Aktien großer US-Unternehmen galten bereits im vergangenen Jahr als interessant, aber nicht gerade günstig. Dann gewann Donald Trump die Wahl zum US-Präsidenten – und an der Wall Street zündete ein Kursfeuerwerk. Seitdem hat der US-Aktienindex S&P 500 sein bisheriges Rekordhoch bei 2135 Punkten deutlich übertroffen. Anleger stecken nun in einer Zwickmühle. Einerseits könnten die von Trump in Aussicht gestellten Steuererleichterungen und Investitionspakete die Börse weiter treiben. Auch die starke US-Konjunktur spricht weiterhin für ein Investment in amerikanische Aktien. Andererseits werden US-Standardwerte jetzt erst recht zu Preisen gehandelt, die von Schnäppchen weit entfernt sind.
Aktien gelten als überbewertet, wenn sie verglichen mit ihren Fundamentaldaten als teuer erscheinen. Als wichtige Kennzahl, um Überbewertungen zu erkennen, gilt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Es setzt den Kurs einer Aktie ins Verhältnis zum erwarteten Gewinn je Aktie. Hat eine Aktie im Vergleich zu anderen Titeln aus derselben Branche oder zum Gesamtmarkt ein hohes KGV, gilt das als Indiz dafür, dass sie überbewertet ist.
Das langfristige Durchschnitts-KGV im US-Leitindex S&P 500 liegt bei 15,7. Aktuell beträgt es rund 25. Verglichen mit früheren Jahren sind US-Titel also tatsächlich teuer. Ob sie so teuer sind, dass sich der Einstieg nicht mehr lohnt, hängt zwar weniger von den Daten der Vergangenheit ab als von den Erwartungen für die Zukunft. Schließlich preisen Börsianer die Aussicht auf künftige Gewinne mit ein. Der Blick in die Zukunft sollte Anleger aber ebenfalls vorsichtig werden lassen. Immer mehr Analysten warnen davor, dass sich das Gewinnwachstum von US-Unternehmen verlangsamen könnte.
Es gibt noch günstige Aktien
Aktienanalysten der Fondsratingagentur Morningstar haben sich den US-Aktienmarkt genauer angeschaut und nach Unternehmen gesucht, die vergleichsweise günstig bewertet sind und weitere Kurschancen bieten. Sie haben sich dabei auf solche Unternehmen konzentriert, die über einen großen Wettbewerbsvorsprung verfügen und von der geplanten Steuerreform des US-Präsidenten besonders stark profitieren würden.
Die Morningstar-Analysten sind in mehreren Branchen fündig geworden, unter anderem in der Biotechnologie-, der Finanz- und der Bekleidungsbranche. Zu den Firmen auf ihrer Liste gehören große Namen wie Walt Disney, Coca-Cola, Pfizer und Wells Fargo, aber auch kleinere Firmen wie der Abfallentsorger Stericycle und das Öl- und Gas-Unternehmen Spectra Energy.
Crashgefahr ist gering
Die Botschaft der Aktienexperten lautet: Wer sorgfältig auswählt, kann auf dem US-Markt sogar jetzt noch Schnäppchen finden. Für Privatanleger ist das allerdings eine riskante Herangehensweise. Investments in einzelne Aktien sind mit hohen Risiken verbunden und gelten als wenig empfehlenswert. Auf der anderen Seite verspricht ein breit gestreutes US-Investment, etwa über einen börsengehandelten Indexfonds (ETF), auf mittlere Sicht nur geringes Renditepotenzial, weil die Aktienkurse bereits stark gestiegen sind.
Zum Verkaufen gibt es kaum einen Grund. Auch wenn einzelne Analysten vor einer möglichen Blase am US-Aktienmarkt warnen: Das Risiko für einen Crash ist dank verbesserter Wirtschaftsdaten gering. Die Aktienkurse dürften in den kommenden Monaten lediglich nicht mehr so dynamisch steigen wie zuletzt. Wer im vergangenen Jahr oder früher in US-Aktien investiert hat, ist jetzt fein raus. Wer neu einsteigen will, sollte nicht zu viel erwarten. Und er sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zu hohen Preisen kauft.
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