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Aktien USA und Japan bremsen Dax

Der Dax hat seinen Einbruch schon hinter sich, aber in den USA und Japan stehen große Korrekturen noch aus. Von Daniel Saurenz
Am schwarzen Montag verlor der Dax zeitweise mehr als sieben Prozent - Foto: Getty Images
Am schwarzen Montag verlor der Dax zeitweise mehr als sieben Prozent - Foto: Getty Images
Aktien: USA und Japan bremsen Dax

Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben

Läuft die Entwicklung beim deutschen Leitindex Dax und beim amerikanischen S&P 500 in diesem Jahr ähnlich wie im Jahr 2007? Damals drehte der Index für die deutschen Blue Chips nach einer Hausse ein paar Monate vor dem S&P 500 nach unten. Hier wurde die bevorstehende weltweite Rezession und Schuldenkrise früher eingepreist. Aus unserer Sicht gilt für die Korrektur der Aktienmärkte: Dax, Nikkei und S&P 500 waren und sind fällig für je 20 bis 25 Prozent Korrektur. Ausgehend von 12.400 Punkten hat der Dax das mit seinem Tief bei 9350 Zählern schon geleistet. Das neue Problem nach den Eruptionen in China: Japaner und Amerikaner müssten in Sachen Korrektur noch nachlegen, wodurch der Dax Anfang September erst einmal noch gebremst werden dürfte. Schauen wir uns das Umfeld an - analysiert von Egmond Haidt.

Der monatelange Seitwärtstrend des Dax verunsicherte Investoren: Etliche hatten den zwischenzeitlich kräftigen Kursrutsch zwischen April und Anfang Juli hauptsächlich auf die Eskalation der Griechenland-Krise und das Aufflackern der Schuldenkrise in der Eurozone zurückgeführt. Inzwischen dämmert allerdings zusehends mehr Investoren, dass die Ursache für einen wichtigen Teil des Kursrückgangs die anhaltend schwachen Konjunkturdaten aus den USA, und vor allem China, sein könnten.

Die Exporte Deutschlands nach China belaufen sich auf 2,5 Prozent der hiesigen Wirtschaftsleistung, womit weltweit nur zwei Länder abhängiger von Ausfuhren nach China sind: Australien (4,9 Prozent) und Japan (2,7 Prozent). Entsprechend belasten schlechte Konjunkturnachrichten aus China den Dax. Insgesamt gehen 8,9 Prozent der deutschen Exporte in die Emerging Markets. Damit ist Deutschland von der Region abhängiger als jeder andere Industriestaat. Und die Nachrichten aus den Schwellenländern sind nicht besonders gut. Dazu muss man nur an die Rezession in Brasilien und Russland denken.

Volkswagen-Aktie im Rückwärtsgang

Wie sehr die Probleme in China das Geschäft belasten, hat zuletzt Volkswagen eingeräumt. Der frisch gekürte weltweite Branchenprimus hat nach der Vorlage der Halbjahreszahlen die konzernweiten Verkaufsziele für das Gesamtjahr gesenkt. Statt wie bisher ein moderates Plus erwartet der Konzern nur noch Auslieferung „auf dem Niveau des Vorjahres“ von 10,1 Mio. Euro. Volkswagen verkauft mehr als ein Drittel seiner Fahrzeuge in China.

Die sich deutlich eintrübenden Geschäftsperspektiven für Volkswagen preisen Investoren trotz eines Kursrückgangs von knapp 30 Prozent gegenüber dem Rekordhoch vom März immer weiter ein. Das 2016er-KGV von sieben zeigt, wie skeptisch Investoren derzeit sind. Angst vor der China-Krise hat auch das KGV für BMW und Daimler auf jeweils neun gedrückt und die Aktien von BASF erheblich belastet.

Gewinnschätzungen zu hoch?

Wegen des Euro-Rückgangs haben Analysten in den vergangenen Monaten ihre Gewinnschätzungen für den Dax leicht erhöht. Für 2015 gehen die Finanzprofis nun von einem Ergebnisplus von 15 Prozent auf 811,4 Indexpunkte und für 2016 von knapp zehn Prozent auf 890,2 Punkte aus. Die Gewinnschätzungen für die nächsten zwölf Monate – bei der für Analysten und Investoren sehr wichtigen Kennzahl, werden im August die 2015er-Schätzungen mit fünf Monaten und jene für 2016 mit sieben Monaten gewichtet – sind damit auf den Rekord von rund 850 Punkten gestiegen.

Das Risiko ist allerdings groß, dass die Gewinnschätzungen zu hoch sind. So ist der Einkaufsmanagerindex für die Weltwirtschaft, den die US-Bank JP Morgan veröffentlicht, im Juni auf ein Fünfmonatstief gesunken. Derzeit geht es der Wirtschaft Deutschlands und der Eurozone noch gut. Allerdings ist die Gefahr groß, dass die schwache Konjunktur in den USA und China mit einer zeitlichen Verzögerung von wenigen Monaten die europäische Wirtschaft deutlich bremsen werden. Das merken auch große Spieler an ihren Aktienkursen. So steht Apple beim Aktienbroker IG seit Wochen verstärkt auf der Verkaufsliste, preisen Anleger trotz der überragenden Quartalszahlen Unsicherheiten ein.

Dax bleibt kraftlos

Diese Unsicherheit belastet auch den Dax mehr als viele andere Indizes, sind hierzulande doch Aktien aus zyklischen Sektoren mit 57 Prozent deutlich höher gewichtet als in anderen Indizes. Für Rückenwind sorgt hingegen die Aussicht, dass die US-Notenbank bei der nächsten Sitzung im September die Zinsen möglicherweise doch nicht anheben wird. Diese Einschätzung hat sich nach der jüngsten Sitzung am 29. Juli bei Investoren durchgesetzt. Das stützt den Aktienmarkt in den USA, ebenso wie in Deutschland.

Dax-Anleger sollten die Konjunkturdaten aus China und den USA weiter genau im Auge behalten. Weitere schwache Meldungen könnten den Index belasten, weshalb er trotz des schwächelnden Euro im Seitwärtstrend bleiben könnte - und erst ab Mitte September wieder durchstarten für eine vorgezogene Weihnachtsrally.

DAX Index

DAX Index Chart
Kursanbieter: L&S RT

Der Fahrplan für die kommenden Wochen lautet: Bei Dax-Kursen und Tagen unterhalb der 10.000er-Marke gilt es, behutsam Positionen aufzubauen und die Unsicherheit zu nutzen. Das Umfeld hat sich eingetrübt, doch im Dax wird dies über den Preis abgebildet. Beim Dax wäre ein gutes Investment als Basis für uns die WKN LYX0AC als ETF und nicht zu unterschätzen das Indexpapier HV5NE4 auf den breiten FAZ-Index.

In den USA und vor allem auch in Japan gibt es aus Chance-Risiko-Sicht noch keinen nachhaltigen Handlungsdruck. In den nächsten Tagen beschäftigen wir uns bei Feingold Research ausführlich mit den Perspektiven für den S&P500. Dann gibt es auch für den S&P 500 eine Empfehlung für ein Basisinvestment in Sachen ETF.

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