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Daniel Saurenz Am Aktienmarkt sind jetzt gute Nerven gefragt

Eine Händlerin arbeitet auf dem Parkett der New Yorker Börse
Eine angespannte Stimmung herrscht derzeit an den Börsen weltweit
© Michael Nagle/Bloomberg via Getty Images
Am Aktienmarkt werden im Herbst 2023 Erinnerungen an den 2020er-Crash wach. Vor allem in der zweiten Börsenreihe vollzieht sich mehr als eine Korrektur. Anleger können jetzt etwas von Warren Buffett lernen

Wer dieser Tage am Aktienmarkt sehr gute Nachrichten liefert, wird mit kleinen Kursgewinnen für einen Tag belohnt und danach geht es oft abwärts. So gesehen zuletzt beispielsweise bei Microsoft. Wer enttäuscht, der muss wie Alphabet, Tesla, Meta in den USA oder Dürr, Volkswagen und Mercedes hierzulande deutlich rote Vorzeichen einstecken. Echte Probleme sollte man sich unterdessen besser nicht leisten, denn Aktien wie Sartorius, Dürr und Siemens Energy zeigen, wie schnell sich ein Kurs auf natürliche Weise halbieren kann. So schlecht sieht die Lage im Herbst 2023 also aus.

„Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und sei gierig, wenn andere ängstlich sind“. Mit diesem antizyklischen Handelsansatz hat Investorenlegende Warren Buffett jedoch in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder große Erfolge gefeiert. Konkret bedeutet dies: „Wer 2007 den Dax kaufte, hatte beim Einstieg zwar ein gutes Bauchgefühl, erzielte seitdem aber nur eine magere Rendite von knapp fünf Prozent pro Jahr. Aus einem Startkapital von 100.000 Euro sind bis heute 225.000 Euro geworden“, sagt Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Gute Nerven waren dagegen im Frühjahr 2009 gefragt, als die weltweite Finanzkrise die Börsen in Atem hielt. Doch zu diesem Zeitpunkt waren alle negativen Szenarien nahezu eingepreist. „Seitdem haben mutige Anleger mit dem Dax rund zehn Prozent pro Jahr verdient. Aus 100.000 Euro wurden knapp 390.000 Euro“, so die Robomarkets-Auswertung.

Pessimismus greifbar

Mut ist wieder gefragt, die Liste der Negativmeldungen wird gefühlt jede Woche länger. Sichere Häfen wie Gold und auch Bitcoin werden gesucht, an den Devisenmärkten flüchten Anleger in Dollar und Schweizer Franken. Die Berichtssaison konnte die Angst nicht vertreiben. An der Wall Street erlitt die Alphabet-Aktie den viertgrößten Tagesverlust ihrer Geschichte, weil der Konzern die Wachstumserwartungen im Cloud-Segment nicht ganz erfüllte. „Insgesamt verloren die sieben größten Technologiewerte in der vorletzten Oktoberwoche mehr als 500 Mrd. Dollar an Marktkapitalisierung“, so Stefan Riße von Acatis.

Auch in Deutschland sieht es nicht besser aus. Die Gewinnwarnung von Volkswagen passt ebenso ins Bild wie die Meldung, dass Siemens-Energy mit der Bundesregierung über Staatshilfen verhandelt. „Die steigenden Kreditzinsen fressen sich immer tiefer in die Wirtschaft. Wer teure Kredite laufen hat, schaut bei den Ausgaben genauer hin“, sagt Molnar. Teure grüne Technologien verlieren an Attraktivität, der Preis rückt in den Fokus.

Realitätscheck vorweg

Als Anleger sollte man jetzt ebenfalls wachsam sein. Nicht jede Aktie ist bereits ein Schnäppchen, nur weil der Kurs zuletzt stark gefallen ist. Mit der Berichtssaison steht nun ein Realitätscheck an, insbesondere mit Blick auf die ausgegebenen Jahresziele. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob die fundamentale Bewertung gerechtfertigt ist oder nicht. Während insbesondere die großen US-Schwergewichte wie Apple durchaus noch sportliche Relationen aufweisen, sind die europäischen Märkte zumindest auf dem Papier sehr attraktiv. „So notiert der Dax mittlerweile mit einem KGV-Abschlag von rund 45 Prozent gegenüber dem S&P 500 – ein Rekordwert“, sagt Salah Eddine-Bouhmidi vom Broker IG. Das Kursniveau von rund 14.600 im Dax zeigt bereits, dass eine deutlich schwächere Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten eingepreist ist.

Auch bei den Gewinnerwartungen zeigt der Trend nach unten, seit Ende Juni sind sie auf Indexebene für 2023 und 2024 um gut zwei Prozent gesunken. Noch deutlicher wird die ausgewachsene Korrektur aber, wenn man auf SDax und MDax, also in die zweite deutsche Reihe schaut. Der SDax ist von seinem Rekordlevel von 17.400 Zählern auf 12.000 Punkte gesunken. Im MDax schaut man dem Rekordhoch von 36.000 Punkten von gegenwärtig 24.000 Zählern weit hinterher. Sinnbildlich steht die Lufthansa im MDax. Trotz eigentlich positiver Geschäftsentwicklung haben Energiepreise und Sorgen um die Konjunktur 2024 die Aktie von 11 auf 6,5 Euro gedrückt. So sehen sonst nur Kursverläufe in Crash-Zeiten aus.

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com

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