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Geldanlage Ist der Goldpreis noch zu retten?

Fünf Minuten Geldanlage: Vermögensverwalter Uwe Zimmer zum Verfall des Goldpreises in den letzten Monaten.
Goldbarren: In jüngster Zeit ist der Preis stark gefallen
Goldbarren: In jüngster Zeit ist der Preis stark gefallen

Uwe Zimmer ist Gründer und Vorstand der Meridio Vermögensverwaltung in Köln

Capital: Angesichts der anhaltenden geopolitischen Krisen in der Welt müsste der Goldpreis doch längst durch die Decke geschossen sein. Warum tut er uns diesen Gefallen nicht, sondern fällt stattdessen auf ein Vierjahrestief?

Zimmer: Eine schnelle Antwort wäre: weil Gold nicht wirklich als Krisenwährung gilt, sondern als Inflationsschutz. Wir hatten zehn Jahre lang einen steigenden Goldpreis, der immer wieder mit den Sorgen vor Inflation – oder breiter gefasst – mit Sorgen ums Geld, um einen Zusammenbruch des Euro etwa, begründet wurde. Mittlerweile wird statt der Inflations- die Deflationsangst geschürt, und da ist Gold nicht so wichtig.

Zum anderen mag Gold tatsächlich als Krisenwährung gesehen werden. Wenn es zu einem großen Knall an den Börsen kommt, müssen Anleger abwägen: Wer seine Aktien schnell verkauft und „sichere“ Anlagen sucht, kann nicht in Immobilien gehen, das dauert zu lang. Staatsanleihen oder Gold sind dann die Alternativen. Beide sind schnell zu kaufen, beide könnten Geld über eine schwierige Zeit retten. Das Risiko, von staatlichen Zwangsmaßnahmen oder -abgaben getroffen zu werden, ist allerdings beim Gold höher. Deutschland würde seine Anleihen wahrscheinlich nicht aufgeben und die Rückzahlung verweigern. Andererseits bekommen Anleger beim Verkauf der Anleihen aber nur wieder Geld – was, wenn das nichts mehr wert ist?

Und hier bin ich wieder bei der puren Angst: Es wird immer Menschen geben, die sich Goldmünzen in den Safe legen, um im Falle eines völligen Zusammenbruchs damit zu bezahlen. Ich würde es nicht tun.

Zuletzt wies das Edelmetall Preisschwankungen auf, wie man sie sonst nur von Aktien kennt. Wie kommt das?

Zimmer: Weil Gold ein Spekulationsobjekt ist. Es gibt keinen Verbrauch, keine wirkliche Verwendung in der Industrie. Es dient zum Schmuck und zum Schutz maroder Zähne. Und als Geldanlage, als eine eigene Asset-Klasse fast. Und das reizt. Das reizt die Gier der Spekulanten. Sie wittern, hier lässt sich Geld verdienen. Das gilt umso mehr, als auf der anderen Seite oft private Käufer stehen, die bei ihrer Angst gepackt werden können.

Warum sollte eine Bank, die definitionsgemäß große Geldwerte verwaltet, Gold verkaufen, wenn sie selbst doch von einem Szenario ausgeht, in dem man Gold zum Schutz des Geldes braucht? Warum sind es die Verkäufer von Gold, die immer wieder die Notwendigkeit des Goldbesitzes propagieren? Weil sich damit schön spekulieren lässt. Und wenn viele spekulieren, bewegt sich der Kurs stärker.

Also ist Gold kein sicherer Hafen mehr?

Zimmer: Nein, das war es aber noch nie. Der Wert des Goldes beruht auf einer Übereinkunft der Menschen, Gold als etwas Besonderes zu betrachten. Wird diese Übereinkunft aufgekündigt, ist Gold nichts oder nicht mehr viel wert. Außer es findet sich doch noch eine Verwendung in der Produktion, die nicht ohne viel Gold auskommt. In der reinen Geldanlage ist Gold schwierig. Es trägt keine Zinsen sondern kostet nur Geld in der Aufbewahrung. Also ist es bestenfalls für Spekulanten ein sicherer Hafen, was an sich schon widersprüchlich ist.

Wie sollen sich Anleger gegenüber Gold jetzt verhalten?

Zimmer: Wer nicht spekulieren will: Einfach Gold Gold sein lassen. Wer spekulieren will, der kann sich einmal die Technik ansehen. Derzeit rauscht der Preis nach unten, schwache Unterstützungen bei 1170 und 1150 Dollar können schnell fallen. Eine richtige massive Unterstützung bietet die Linie bei 1000 Dollar. Hier hat der Goldpreis ewig gebraucht, um sie von unten zu nehmen, sie könnte halten. Nach oben liegen bei 1270 und 1280 Dollar Widerstände, diese zu knacken braucht schon viel Schwung. Aber die starken Bewegungen dazwischen birgt natürlich auch Chancen – wenn Anleger die richtigen Zeitpunkte für Kauf und Verkauf treffen.

Aktuell notiert Gold bei rund 1150 Dollar je Feinunze. Wo werden wir das Edelmetall in einem Jahr sehen?

Zimmer: Dazu müsste ich einen tiefen Blick in eine Kristallkugel werfen, leider habe ich keine. Deshalb: Kein Kommentar.

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