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Geldanlage Goldener Aktienherbst

Auch wenn es noch ein paar Herbstgewitter an den Börsen gibt: Die Aussichten sind gar nicht so schlecht. Von Nadine Oberhuber

Nadine Oberhuber ist Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie schreibt auf Capital.de über Geldanlagethemen

Der Abschwung kommt, das hat zumindest Bundesbankchef Jens Weidmann vergangene Woche gesagt. Er meinte damit die Konjunktur und er hat zwar nicht gesagt wann sie erlahmt, aber inzwischen spüren es ja fast alle: Irgendwann, wird die heiße Phase der deutschen Wirtschaft zu Ende gehen, denn sie kann ja nicht ewig andauern. Ebenso wenig wird es wohl an den Börsen so weitergehen, bei denen ist nämlich immer noch Hochsommer. Und nun ist es wie immer, wenn der Herbst kommt, man kann ihn von zwei Seiten sehen: Die einen betrauern, dass der Sommer zu Ende ist. Während sich die anderen irgendwie darauf freuen, dass die Blätter bunter werden und fallen, weil das nun mal der Lauf der Dinge ist. Und vielleicht gibt es einen goldenen Herbst, der hat auch etwas für sich.

In diesem Jahr könnte es zumindest ein goldener Aktienherbst werden, glauben etliche Marktbeobachter. Denn gerade nach den kleineren und größeren Kursgewittern im Sommer sehen sie derzeit ein Niveau bei den Kursen erreicht, das wieder Potenzial nach oben biete. Das, was die Börsen zuletzt erlebt haben, also die zwischenzeitliche Abkühlung, sei noch nicht das Einläuten der großen Trendwende gewesen. Es waren eher nötige Korrekturen, die verhinderten, dass der Markt zu schnell zu heiß läuft. Am lautesten verkündete zuletzt das Schwergewicht unter den Vermögensverwaltern, die Fondsgesellschaft Blackrock, dass das Ende des Bullenmarkts noch nicht gekommen sei.

...come back in September

Im Grunde hat sich der Aktienindex in diesem Jahr geradezu vorbildlich an eine alte Börsenregel gehalten: Sell in May and go away. Wer das beherzigte, konnte im Mai noch zu Höchstständen um 12.000 Punkte seine Papiere abstoßen (im April sogar bei rund 12.300 Punkten), bevor die Börsen dann im Sommer von einem Unwetter ins nächste taumelten und der Leitindex zwischenzeitlich auf 9300 Punkte einbrach. Um ganze 3000 Zähler also, aber nur für kurze Zeit, mittlerweile hat er sich wieder um gut 1000 Punkte erholt. Nun heißt der zweite Satz der Regel: But remember to come back in September. Und tatsächlich halten viele Analysten es für eine gute Idee, jetzt wieder – oder noch einmal – in Aktien zu investieren. Ganz egal, ob man nun im Mai ausgestiegen ist, oder nicht.

DAX Index

DAX Index Chart
Kursanbieter: L&S RT

Derzeit steht der Dax bei rund 10.000 Punkten und natürlich gleicht es einem Blick in die Glaskugel, wo er wohl zum Jahresende stehen wird. Das ist so, als würde man die Temperatur am 31. Dezember vorhersagen wollen. Dennoch glauben einige Marktbeobachter, es könnte bis dahin wieder auf 11.000 Punkte hinaufgehen. Das wären immerhin knapp acht Prozent. Freilich sind auch noch ein paar Schlechtwetterphasen zu erwarten, die ähnlich wie Ende vergangener Woche hereinbrechen werden. Die immer wieder angekündigte und verschobene Zinserhöhung der US-Notenbank wird vermutlich bis Dezember noch Turbulenzen bringen, die Krise in Nahost und Syrien könnten noch einiges durcheinanderschütteln und China ist sowieso immer für eine Überraschung gut. Schwächelt die Konjunktur dort weiter, wie es manche befürchten, dürfte das japanische und deutsche Unternehmen am stärksten treffen. Für 2016 sagen deshalb einige Analysten den exportstarken Firmen niedrigere Gewinne voraus.

Nun klingt das nicht nach goldenen Zeiten – aber von ein paar möglichen Schwankungen abgesehen bewerten die meisten Analysten die Aussichten für den deutschen Markt dennoch gut. Auch die jüngsten Zahlen zu den Auslandsaufträgen und Exportzahlen befeuerten den Optimismus. Zumindest bis zum Jahresende dürfte sich an der Gesamtwirtschaftslage also nichts groß ändern.

Auf Spätzünder setzen

Nun stellt sich natürlich die Frage – womit wir wieder auf die Prognose von Bundesbankchef Weidmann zurückkommen – was passiert, wenn der Abschwung kommt, und was bis dahin zu tun ist? Wer breit auf den Dax setzt und eine langfristige Strategie fährt, kann eigentlich nur eines tun: Den Herbst abwarten und versuchen, ihn zu genießen. Wer aber kurzfristig ein wenig Kapital daraus schlagen will und sich das Auswählen von Einzelaktien zutraut, der sollte diese Strategie hier versuchen: Jetzt im September noch Aktien kaufen, denn der September war in sehr vielen Jahren ein klassisch schwacher Monat, was die Kurse betrifft. Er ist es auch in diesem Jahr. Und er gilt als berüchtigter Crashmonat. Wenn die Börsen also zwischenzeitlich noch einmal nennenswert unter die 10.000-Punkte-Marke wegsacken, gilt der Ratschlag erst recht.

Aber natürlich nicht irgendwelche Papiere. Die Spätzykliker unter den Aktien haben am Ende eines Aufschwungs noch besonders große Chancen zuzulegen. Diejenigen Unternehmen, die gerade am Ende eines Aufschwungs am meisten zulegen, weil sie nicht so schnell reagieren wie andere agilere Branchen. Ihr Geschäftsverlauf bildet den Konjunkturzyklus erst sehr spät ab. Es sind vor allem die Versorger und Energieunternehmen, Firmen aus dem Gesundheitswesen, die Konsum- und Einzelhandelsfirmen und die Rohstoffunternehmen, die solche Spätzünder sind. Es gibt übrigens auch Fonds, die gezielt nach den jeweiligen Konjunkturphasen investieren und die entsprechenden Aktien dazu auswählen, etwa den UBS All-Rounder.

Wer Einzeltitel kauft, sollte unbedingt Qualitätsaktien nehmen, warum nicht aus dem Dax? Jedenfalls möglichst keine Papiere aus Schwellenländern, deren Bestände reduzieren derzeit nicht umsonst die Großinvestoren in ihren Depots. Unbedingt sollten Anleger auf eine gute Dividende achten. Dann können sie auch ruhig bleiben, wenn der Abschwung kommt: Dividendentitel sind aufgrund der steten Rendite, die sie abwerfen, immer gefragt, auch in der Rezession.

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