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Fondsranking Die besten Fonds 2023

Ein Aktienchart wird auf dem Smartphone angezeigt
Welcher Fondsmanager ist sein Geld wert?
© Kyrylo Shevtsov/Zoonar / Picture Alliance
Wo lohnt sich noch die Extragebühr für einen aktiven Fondsmanager? Die große Analyse von Capital und Greiff Research verrät: vor allem in den Nischenmärkten

Auch rund ein Jahr nach der Zinswende sind 6,5 Prozent Rendite für eine fünfjährige Staatsanleihe aus Europa noch immer sehr ordentlich. Man muss dafür noch nicht mal auf Bonität verzichten, nur die Eurozone muss man verlassen und ein Währungsrisiko in Leu eingehen: Der Leu ist die Währung Rumäniens, und rumänische Anleihen sind eines der Erfolgsgeheimnisse des Degussa Bank – Universal Rentenfonds. Darüber hinaus legt er auch in Montenegro und der Republika Srpska an, dem serbischen Teilstaat in Bosnien-Herzegowina.

Staatsanleihen aus Italien und Portugal, die für fünf Jahre 3,6 beziehungsweise 2,7 Prozent Rendite abwerfen, sind in diesem Fonds dagegen aktuell eher die soliden Anlagen. Dazu kommen Aktien, unter anderem von Münchener Rück oder SAP. „Wir versuchen, unseren Fonds stark zu diversifizieren, die Renditen müssen aber dem Risiko angemessen sein“, sagt Svilen Katzarski, einer der drei Portfoliomanager des Fonds. „Osteuropa ist als Ertragsquelle genauso wichtig wie robuste deutsche Aktien.“ Die Mischung ist dennoch ungewöhnlich – aber erfolgreich und hat über die vergangene Dekade pro Jahr im Schnitt eine Rendite von gut vier Prozent gebracht.

Damit ist der Fonds der Degussa Bank – die nichts mit dem gleichnamigen Goldhändler zu tun hat und künftig eine Tochter der Oldenburgischen Landesbank ist – eine große Ausnahme: unter den vielen aktiv gemanagten Fondsprodukten auf dem deutschen Markt sowieso, und erst recht in der Kategorie der hierzulande so beliebten Mischfonds. Um genau zu sein: Der Degussa Bank – Universal Rentenfonds ist sogar der einzige konservative Mischfonds, der sich im diesjährigen Fondsranking der besten aktiven Fonds des Greiff Research Institut behaupten konnte.

Insgesamt haben in diesem Jahr Greiff-Chef Volker Schilling und sein Team mehr als 4000 Fonds untersucht, die seit mindestens zehn Jahren am Markt sind. Den Siegerstatus erreichten diesmal nur 214 Fonds – deutlich weniger als im Vorjahr–, die sich vom Vergleichsmarkt nicht nur deutlich unterschieden und dabei auch noch eine höhere Rendite schafften. Die Auswertung zeigt auch: Erfolgreich sind die aktiven Manager oftmals in eher randständigen Bereichen des Kapitalmarkts oder eben mit mutigen und eigenwilligen Strategien jenseits des Mainstreams.

Der Einbruch bei den Siegerfonds rührt dagegen aus der Mitte des Marktes, insbesondere in zwei Bereichen: Neben Mischfonds blieben auch die populären Aktienfonds für die USA und Europa weit zurück. „Starre Fondskonzepte hat es erwischt, die Zinswende führte zu einem rabiaten Bruch“, sagt Werner Lang, der die Studie mit erstellt hat. In der Kategorie der global anlegenden konservativen Mischfonds dominierten vor einem Jahr noch Klassiker wie der Kapital Plus A von Allianz Global Investors oder der DWS Stiftungsfonds. In diesem Jahr ist der Degussa-Fonds der einzige Sieger. „Mit der Zinswende kam die Bewährungsprobe für Mischfonds“, sagt Schilling. Doch das Mischen war 2022 für viele der Produkte einfach nicht mehr möglich.

„Mischfonds müssen sich neu erfinden“, lautet das Fazit Schillings. Er rät Portfoliomanagern zu einem Multi-Asset-Ansatz, der über Aktien und Anleihen hinausgeht und beispielsweise auch Rohstoffe umfasst. Denn es gibt durchaus erfolgreiche Mischfonds, sie müssen eben nur flexibel sein.

Zu den Siegern im flexiblen Segment gehört Altmeister Peter Huber, selbst ernannter „Antizykliker aus Leidenschaft“ und der Beweis dafür, dass Erfahrung einen Wert bei der Geldanlage hat. „Die Krise konnte ich ja auch nicht vorhersehen, aber ich konnte zukaufen, als alle in Panik waren und die Kurse am Boden lagen“, sagt er. Deshalb sei es für ihn auch recht einfach gewesen, mit seiner Anlagephilosophie 2022 gute Ergebnisse einzufahren. „Das war keine Kunst, auf die neun Jahre zuvor bin ich viel stolzer.“

Ein paar alte Bekannte

In der Phase des steilen Kursanstieges von Wachstumswerten aus dem Techsektor war es für einen Value-Investor wie Huber nämlich schwer, unterbewertete Aktien zu finden. Trotzdem hat sein Fonds über zehn Jahre im Schnitt eine Rendite von 7,6 Prozent eingefahren, womit sich eine Anlage über diesen Zeitraum in etwa verdoppelt hat. Damit er weiterhin Rendite einheimsen kann, setzt Huber aktuell auf japanische Aktien und Edelmetalle, Cash parkt er in kurz laufenden Staatsanleihen aus den USA und Deutschland.

Neben den starren Mischfonds gibt es in der diesjährigen Greiff-Studie eine andere Gruppe klarer Verlierer: Fonds für Aktien aus Europa und den USA, letztere sogar ohne einen einzigen Sieger. „Es gibt gute Produkte, aber sie schaffen es nicht, Mehrwert gegenüber einem ETF zu schaffen“, sagt Schilling. Das zeige, wie effizient der US-Aktienmarkt arbeitete. Ähnliches gelte für europäische Aktien, die sich im Vorjahr noch als großer Sieger feiern konnten. Mit dem Noramco Quality Funds Europe gibt es hier nur einen Sieger.

Gleiches Bild bei Deutschland-Aktienfonds, wo es diesmal nur der DWS Concept Platow aufs Treppchen geschafft hat – immerhin auch er ein alter Bekannter. „Wir sind flexibel innerhalb unseres Kosmos aus deutschen Aktien“, sagt Roger Peeters. „Wir weichen stark vom Index ab, Hauptsache, eine Aktie ist liquide und ist nach unseren Parametern attraktiv.“ Peeters und sein Partner Christoph Frank von pfp Advisory bestimmen die Zusammensetzung des Fonds. Sie scannen regelmäßig rund 800 deutsche Aktien, besuchen Unternehmen und Konferenzen. Über die Jahre haben sie dadurch ein hohes Maß an Erfahrung aufgebaut, was sich in einer Rendite von gut elf Prozent pro Jahr über die vergangene Dekade zeigt.

Die Greiff-Studie zeigt aber auch: Es gibt Segmente, in denen sich aktives Fondsmanagement bewährt. Das sind nur eher die Nischen und die Außenseitermärkte wie Schwellenländer, der Asien-Pazifik-Raum oder die Branche der Goldminenbetreiber. Zu den erfolgreichen Underdog-Märkten zählen zudem Nebenwerte und Euro-Unternehmensanleihen.

Diese Kategorien stehen allerdings oftmals nicht im Fokus vieler Privatanleger, ermöglichen es ihnen aber, ihr Portfolio zu ergänzen und breiter zu diversifizieren. Wer zudem Wert auf eine nachhaltige Anlage legt, findet in der Tabelle eine gewisse Orientierung, denn Greiff hat für alle Fonds einen aggregierten ESG-Score aus verschiedenen Ratings berechnet. Dieser ging jedoch nicht in die Fonds-Bewertung ein, es handelt sich also lediglich um eine Zusatzinformation.

Allerdings bietet der Wert eine Orientierung, welcher Siegerfonds innerhalb einer Kategorie im Schnitt das beste Nachhaltigkeitsrating hat. Das zeigt sich exemplarisch bei den globalen Aktienfonds, die mit vier Siegern halbwegs gut abgeschnitten haben. Der Quantex Global Value Fund, der mit seiner ältesten Tranche in Schweizer Franken in die Untersuchung einging und immerhin 16 Prozent Rendite pro Jahr geschafft hat, schneidet beim ESG-Score deutlich schlechter ab als seine drei Mitsieger.

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