Möglich wäre dies durch Verkaufscontainer, welche dank unzähliger, vollautomatisierter Verfahren jedes Produkt herstellen können, oder frei programmierbare Nanobots, die jegliche Eigenschaften und Formen annehmen können. Die ultimative Zukunft von Herstellungsprozessen in Städten der Zukunft wird oftmals so beschrieben. Der Weg dahin ist aber noch von vielen Fragen gesäumt.
Eine Vision, mit der den vielfältigen Anforderungen nach Individualisierbarkeit, Unmittelbarkeit und Nachhaltigkeit in der Produktion begegnet wird, beruht auf dem Konzept digital vernetzter und somit dezentral strukturierter Smart Cities von morgen. In ihnen entstehen Produkte in so genannten Microfactories und werden zum Beispiel von offenen Co-Creation Communities entlang additiver und digitaler Fertigung organisiert.
Im Microfactory Lab erforscht ein Team aus der Community des Coworking- und Makerspaces „Hafven“ in Hannover, bestehend aus den 3D Druck Experten Caecilie von Teichman und Benjamin Henkel, dem Produktdesigner Henrik Holkenbrink und den Hafven Teammitgliedern Hendrik Schwedt, Christoph Zimmermann und Pauline Raczkowski, welche Prozesse und Lösungen notwendig sind, um einen Makerspace zu einem dezentralen Fertigungsort im Sinne einer Microfactory zu machen.
Das Lab ist Teil von Phase XI, einem Projekt, das im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes Zukunftsforschung aus Sicht der Kultur- und Kreativwirtschaft betreibt. Dabei geht es um Themen wie Utopien der Mobilität, Ernährung und Arbeit.
Ein Makerspace wird zur Microfactory
Produktionsstätten wie Makerspaces, also offene Werkstätten, in denen additive und digitale Fertigungstechnologien vorhanden sind, besitzen bereits heute eine Infrastruktur, die zukünftig eine Alternative zu traditioneller Fertigung an einem zentralen und meist weit entfernten Fabrikstandort darstellen kann. Durch sie werden Technologien wie 3D Druck, CNC-Fräsen und Laser Cutter zunehmend einfacher zugänglich und bieten die Möglichkeit, effizient, individuell und in hoher Qualität Produkte dezentral und in unmittelbarer Nähe zum Endkunden herzustellen. Neben einer umweltschonenden Produktion ermöglicht eine solche Infrastruktur auch, Innovationen (wie aus der Kultur- und Kreativwirtschaft) voranzutreiben, indem sie den Prozess von Design über die Entwicklung von Prototypen bis hin zur dezentralen Produktion deutlich vereinfacht.

Auf dem Weg zur Microfactory stellen sich dem Lab viele Fragen: Welche Möglichkeiten gibt es, attraktive Produkte lokal und dezentral zu produzieren - ohne riesige Fabriken und lange Lieferketten? Wie bindet man bestehende Strukturen vor Ort mit ein? Und welche Probleme müssen in diesem Produktionskonzept gelöst werden, um es als Geschäftsmodell zu etablieren?
Von der Vision zur Realität
Der Ort, an dem dies erprobt wird, ist die Werkstatt des Hafven Projekts in der Hannoveraner Nordstadt. Das erklärte Ziel des Startups mit einer über 700 Mitgliedern starken Community ist es, Wissen zu teilen und zu Neuem zu kombinieren. Auf über 2.000qm bietet der Hafven daher einen Coworking- und Open Space für digitales Arbeiten, einen professionell ausgestatteten Maker Space inklusive CNC-Maschinen, 3D-Druckern und Lasercuttern sowie Räume für Workshops und Veranstaltungen. Hafven versteht sich als Open Innovation Plattform, die täglich Themen wie die digitale Transformation, disruptive Technologien, dezentrale Organisations- und Produktionsformen, Arbeiten 4.0, Access-Economy, Startup-Kultur und Business Modell Innovationen erprobt und weiterentwickelt. Das nutzt auch das Microfactory Team und erarbeitet in Co-Creation im Spannungsfeld zwischen Maker Space, Smart Factory und Industrie 4.0. verschiedene Produktionsszenarien.
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“Die Zukunft der Produktion ist zu wichtig, um sie transnationalen Konzernen zu überlassen. Die Alternative muss für jeden offen und lokal zugänglich sein.”, so Cecilie von Teichman vom Lab. Mit möglichst wenig Vorkenntnissen und wenig händischer Arbeit soll also ein veränderbares Produkt ohne eine hochspezialisierte Produktionsstraße herzustellen sein. Diesen Anspruch verfolgend wurden nun erste Prototypen eines sich selbst bewässernden Blumentopfes mit dem FDM-Verfahren 3D-gedruckt. Die Entscheidung für den 3D Drucker fiel bewusst: Sie mögen zwar als überhypt und verhältnismäßig langsam gelten, sind aber inzwischen auch erschwinglich, ausfallsicher – und vor allem sehr nutzerfreundlich. Die Niedrigschwelligkeit ist einer der großen Vorteile der gerade entstehenden Microfactory, denn sie wird in Zukunft Klein- und Kleinstunternehmen zahlreiche Möglichkeiten eröffnen, ihre neuartigen Produkte umzusetzen.
Ziel des Projekts PHASE XI ist es, Potenziale des kreativen Unternehmertums für andere Branchen sichtbar zu machen und Ideen, Modelle und Prototypen für die nächsten 11 Jahre Kultur- und Kreativwirtschaft gemeinsam zu entwickeln.
Im Herbst werden die Ergebnisse aller PHASE XI Labs deutschlandweit bei fünf Konferenzen vorgestellt. Die Termine: 09.11. Dresden, 16.11. Lübeck, 21.11. Köln, 28.11. Schliersee/Neuhaus, 01.12. Berlin. Mehr Informationen gibt es unter www.logbuch-phase-elf.de