Wenn man Karsten Lachmann fragt, wofür die Arbeit sich lohnt, erzählt er ungefähr Folgendes: Ein Tag in Saint-Tropez, die Sonne spiegelt sich im Wasser der Côte d’Azur. Vom Land aus bestaunen die Passanten die Jachten, die im Hafen und vor der Stadt liegen, eine größer und schöner als die andere. Die Klatschpresse ist da, Paparazzi versuchen, einen Blick auf die Schönen und Reichen auf ihren Booten zu erhaschen. Und auf einer dieser Motorjachten steht Karsten Lachmann und freut sich.
„Als die Kiste ansprang, sah mein Chef mein Grinsen und sagte zum Kapitän: ‚Dreh mal auf‘“, erzählt Lachmann. Die Jacht: groß. Der Chef: ein Mensch so reich, dass er sich nicht nur dieses Boot, sondern auch eigenes Personal leisten konnte. Die Motoren: gewaltig. Lachmann lächelt, während er heute in seinem Berliner Apartment sitzt und davon berichtet: „Von dem Moment zehre ich heute noch.“
Über 20 Jahre lang arbeitete Lachmann fast jeden Tag für die Superreichen – als Butler. So etwas wie auf der Jacht, sagt der 57-Jährige, der auch in seinem grauen Sportpolo mit akkurat geschnittenem Bart adrett aussieht – so etwas habe er nur in diesem Beruf erleben können. Für Lachmann waren solche Momente der Lohn dafür, dass er immer da war. Dafür, dass die Brötchen immer zur rechten Zeit auf dem Tisch lagen, sogar wenn der Bäcker grad gestorben war; dafür, dass er vor einem Besuch den Lieblingswein der Gäste besorgte, auch wenn Flaschen sich kaum bekommen ließen; dafür, dass er die Autos stets aufgetankt hielt und die Herrschaften seinerseits nie um einen Gefallen bat.