Jonas David ist Schwellenländer-Analyst bei der Schweizer Großbank UBS
Capital: Im November 2014 hat die chinesische Regierung das „Shanghai-Hongkong Stock Connect“-Programm gestartet. Es eröffnete ausländischen Anlegern den Zugang zu Aktien, die an der Börse in Shanghai gehandelt werden. War das Programm ein Erfolg?
Jonas David: Wir denken, es war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Das neue „Shenzhen-Hongkong Stock Connect“-Programm, das in den nächsten Monaten anlaufen soll, könnte allerdings von größerer Bedeutung sein.
Warum?
In Shanghai bekamen ausländische Investoren Zugang zu knapp 600 chinesischen Aktien. In Shenzhen sind es knapp 900 Aktien. Das Shanghai-Programm eröffnete darüber hinaus vor allem den Zugang zu Aktien teilstaatlicher Unternehmen und Banken. In Shenzhen liegt ein stärkerer Fokus auf Small- und Mid-Caps, etwa aus dem Technologiesektor. Mit dem Zugang zu diesem dynamischeren Marktsegment könnte das Shenzhen-Programm erfolgreicher werden als sein Vorläufer. Zudem kurbeln beide Programme übrigens auch den Aktienmarkt in Hongkong an.
Wie das?
Sie ermöglichen es Unternehmen aus Shanghai und Shenzhen, einfacher als bisher in Hongkong zu investieren. Fonds und Pensionskassen aus Festlandchina können so beispielsweise Dividendenaktien aus Hongkong kaufen. Das sollte sich positiv auf die Börse in Hongkong auswirken.
China beseitigt Hindernis für Aufnahme in MSCI-Indizes
Sollten Anleger eher zu H-Aktien greifen, die in Hongkong gehandelt werden, oder zu den A-Aktien, die an den Börsen in Shanghai und Shenzhen gelistet sind?
Wie viele andere Investoren konzentrieren wir uns in unseren globalen Portfolios nach wie vor auf H-Aktien. Das liegt vor allem an unserem Referenzindex, dem MSCI Emerging Markets. Darin sind A-Aktien bisher nicht enthalten. Die Titel sind deshalb für viele internationale Anleger bisher noch ein Nischeninvestment. Das wird sich aber vermutlich ändern.
Der US-Indexanbieter MSCI lehnt die Aufnahme von A-Aktien in seine Schwellenländer-Indizes unter anderem mit der Begründung ab, der Markt sei nicht offen genug für internationale Investoren. Was muss die chinesische Regierung tun, damit MSCI zufrieden ist?
Ein wichtiger Schritt ist gerade getan. Bislang gab es starre Quoten für die Volumina, die Anleger über die Stock-Connect-Programme handeln können. Die wurden deutlich gelockert. Nun gibt es nur noch Tagesquoten. Damit hat China ein Hindernis für die Aufnahme von A-Aktien in die MSCI-Indizes beseitigt.