Die deutsche Digitalbank N26 hat einen Führungswechsel eingeleitet. N26-Mitbegründer Valentin Stalf kündigte an, sich „zeitnah“ von seiner Position als Co-CEO aus der operativen Verantwortung zurückzuziehen. „Nach einer Übergangszeit“ werde er in den Aufsichtsrat wechseln, der zudem um weitere Mitglieder ergänzt werden solle. Bisher besteht das Gremium nur aus vier Personen.
Zuvor hatten Medien wie das „Manager Magazin“ und das „Handelsblatt“ berichtet, dass ein Zwischenprüfungsbericht der Bankenaufsicht Bafin „verheerend“ ausgefallen sei. Den Berichten zufolge hat die Bafin bei einer Sonderprüfung im vierten Quartal 2024 erneut Mängel bei N26 festgestellt. Dabei sei es um die Bekämpfung von Betrug gegangen, Probleme beim Risikomanagement und die Organisation des Geschäfts. Laut „Handelsblatt“ sei die Bafin zu dem Schluss gekommen, die Bank könne nicht mit weiterem Wachstum umgehen. Vor diesem Hintergrund sollen Investoren darauf gedrängt haben, die Führungsspitze bei N26 zu verändern.
Schon 2021 hatte die Neobank Ärger mit der Bafin. Damals verordnete die Finanzaufsicht N26 einen Wachstumstopp. Die Zahl Neukunden war danach auf 50.000 pro Monat beschränkt. Zudem schickte die Bafin einen Sonderbeauftragten ins Unternehmen und verhängte eine Geldbuße in Millionenhöhe. Vor gut einem Jahr hob die Bafin die Beschränkungen für N26 komplett auf. Und im dritten Quartal erzielte die Online-Bank erstmals einen operativen Gewinn.
N26 war 2021 bei einer Finanzierungsrunde mit umgerechnet 7,7 Mrd. Euro bewertet worden. Derzeit dürfte die Bank nur noch einen Bruchteil wert sein.
Stalf bleibt Großinvestor
Valentin Stalf gründete N26 2013 zusammen mit Maximilian Tayenthal. Mit dem Rückzug aus dem operativen Geschäft wird Stalf der Neobank nicht den Rücken kehren. Zusammen halten beide Gründer knapp 20 Prozent der Anteile an N26. Tayenthal bleibt in seinen aktuellen Rollen als Vorstand der N26 Gruppe und Bank. Auch über seinen Abgang war zuletzt spekuliert worden.
Die „Financial Times“ berichtete, Tayenthal werde später wohl ebenfalls zurücktreten. Aufsichtsratschef Marcus Mosen, ehemals Chef des Zahlungsabwicklers Concardis, könnte als Co-Vorstandschef in die operative Verantwortung rücken.
Stalf verwies in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur auf die Erfolge, die unter seiner Führung erzielt worden seien. „Insgesamt steht N26 derzeit sehr gut da.“ Das Unternehmen habe inzwischen 1500 Mitarbeiter und verfüge über rund fünf Millionen ertragsrelevante Kunden. „Wir haben letztes Jahr den Umsatz um 40 Prozent gesteigert. Und jetzt machen wir über eine halbe Milliarde Euro an Umsatz.“ N26 erziele nachhaltig Profite und werde auch das zweite Halbjahr profitabel abschließen. „Deswegen ist es ein guter Zeitpunkt, diesen Schritt zu machen und diesen Wechsel vorzunehmen.“