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Fonds Bungee-Jumping am Devisenmarkt

Die Euro-Schwäche beschert Fonds Währungsgewinne. Anleger sollten bei währungsgesicherten Fonds nicht nur auf den Euro-Kurs schauen.
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Die Wertentwicklung des Schwellenländer-Anleihefonds „ING Emerging Markets Debt Local Currency“ war zuletzt nicht gerade spektakulär. Der Fonds von ING Investment Management hat seit Jahresbeginn um weniger als drei Prozent zugelegt. Das gilt zumindest für die Anteilsklasse mit der Endung „EUR hedged“ im Namen. Die Anteilsklasse mit der Endung „USD“ dagegen schaffte im selben Zeitraum fast das doppelte Plus – obwohl beide Fondstranchen in dieselben Aktien investieren. Der Grund für die Differenz: Die „EUR hedged“-Anteilsklasse betreibt Währungs-Hedging, sichert also Wechselkursschwankungen ab. Die andere Tranche tut das nicht. In ihrer Performance spiegelt sich deshalb wider, dass der US-Dollar – ebenso wie andere Währungen – in den vergangenen Wochen gegenüber dem Euro an Wert gewonnen hat.

Fonds, die Wertpapiere in US-Dollar oder anderen nicht-europäischen Währungen halten, profitieren von der aktuellen Schwäche des Euro, sie können jetzt Währungsgewinne vereinnahmen. Spekulanten rechnen damit, dass die europäische Gemeinschaftswährung weiter abstürzt: Mitte vergangener Woche wurde bekannt, dass US-Hedgefonds in großem Stil gegen den Euro wetten. Das spricht auf den ersten Blick dafür, bei der Fondsauswahl auf eine Währungsabsicherung zu verzichten. Bei der Entscheidung für oder gegen ein Hedging sollten Anleger allerdings nicht nur den Euro-Kurs berücksichtigen.

Absicherung nicht kostenlos

Wechselkurse sind Schwankungen unterworfen, die sich kaum vorhersagen lassen. Das zeigte sich Anfang des Jahres eindrücklich, als die Währungen vieler Schwellenländer massiv an Wert verloren. „Schwellenländer bergen ein vergleichsweise hohes Wechselkursrisiko“, sagt Sebastian Kahlfeld, Fondsmanager der Deutsche-Bank-Tochter Deutsche Asset & Wealth Management (DeAWM). Aber auch der Wechselkurs von Euro und US-Dollar ist immer wieder für Überraschungen gut. Beim Währungs-Hedging sichern Fondsmanager sich mit dem Einsatz von Devisentermingeschäften, Futures oder Optionen gegen Verluste durch Wechselkursschwankungen ab.

Die Absicherung hat allerdings auch ihre Tücken. Erstens gibt es sie nicht gratis: Die Kosten fürs Hedging werden üblicherweise dem Fonds angelastet, und damit den Investoren. Sie bewegen sich zwar im Promillebereich, lassen sich aber schwer einschätzen. Je stärker die Wechselkurse schwanken, desto höher steigen in der Regel die Kosten der Absicherung. In manchen Märkten lohnt sich das Hedging erst gar nicht: „Bei illiquiden Währungen ist eine Absicherung gegen Wechselkursschwankungen oft zu teuer“, sagt Fondsmanager Kahlfeld. Dazu zählen viele Schwellenländerwährungen.

Vorsicht bei der Auswahl

Anleger können zudem nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennen, welche Währungspaare ein Fondsmanager bei der Absicherung im Auge hat. Kauft ein Rentenfonds beispielsweise Schwellenländer-Anleihen in Lokalwährungen, trägt den Vermerkt „H“ oder „Hedged“ und hat den US-Dollar als Basiswährung, sichert er das Portfolio gegen Schwankungen des Euro-Dollar-Kurses ab – nicht aber gegen Kursschwankungen der Schwellenländerdevisen gegenüber dem Euro oder dem US-Dollar. Manche Aktien- oder Rentenfondsmanager betreiben überdies aktives Währungsmanagement, um eine Zusatzrendite zu erzielen.

Wer das Währungsrisiko bei der Fondsanlage auf jeden Fall ausschalten will, ist deshalb mit einem Fonds, der nur in Papiere aus der Euro-Zone investiert, unter Umständen besser bedient als mit einer währungsgesicherten Anteilsklasse. Wer mit einem Aktien- oder Rentenfonds zusätzlich zu Kursgewinnen auch Währungsgewinne vereinnahmen möchte, sollte sich wiederum darüber im Klaren sein, dass Wechselkursschwankungen ebenso gut Verluste verursachen können.

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