Wohnzimmer statt Bankettfestsaal, Fensterblick statt Kunstgalerie: Wer den Luxus liebt musste sich in der Krise ein ganzes Stück zurücknehmen. Opern, Edelrestaurants und Boutiquen blieben geschlossen – Events, auf denen man Glitzer und Brimborium zur Schau hätte stellen können, blieben aus. Das versetzte der Luxusgüterbranche einen Dämpfer: Eigentlich geht es für Marken wie Dior, LVMH oder Richemont seit Jahren bergauf. Laut einer Schätzung der US-Investmentgesellschaft Capital Group ist der Markt für persönliche Luxusgüter in den vergangenen 25 Jahren mehr als 1,3-mal so schnell gewachsen wie das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP). Doch 2020 musste der bis dahin florierende Luxusgütermarkt zeitweilig Umsatzverluste hinnehmen.
Besonders gelitten haben laut einer Analyse der britischen Immobilienberatung Knight Frank Kunst, Whisky und Schmuck, mit durchschnittlichen Preiseinbußen von elf, vier und einem Prozent. Besser lief es für Hersteller von Handtaschen, Edelweinen und Autos, die ihre Preise um 17, 13 und sechs Prozent anheben konnten.
Anleger zeigten sich von den Umsatzeinbußen unbeeindruckt. Die Aktien der Luxuskonzerne konnten sich nach einem kurzen Einknicken im Frühjahr schnell wieder erholen und erreichen derzeit ihre 52-Wochen-Hochs. Das zeigt etwa der S&P Global Luxury Index, der die Kurse der 80 größten, börsengehandelten Luxusunternehmen weltweit widerspiegelt. Nach dem Crash konnte der Index innerhalb von einem Jahr um rund 85 Prozent zulegen. Dennoch ist der Höhepunkt noch nicht erreicht, vermuten Experten. Vermögensverwalter Markus Zschaber aus Köln etwa sieht für Langfristanleger im Luxusgüterbereich attraktive Renditechancen. „Es spricht vieles dafür, dass der Aufwärtstrend noch lange anhalten wird“, sagt er.
Chinesen sind hungrig auf Luxus
Einer der größten Treiber für das Segment ist der steigende Wohlstand in den Schwellenländern, insbesondere in China. Die Bürger des Landes, das sich vor allen anderen von der Krise erholte, haben in Sachen Luxusgüter großen Nachholbedarf. Das zeigte sich etwa im April 2020: Als die Filiale des französischen Luxusmodeunternehmens Hermès in der Stadt Guangzhou nach monatelangem Lockdown ihre Pforten wiedereröffnete, spielte der Laden am ersten Tag einen Rekordumsatz von 2,7 Mio. US-Dollar ein.
Gerade die jüngere Konsumenten sind auf den Geschmack für edle Güter gekommen. „Die Generation Z hat vergleichsweise geringe Hemmungen, hochwertige Marken im Internet zu bestellen“, sagt Vermögensprofi Zschaber. „Damit dürfte sich die Verlagerung vom stationären Handel ins Netz weiter beschleunigen, mit entsprechend geringeren Kosten für Ladenmieten.“ Ein weiterer Aspekt, der Luxusunternehmen künftig zugutekommen könnte, ist der steigende Wohlstand von Frauen. „Der persönliche Luxus, verbunden mit Handtaschen, Lederwaren, Bekleidung, Accessoires und Schmuck, ist stark weiblich geprägt“, erklären Marktexperten der Capital Group in einer Analyse. „Dieser Trend könnte dazu führen, dass der persönliche Luxus in Bereichen des breiteren Luxusgüterumfelds - insbesondere bei Luxusautos, einem Markt, der fast doppelt so groß ist – Marktanteile gewinnt.“
Investoren, die von dem Trend profitieren wollen, können auf den breiten Markt setzen, etwa mit einem Luxusgüter-ETF wie den Amundi S&P Global Luxury UCITS. Er bildet den S&P Global Luxury Index ab und investiert somit in die 80 größten Luxusgüterunternehmen weltweit. Das Fondsvolumen ist mit 219 Mio. Euro noch überschaubar, die laufenden Kosten von 0,25 Prozent aber recht günstig.
LVMH oder Richemont? Oder beide?
Wer lieber in Einzelaktien investiert, kommt nicht am weltweit größten Luxuskonzern LVMH aus Frankreich vorbei. Das Konglomerat aus dem Edellederwarenhersteller Louis Vuitton mit weiteren Luxusmarken wie Fendi, Dior, Celine und Givenchy musste zwar zum Ende des dritten Quartals 2020 in der Sparte Mode und Leder im Vergleich zum Vorjahr Umsatzeinbußen von 21 Prozent hinnehmen. Allerdings ist der Gigant bereits wieder auf Erholungskurs. Die Zahlen aus dem ersten Quartal 2021 stimmen Experten optimistisch: Analysten der US-Großbank Goldman Sachs und des US-Analysehauses Bernstein Research erwarten etwa, dass der Kurs von derzeit 625 Euro innerhalb von zwölf Monaten auf 700 Euro steigt und raten zum Kauf.
Ein weiterer interessanter Titel ist der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont mit Tochterfirmen wie Dunhill, Cartier und Jaeger-LeCoultre. Der Kurs der Aktie konnte innerhalb von einem Jahr um 85 Prozent zulegen. Einen Umsatz-Boost gewährte dem Unternehmen eine im vergangenen Jahr neu gestartete Online-Shopping-Plattform in China. Eine geplante Partnerschaft mit dem chinesischen Amazon-Pendant Alibaba macht das Unternehmen zusätzlich spannend.
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