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Claudia Müller So investieren Frauen 2024

Finanz-Expertin Claudia Müller hat Tipps und Tricks für eine generationenübergreifende Finanzplanung.
Finanz-Expertin Claudia Müller hat Tipps und Tricks für eine generationenübergreifende Finanzplanung.
© Businessfotografie Frau Winkelmann
Alle Jahre wieder kommen die Fragen nach der Börsenvorhersage: Was sind die Trends des kommenden Jahres? Was läuft gut, und wovon sollten wir lieber die Finger lassen? 

Ein Trend des vergangenen Jahres war sicherlich das Thema „Female Finance“. Diesen Trend prognostizieren wir auch für 2024. Wie sollten also diese Frauen, die sich in den letzten Jahren erstmalig (oder in größerem Umfang) an die Börse gewagt haben, in diesem Jahr ihr Geld anlegen? 

Wenn Sie jetzt mit Tipps wie „Handtaschen, Schuhe und Hautcreme“ gerechnet haben, dürfen Sie Ihre Klischees gerne einmal überdenken. Sinnvolle Empfehlungen lauten anders. 

Übrigens: Frauen investieren zwar seltener, aber im Schnitt etwas besser als Männer. Liebe Männer, lesen Sie also gerne mit – vielleicht können Sie noch etwas lernen!

Breit gestreut, nie bereut

Langweilig, aber wahr: Breit gestreute Investitionen liefern uns auf lange Sicht die höchsten Gewinne. Natürlich gibt es immer wieder Jahre, in denen einzelne Unternehmen oder spezifische Themen durch die Decke gehen (beispielsweise das Thema „Sustainable Food“, das 2021 einen großen Aufschwung hinlegte), aber diese kurzfristigen Trends sind schwierig vorherzusehen. Vor allem ist es schwierig, die jeweils neuen Trends zu identifizieren. Derselbe Sustainable Food-ETF verlor 2023 rund 22 Prozent; über die vergangenen drei Jahre machte er insgesamt ein Minus von fast 21 Prozent. Ein klassischer MSCI World legte im selben Zeitraum um knapp 19 Prozent zu, die nachhaltige Variante (MSCI World SRI) sogar um 26 Prozent. Langfristig betrachtet ist es also im Durchschnitt sinnvoller, nicht einzelne Themen herauszupicken, sondern einfach alle Trends mitzunehmen und in möglichst viele verschiedene Regionen und Branchen zu investieren. Über die letzten fünf Jahre stieg der MSCI World um 68 Prozent, der nachhaltige MSCI World SRI um ganze 84 Prozent. Risikostreuung lohnt sich!

Zeitdauer statt Zeitpunkt

Günstig kaufen, teuer verkaufen – die Theorie ist simpel. In der Praxis schaffen es die meisten (Privat-)Investorinnen relativ gut, teuer zu verkaufen; sie verkaufen häufig relativ kurz nach dem Höhepunkt, wenn die Börse sich auf Talfahrt befindet. Die Herausforderung liegt darin, rechtzeitig wieder einzusteigen. Daran scheitern die meisten Aktionärinnen; sie verkaufen also im Abschwung und verpassen den Aufschwung. Das Problem daran: Auf einen extrem schlechten Börsentag folgt häufig ein extrem guter. Das liegt daran, dass die Börse überreagiert – in beide Richtungen. Wenn Sie im Abschwung aussteigen, verpassen Sie also wahrscheinlich die besten Börsentage. Und wenn Sie die zehn besten Börsentage eines Jahres verpassen, reduzieren Sie Ihre Rendite um durchschnittlich vier Prozent. Verlustaversion ist teuer! 

Die Lösung: Verkaufen Sie nicht, sondern bleiben Sie investiert! Denken Sie langfristig. Die Börse ist kurzfristig eine Achterbahn; langfristig können Sie vom Wachstum profitieren. Denn wie heißt es so schön? „It is time in the market, not timing the market.“

Die Rendite gibt den Frauen recht

Frauen investieren im Schnitt langfristig und diversifiziert, also genau so, wie oben beschrieben. Sie entwickeln eine langfristige Strategie, setzen diese um und bleiben dabei. Männer tendieren eher dazu, den Markt mit Einzelaktien und aktivem Management schlagen zu wollen. Tatsächlich zeigen Daten, dass Privatinvestorinnen eine bessere Rendite erwirtschaften als ihre männlichen Kollegen. Zugegeben: Der Unterschied ist klein, aber er existiert! 

Konkrete Vorhersagen sind unzuverlässig

Gerade die letzten vier Jahre haben uns gezeigt, dass die Zukunft unvorhersehbar bleibt. Pandemien und Kriege sind zwar keine Überraschung, aber den genauen Zeitpunkt hat niemand vorhergesehen. Natürlich gibt es immer wieder Expertinnen, die mit ihren Prognosen ins Schwarze treffen. Häufig allerdings nur einmalig; bei der nächsten Vorhersage liegen sie meist nicht mehr richtig. Im Durchschnitt ist es langfristig besser, unspektakulär und arbeitsscheu zu investieren. Um es mit den Worten von ETF-Erfinder John Bogle zu sagen: „Suchen Sie nicht die Nadel, kaufen Sie den Heuhaufen!“

Claudia Müller ist Ökonomin und leitet seit 2017 das von ihr gegründete Female Finance Forum, das Frauen im Umgang mit Geld und nachhaltigen Investitionen weiterbildet. Davor studierte sie internationale VWL und arbeitete unter anderem bei der Deutschen Bundesbank, wo sie für das Thema Green Finance verantwortlich war. Dieses Wissen wandte sie parallel zur Gründung des Female Finance Forums in einem Single Family Office an, wo sie für die nachhaltigen liquiden Anlagen zuständig war.

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