Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben
Wie schön, wenn man in Fragen steuerlicher Belastung kreativ ist. Yahoo, McDonald’s, Apple, Starbucks – die Kassen bei großen US-Unternehmen sind prall gefüllt. Manch einer weiß jedoch nicht so wahnsinnig viel mit dem Cash-Bestand anzufangen und investiert daher in Aktienrückkaufprogramme. Diese haben in den letzten beiden Jahren massiv zugenommen, trieben den US-Aktienmarkt auf immer neue Höhen.
Doch unter der Oberfläche sieht es nicht mehr überragend aus, wenn man Chancen und Risiken zusammennimmt. Denn die Gewinnschätzungen für den S&P 500 sinken zusehends. Entsprechend weit hat sich die Schere zwischen den Kursen und den Fundamentaldaten geöffnet. Wenn den Analysten dämmert, dass die Gewinnschätzungen für die kommenden Monate immer noch viel zu optimistisch sind, könnte sich zeigen, dass die Party eine Pause braucht.
Zuletzt bekam der US-Markt von Fed-Chefin Janet Yellen noch einmal neuen Rückenwind. Sie sagte, dass es zuletzt etliche schwache Konjunkturdaten gegeben habe und die Inflationserwartungen sinken würden. Investoren schlossen daraus, dass sich mögliche Zinserhöhungen auf den Herbst verschieben könnten. Daher ging die Hausse beim S&P 500 weiter.
Dabei ist der Index sehr hoch bewertet. Das KGV auf Basis der Gewinnschätzungen der nächsten zwölf Monate – eine für Analysten sehr wichtige Kennzahl – ist laut der Researchfirma FactSet auf 17,1 gestiegen. Das ist der höchste Wert seit Dezember 2004 und liegt noch über dem 2007er-Wert von rund 15. Bei den Schätzungen für die nächsten zwölf Monate wird das Jahr 2015 jetzt im März mit zehn Monaten gewichtet und 2016 mit zwei Monaten.
Umsätze sollen zum ersten Mal seit der Lehman-Pleite sinken
Grund für die hohe Bewertung sind auch die sinkenden Gewinnschätzungen. Den Analysten wird zunehmend klar, dass der starke Dollar und der Einbruch des Ölpreises die Unternehmen aus dem S&P 500 merklich belasten. So geht laut Factset der Konsens von einem Gewinnplus von lediglich 2,9 Prozent für 2015 aus. Ende Dezember waren die Prognosen mit einem Plus von 8,2 Prozent wesentlich optimistischer.
Die Gefahr ist groß, dass selbst die aktuellen Prognosen immer noch viel zu zuversichtlich sind. Denn die Analysten prognostizieren Rekordgewinne für das dritte und das vierte Quartal bei Rekordgewinnmargen von 10,8 Prozent und 10,9 Prozent nach Steuern. Wenn der Dollar noch stärker werden sollte und sich die Ölpreise nicht schnell und deutlich erholen, dürften die erwarteten Gewinne nicht zu erreichen sein. Bemerkenswert ist zudem, dass der Konsens für das Jahr 2015 einen Umsatzrückgang beim S&P500 von 0,3 Prozent vorhersagt. Im Dezember waren die Profis noch von einem Plus von 2,8 Prozent ausgegangen.
Nach der Rally notiert der S&P 500 über dem Kursziel von 2100 Punkten, das Goldman Sachs für Ende 2015 ausgegeben hat. Die Deutsche Bank sieht auch kein Potenzial mehr. Sie sieht den „fairen Wert“ bei knapp über 2100 Punkten.
Puffer ins Depot einbauen
Es wäre allerdings nicht überraschend, wenn die Bankhäuser auf die anhaltende Rally reagieren und ihre Kursziele nach oben schrauben würden. Eine mögliche Erklärung dafür dürfte sein, dass die Zinsen in den USA niedriger sein könnten als bislang erwartet. Das Risiko ist allerdings groß, dass der Konsens seine Umsatzschätzungen bis zur Jahresmitte noch weiter nach unten schrauben wird. In dem Fall dürfte auch bei den Gewinnschätzungen ein Minus als Vorzeichen stehen. Dann könnte das KGV bis auf 20 hochschießen – das wäre das höchste Niveau seit Anfang 2002, als die bislang vorletzte Blase geplatzt war.
Wer also am US-Markt investiert bleiben möchte, sollte darüber nachdenken, einen Puffer in sein Depot einzubauen. Konkret könnten dies Put-Optionsscheine zur Absicherung sein, die momentan aufgrund der Volatilität sehr günstig sind. Auf den S&P 500 eignet sich mit knapp zwei Jahren Laufzeit bis Dezember 2016 der Put mit WKN VZ8F35, seine Basis liegt bei 2000 Punkten. Positionen an der Technologiebörse Nasdaq lassen sich bei gleicher Laufzeit mit der WKN VZ85Y6 und Basis bei 4400 Punkten absichern.