Lufthansa gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Aktienindex, doch im Juni endet diese Geschichte. Wie die Deutsche Börse am Mittwoch mitteilte, muss die Luftfahrtgesellschaft nach dem drastischem Kursverfall während der Corona-Pandemie ihren Platz im Dax für den Wohnungskonzern Deutsche Wohnen räumen. Die Lufthansa-Aktie wird künftig im MDax geführt.
Auch andere Shootingstars und Dickschiffe der deutschen Wirtschaft mussten den deutschen Leitindex in den vergangenen 30 Jahren verlassen. Die Gründe dafür waren und sind ganz unterschiedlich. Hier einige Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Die Dax-Absteiger
Beim Börsengang 1984 konnte Heinz Nixdorf (3.v.l.) optimistisch in die Zukunft blicken. Vier Jahre später gehörte Nixdorf Computer zum Kreis der 30 größten deutschen Aktiengesellschaften. Heinz Nixdorf war allerdings zwei Jahre zuvor gestorben. Ende der 80er-Jahre ging es bergab mit Nixdorf, bis Siemens das Unternehmen übernahm. 1990 verschwand Nixdorf vom Kurszettel.
Continental ist Rekord-Ab- und -Aufsteiger aus dem Dax. Wegen einer geringeren Marktkapitalisierung mussten der Autozulieferer und die Metallgesellschaft 1996 der Münchener Rück und der Telekom weichen. 2003 kehrte Conti in die erste Börsenliga zurück. Fünf Jahre später erfolgte der nächste Abstieg: Nach der Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe lag Continental beim Wert der frei verfügbaren Aktien nur noch auf Platz 66. Seit 2012 ist der Konzern wieder Mitglied der ersten deutschen Börsenliga.
Nur ein Jahr später war auch Schluss für die Mannesmann-Aktie nach der Übernahme des Telekommunikations- und Stahlkonzerns durch Vodafone. Die Briten waren nur an der Telekom-Sparte interessiert und verkauften die anderen Geschäftsbereiche weiter. Von Mannesmann blieb nichts mehr übrig.
Der Name Dresdner Bank steht heute noch an einer Commerzbank-Filiale in Dresden. 2001 hatte zunächst die Allianz die Dresdner Bank übernommen. Damit endete auch die Dax-Geschichte des Instituts. 2008 reichte die Allianz die verlustträchtige Bank dann an die Commerzbank weiter.
Der Finanzdienstleister MLP gab nur ein kurzes Gastspiel im Dax: 2001 für die Dresdner Bank aufgestiegen, folgte schon zwei Jahre später der Abstieg. Der von einem Bilanzskandal belastete Konzern erfüllte bei der Marktkapitalisierung nicht mehr die Kriterien für den Verbleib im Leitindex.
Der Chiphersteller Infineon ist neben Continental das einzige Unternehmen, das nach einem Abstieg den Wiederaufstieg schaffte. Im Frühjahr 2009 wurde Infineon durch Fresenius ersetzt, aber schon ein halbes Jahr später gelang die Rückkehr. Nach dem Abstieg aus dem Dax hatte sich die Aktie fulminant erholt.
Der Medienkonzern Pro Sieben Sat 1 ist der jüngste Absteiger aus dem Leitindex. Nach einem schwachen Jahr für die Medienaktie reichte es nicht mehr für den Verbleib im Dax. Seit März 2018 gehört der Kunststoffhersteller Covestro dem Leitindex an.
Ein Stück deutsche Industriegeschichte fehlt seit 2019 im Leitindex: Thyssenkrupp. Bei Marktkapitalisierung und Börsenumsatz erfüllte der Konzern nicht mehr die Voraussetzungen für die erste Börsenliga. Letztlich spiegelte der Dax-Abstieg nur den scheinbar nicht zu stoppenden Niedergang Thyssenkrupps wider. Nach 31 Jahren wurde Thyssenkrupp im September 2019 vom Triebwerksbauer MTU im Dax verdrängt.