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Geldanlage Anleger-Rüstzeug für die Deflation

Die EU-Kommission sagt für das laufende Jahr eine Deflation voraus. Gut vorbereitete Anleger können gelassen damit umgehen.

Die Eurozone dürfte im laufenden Jahr in eine leichte Deflation abrutschen. Die Verbraucherpreise werden auf das gesamte Jahr 2015 gerechnet um 0,1 Prozent sinken, prognostiziert die EU-Kommission. Aus Angst vor einem solchen Szenario hatte die Europäische Zentralbank (EZB) Ende Januar angekündigt, bis mindestens Ende September 2016 Staatsanleihen und andere Wertpapiere aus den Ländern der Eurozone im Wert von 60 Mrd. Euro pro Monat zu kaufen. Damit wollen die Notenbanker die Inflationsrate im Währungsraum auf die Zielmarke von knapp unter zwei Prozent hieven. Eine höhere Inflation sei aber wohl erst im Jahr 2016 zu erwarten, heißt es von der EU-Kommission.

Viele Politiker sehen in deflationären Tendenzen eine Gefahr für die Wirtschaft. Denn sinkende Verbraucherpreise gehen oft mit einem Wirtschaftsabschwung einher. Ökonomen zeigen sich deutlich gelassener: Man müsse mit dem Begriff Deflation sehr vorsichtig umgehen, mahnte etwa Ex-EZB-Chefökonom Jürgen Stark Ende Januar auf dem Fondskongress in Mannheim. Die Lage im Euroraum sei keineswegs dramatisch. „Die sehr niedrige oder leicht negative Inflationsrate geht derzeit Hand in Hand mit wirtschaftlichem Wachstum“, sagte Stark. Das sehe man zurzeit etwa in Griechenland und in der Schweiz.

Auch die EU-Kommission glaubt nicht, dass es 2015 mit der Wirtschaft der Eurozone bergab geht. Im Gegenteil: Sie hat ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr sogar von 1,1 auf 1,3 Prozent angehoben.

Auf die richtige Mixtur kommt es an

Auch für Anleger ist eine leichte Deflation nicht schlimm – wenn sie ihr Portfolio richtig aufstellen. Stephan Witt, Kapitalmarktstratege des Berliner Finanzdienstleisters Finum, empfiehlt dazu einen Mix aus Anleihen, Aktien und Gold. Anleihen zählen in deflationären Zeiten tendenziell zu den Gewinnern, weil neu emittierte Rentenpapiere niedrigere Zinsen bieten als ältere Anleihen. In der Folge steigen die Kurse der älteren Titel. „Außerdem bleibt der Nennwert über die Laufzeit fix, und da das Geld immer wertvoller wird, gilt dies auch für die Anleihe“, erklärt Witt. „Wird dann der Nennwert später zurückgezahlt, erhält man real also mehr, als man damals investiert hat.“

Die Kurse europäischer Staatsanleihen sind in den vergangenen Jahren bereits stark gestiegen, sie haben nur noch wenig Luft nach oben. Eine ordentliche Portion Aktien ist deshalb im Portfolio unerlässlich. Die meisten Investmentgesellschaften setzen momentan auf Titel europäischer Unternehmen. Sie rechnen damit, dass der schwache Euro, der niedrige Ölpreis und der ultralockere Kurs der EZB die Aktienkurse weiter treiben. „Die europäischen Unternehmensgewinne werden durch eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit infolge der schwächeren Währung unterstützt, und die Bewertungen sind relativ attraktiv“, konstatiert Mark Burgess, Chef-Anlagestratege des Fondsanbieters Threadneedle, in einem aktuellen Marktkommentar.

Für eine Gold-Beimischung spreche, dass es in deflationären Zeiten nur wenig koste, das Edelmetall mit Fremdmitteln zu finanzieren, sagt Kapitalmarktstratege Witt. Spekulanten könnten also zugreifen, was den Goldpreis treiben würde. Weil es in einer Deflation eine vergleichsweise geringe Nachfrage nach Gold gebe, sollten Anleger aber keine Höhenflüge erwarten.

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