatt“, auf Techkonzerne zu setzen. Diese Unternehmen investieren zwar in die Quantencomputing-Forschung, können gleichzeitig aber auch mit anderen gut laufenden Geschäftsbereichen punkten. Neben Alphabet (Google) gilt das beispielsweise für IBM und Microsoft.