Die Hoffnung stirbt zuletzt. Immer, wenn die Kurse von Bankaktien in den vergangenen Monaten einen Hüpfer nach oben machten, witterten Analysten ein Comeback. Das ist bislang allerdings ausgeblieben. Für die Aktionäre europäischer Geldhäuser ist das laufende Jahr ein Desaster: Seit Jahresbeginn ist der Branchenindex Stoxx 600 Banks um rund 18 Prozent gefallen. Einzelne Titel verloren sogar noch deutlich stärker. So ist etwa der Kurs der Commerzbank-Aktie seit Anfang Januar um rund 32 Prozent eingebrochen.
Manche Marktbeobachter sehen jetzt Einstiegskurse. Die Risiken seien ausreichend eingepreist, sagen etwa die Analysten der genossenschaftlichen DZ Bank. Die Bewertungen von Bankaktien lägen derzeit ungefähr auf demselben Niveau wie auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2009. Damals seien die Risiken, die mit einem Bankinvestment verbunden sind, aber deutlich höher gewesen. Mittlerweile seien Europas Geldhäuser krisenfester. Die Experten der DZ Bank gehen deshalb davon aus, dass Banktitel bald zumindest einen Teil ihrer jüngsten Verluste wettmachen. In ihrem Musterdepot haben sie die Papiere deshalb neuerdings mit zehn Prozent gewichtet.

Schlechte Aussichten für Banken
Die DZ Bank ist nicht gerade für Wagemut bekannt. Trotzdem sollten es Privatanleger der genossenschaftlichen Zentralbank nicht unbedingt nachtun. Die Aussichten für den europäischen Bankensektor sind nämlich alles andere als rosig, die erhoffte Erholung könnte erst einmal ausfallen. Die Probleme der Geldhäuser sind keineswegs neu, bislang ist allerdings keine Lösung in Sicht: Das Niedrigzinsumfeld drückt auf die Margen. Höhere regulatorische Anforderungen erschweren das Geschäft. Viele Banken leiden zudem unter Strafzahlungen für Verfehlungen in der Vergangenheit oder müssen weitere teure Urteile gegen sich fürchten.
Der Brexit dürfte sich als weitere Belastung erweisen. Auf Banken, die ihr Geschäft von der britischen Hauptstadt aus steuern, kommen turbulente Zeiten zu. Aus der Schweizer Bank UBS heißt es bereits, das Wealth Management könnte von London nach Frankfurt umziehen. Das dürfte nicht günstig werden. Die US-Investmentbank J.P. Morgan hat deshalb ihre Ratings für UBS und auch für den großen schweizerischen Konkurrenten Credit Suisse herabgestuft. Anleger sollten die europäischen Investmentbanken wegen der unsicheren politischen Lage generell meiden, heißt es bei J.P. Morgan.
Krisenbanken und teure Umbauarbeiten
Spezifische Probleme bei einzelnen Geldhäusern machen die Situation nicht einfacher. Die Deutsche Bank steckt mitten in einem teuren strukturellen Umbau, dessen Erfolg von Branchenbeobachtern angezweifelt wird. Auch die Credit Suisse baut um: Personalrochaden und strikte Sparmaßnahmen sollen das Institut wieder auf Kurs bringen. Die italienische Krisenbank Monte die Paschi di Siena, die unter faulen Krediten leidet, konnte jüngst nur durch eine milliardenschwere Kapitalerhöhung gerettet werden.
Wer die niedrigen Bewertungen von Bankaktien zum Einstieg nutzen will, sollte sich also zumindest sehr genau ansehen, unter welchen Schwierigkeiten die einzelnen Geldhäuser leiden und wie ihr Management sie zu lösen gedenkt. Darüber hinaus sollten sich interessierte Investoren auf eine längere Durststrecke einstellen. Irgendwann werden die Kurse von Banktiteln wieder nachhaltig steigen. Der nächste kleine Ausreißer nach oben muss aber nicht zwangsläufig darauf hindeuten, dass eine längere Erholungsphase ihren Anfang nimmt.