Nach dem Trump-Dämpfer an den Börsen Ende vergangener Woche geht es wieder aufwärts: Zum Wochenstart legten europäische Aktien zu. Der Dax und der Euro Stoxx 50 rückten am Montag um jeweils knapp 1,5 Prozent auf 23.751 und 5233 Punkte vor. Sorgen über die unklare US-Handelspolitik sowie überraschend schwache US-Arbeitsmarktdaten hatten den Dax am Freitag um 2,7 Prozent ins Minus gedrückt. Damit verzeichnete er den größten Tagesverlust seit April. An der Wall Street waren die Kurse ebenfalls auf Talfahrt gegangen. Die japanischen Börsen folgten der New Yorker Börse am Montag ins Minus.
Zusätzlich bewegten zwei Personalien die Märkte: Zum einen bezeichnete Trump die Arbeitsmarktdaten als manipuliert und feuerte daraufhin die Chefin der zuständigen Statistikbehörde. „Meiner Meinung nach wurden die heutigen Arbeitsmarktzahlen GEFÄLSCHT, um die Republikaner und MICH schlecht aussehen zu lassen“, so Trump am Freitag auf seinem Dienst Truth Social. Belege dafür gibt es keine. Zum anderen erklärte Fed-Direktorin Adriana Kugler ihren vorzeitigen Rücktritt bei der US-Notenbank, was dem US-Präsidenten die Möglichkeit gibt, personellen Einfluss auf die Notenbank auszuüben. Er könnte auf das Direktorenamt mit einem möglichen Nachfolger für den bis Mai 2026 amtierenden Fed-Präsidenten Jerome Powell besetzen.
Analyst: Es geht eher abwärts an der Börse
All das stimmt Investoren und Analysten nur vorsichtig optimistisch. „Auch wenn in den kommenden Tagen leichte Erholungsbewegungen zu sehen sein sollten, dürfte die übergeordnete Richtung zunächst abwärtsgerichtet bleiben“, sagte etwa Jürgen Molnar, Stratege beim Broker Robomarkets. Grund dafür sei nicht nur der Anfang eines saisonal schwachen Börsenmonats, sondern auch die eher pessimistischen Blicke auf Konjunktur und Handelspolitik. Die große Anzahl an negativen Überraschungen bei den Konzernbilanzen „schwächt ausgerechnet das Argument der Teflon-Unternehmen, denen nichts etwas anhaben kann – nicht einmal die hohen Zölle von US-Präsident Donald Trump“, fügte CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl hinzu.
Die jüngsten Wirtschaftsdaten fielen überraschend schwach aus. Investoren setzten ihre Konjunkturbewertung für die Eurozone nach dem Zoll-Deal zwischen der EU und den USA deutlich herab: Das entsprechende Barometer sei im August auf minus 3,7 Punkte gefallen, teilte die Investmentberatung Sentix zu ihrer monatlichen Umfrage mit. Im Juli hatte es bei plus 4,5 Punkten gelegen, dem höchsten Stand seit rund 3,5 Jahren.
Börse Schweiz auf Talfahrt
An der Schweizer Börse setzte statt Erholung der Ausverkauf ein. Grund ist die Ankündigung Trumps Ende voriger Woche, Einfuhrzölle von 39 Prozent von der Schweiz zu verlangen. Das drückte die Börse in Zürich ins Minus. Der Standardwerteindex SMI rutschte am Montag nach dem Feiertag am Freitag um bis zu 1,9 Prozent ab. Danach pendelte er sich bei einem Minus von gut einem halben Prozent ein.
„Wir glauben, dass es eine gewisse Hoffnung auf eine Einigung über die US-Zölle für die Schweiz gibt, die das Zollniveau näher an die 15-Prozent-Basislinie für andere Länder bringen könnte“, erläuterte Vontobel-Analyst Mark Diethelm. Bleibe der Zollsatz bei den von Trump festgelegten 39 Prozent bestehen, drohten vor allem den Uhrenherstellern und Maschinenbauern erhebliche Ertragseinbußen. Das könnte zu Verlagerungen von Produktionen ins Ausland führen.
Die Schweizer Regierung strebt weitere Gespräche mit der US-Regierung an. „Um die Zoll-Situation zu verbessern und gleichzeitig die Anliegen der USA zu berücksichtigen, setzt die Schweiz alles daran, den USA in dieser neuen Verhandlungsphase ein noch attraktiveres Angebot zu unterbreiten“, teilte die Regierung nach einer Sondersitzung mit. Gegenmaßnahmen würden derzeit nicht ins Auge gefasst. Sie sei „fest entschlossen“, die Gespräche mit den USA über die bereits ausgehandelte Absichtserklärung hinaus und nötigenfalls auch nach dem 7. August 2025 weiterzuführen. In Konsultation mit Vertretern der Schweizer Wirtschaft seien „neue Ansätze für die Gespräche mit den USA entwickelt worden“, hieß es.