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Daniel Saurenz Nvidia gibt es jetzt im Sonderangebot

Ein Händler an der New Yorker Börse schreit in sein Telefon
An der New Yorker Börse rutschten in dieser Woche die Kurse
© John Angelillo/UPI Photo / Picture Alliance
Ein Jahr lang gab es am breiten US-Aktienmarkt keine nennenswerte Tageskorrektur. Auf einmal aber knicken Techaktien richtig ein. Es könnte ein Vorgeschmack sein

Episode eins gab es am Tag nach dem Attentat auf Donald Trump. Die Börse buchte seine Wahl zum US-Präsidenten als sehr wahrscheinlich ein und US-Technologietitel brachen weg, da Trump nicht zwingend als Freund des Sektors gilt. Nebenwerte aggregiert im Russell 2000 erlebten dagegen den besten Tag seit Jahren. In der Folgewoche gab es dann Part zwei der Korrektur. Für Kurseinbrüche von Nvidia über Super Micro bis Meta und der schlechtesten Woche für Halbleiteraktien seit Corona im März 2020 sorgte ein Gemisch aus Angst vor wahlweise Trump oder Kamala Harris ergänzt um zuvor viel zu positive Stimmung für KI-Aktien sowie ein Umdrehen des Carry-Trade und des monatelang unsagbar schwachen japanischen Yen. 

Die ersten Investoren werfen die Frage auf, ob es das war mit dem großen KI-Hype. Zumal nun auch Studien auftauchen, die KI ein weit weniger schnelles Wachstum und Anwendbarkeit unterstellen als in wohlwollenden Analysen angenommen. So ist die Börse eben. Wenn es abwärts geht, wird nach Gründen gesucht. 

Ein Jahr ohne großen Spaß für Bären

„356 Tage hat der S&P 500 ohne einen Tagesverlust von mehr als zwei Prozent überstanden“, ordnet Vanyo Walter vom Broker Robomarkets die abgelaufene Woche auch nochmal statistisch ein. Eigentlich ist dies nur eine unbedeutende Zahl. Und doch sagt sie viel über die Entwicklung der vergangenen Monate an der Wall Street aus. Viele Neulinge auf dem Parkett haben Verluste noch nie erlebt, aber die Börse ist keine Einbahnstraße. Je stärker die Kurse auf der einen Seite übertreiben, desto kräftiger fallen in der Regel die Gegenbewegung aus, denn Märkte streben grundsätzlich immer nach einem Gleichgewicht. 

So waren die Glorreichen Sieben mit ihrer KI-Fantasie lange Zeit die Treiber der Rally und erweisen sich jetzt als Achillesferse des Marktes. „In den vergangenen zehn Tagen seit 16. Juli haben die „Mag7“ rund 2 Billionen Dollar an Börsenwert verloren“, ergibt die Berechnung von Robomarkets. Eigentlich waren die Zahlen von Tesla und Alphabet nicht so schlecht, um Abschläge von 13 bzw. sechs Prozent zu rechtfertigen. Genauer gesagt waren sie nur nicht gut genug, um die hohen Erwartungen zu erfüllen. 

Tesla als Beispiel

Und es zeigte sich, dass Tesla-Chef Musk anders als zuletzt mit seinen großen Zukunftsvisionen – Stichwort Roboter-Taxi – Anleger nicht mehr aus der Reserve locken kann. Jetzt zählen Fakten, nicht Versprechungen und teure Visionen. „Der Markt will offenbar Gewinne und Ausblicke sehen, die über den Prognosen liegen“, so Stefan Riße von Acatis. Das hat sich auch bei Alphabet gezeigt. Die Google-Mutter hat viel Geld in ihre KI-Infrastruktur investiert, aber die Gewinne sprudeln noch nicht. Stattdessen ist Geduld gefragt, eine Tugend, die nicht zum jüngsten KI-Hype an der Börse passt. 

Bis sich die Investitionen in KI auszahlen, wird noch Zeit vergehen. Michael Winkler von der St. Galler Nationalbank schaut besonders auf Nvidia: „Von der hype-ähnlichen Begeisterung für Künstliche Intelligenz (KI) hat bisher der Chiphersteller profitiert. Von den beiden Kurshochs bei 140 bzw. 137 Dollar im Juni und Juli fiel die Aktie bisher nur leicht auf die erste Unterstützungszone bei 120 Dollar. Die wichtigste Frage vor der Berichtssaison in der zweiten Augusthälfte ist, ob die Unterstützung deutlich unterschritten wird, sonst könnte eine stärkere Konsolidierung eintreten“, so Winkler. Auch bei ASML sieht er das Risiko weiterer Rückgänge auf die zuvor sehr hohen Kursgewinne. 

Die Techkonzerne müssen liefern – immer

Starke Ergebnisse der Marktführer könnten die jüngsten Befürchtungen zerstreuen, einschließlich der Sorgen über überhöhte Bewertungen. Wobei eine richtige Einordnung wichtig ist, um nicht die Orientierung zu verlieren. „So wird für die Magnificent 7 eine Halbierung des starken Gewinnwachstums von rund 50 Prozent auf gut 20 Prozent prognostiziert“, erläutert Franz-Georg Wenner von Indexradar. Die übrigen 493 Mitglieder sollen dagegen erstmals seit langem wieder ein Gewinnwachstum von gut vier Prozent aufweisen. In den nächsten Quartalen wird eine Angleichung erwartet, im ersten Quartal 2025 könnten die kleineren Titel sogar stärker wachsen als die Tech-Schwergewichte. Aus fundamentaler Sicht ist dies positiv, da die massiven Ungleichgewichte abnehmen und sich der Markt auf eine breitere Basis stellt. 

Da an der Börse bekanntlich die Zukunft gehandelt wird, preist der Markt diese Entwicklung schon jetzt ein. Gewinnmitnahmen bei den Techgiganten und Umschichtungen in die Nebenwerte, der Rotations-Trade brummt. Verstärkt wird dies durch die wieder deutlich gestiegenen Zinssenkungshoffnungen, gerade für kleinere Unternehmen verbessern sich damit die Refinanzierungsbedingungen.

Unter dem Strich schließt sich mit der Korrektur im Techsegment auch die übertriebene Performance-Lücke zum Rest des Marktes. Es entweicht viel heiße Luft aus dem Kessel, was langfristig gesund ist, auch wenn die jüngsten Verluste denjenigen, die zu spät eingestiegen sind, Schmerzen bereiten. Aber man darf nicht vergessen, dass der Nasdaq 100 seit Oktober 2023 in der Spitze um fast 50 Prozent gestiegen ist. Da ist eine Korrektur von zehn oder 15 Prozent völlig normal. 

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie neu unter feingold-academy.com.

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