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Dani Parthum Sichere Altersvorsorge braucht ein gewisses Risiko

Dani Parthum
Dani Parthum
© Stefanie Link
„Ich will mein Geld sicher anlegen.” Kaum einen Satz höre ich öfter von Frauen, wenn es um die Altersvorsorge geht. Das ist nachvollziehbar. Doch risikoarme Lösungen sind in der Regel teuer und bringen wenig. Es kommt auf den richtigen Mix an

Ja, es ist ein Dilemma. Wir sollen vorsorgen für das Alter, weil die gesetzliche Rente nicht für ein würdevolles Leben reicht. Weil wir das Geld später brauchen, darf es aber auch nicht „weg sein”, also bei jemand anderen, und nicht bei uns. Also wollen wir es „sicher” anlegen im Sinne von: Ich kriege mein Geld wieder.

Das aber würde unser Geldproblem im Alter nur teilweise lösen. Wenn „sicher anlegen” bedeutet, sein Geld zurückzuerhalten, könnten wir es auch unter das Kopfkissen legen oder in einen Tresor. Der ist wenigstens einbruch- und feuerfest. Macht aber kaum jemand, weil sich herumgesprochen hat, das die Inflation unser Geld entwerte; es verliert an Kaufkraft, und zwar enorm bei Inflationsraten über 2 Prozent.

Vorsorge ist etwas anderes als sicher Sparen

Wir sitzen also zwischen den Stühlen. Geldanlage als Vorsorge muss mehr sein als Geld anhäufen; sie muss mindestens dafür sorgen, die Inflation auszuhebeln. Das aber schaffen wir nur, indem wir investieren und das Geld in den Wirtschaftskreislauf geben. Investieren aber bedeutet Unsicherheit und Risiken eingehen. Das ist wie in anderen Lebensbereichen auch. Da wissen wir: Es gibt gewisse Risiken, die eintreten können; wann und wie sie eintreten, ist unsicher. Also schützen wir uns. Beim Skifahrer tragen wir Helme, im Auto schnallen wir uns an, wir versichern uns gegen Kosten von Krankheit und das Platzen der Wasserleitung in der Wohnung.

Leben bedeutet Risiko und die Unsicherheit, wann das Risiko mit welcher Wahrscheinlichkeit eintritt. Es gibt eine umfangreiche akademische Diskussion um Anlagerisiken, Unsicherheit und Ungewissheit. Diese mache ich hier nicht auf. Wenn Sie sich tiefer einlesen möchten, empfehle ich Ihnen alle Bücher von Nassim Taleb. Was für Sie wichtig ist, ist zu verstehen: Ohne das bewusste Eingehen von Risiken werden wir weder die Inflation aushebeln, noch genügend (Geld)-Ressourcen für das Alter aufbauen können.

So viele Investmentmöglichkeiten bei nur fünf Anlageklassen

Die schiere Menge an Investmentmöglichkeiten scheint dabei überwältigend. Es gibt private oder fondsgebundene Rentenversicherungen, Riester, Rürup, Aktien-ETFs, Anleihefonds, Kryptogeld, Optionen, Zertifikate, Immobilien, Gold, geschlossen Immobilienfonds, Genossenschaftsanteile, Festgeld, und, und, und. Das aber ist nur die Oberfläche. Die Basis all dieser Investmentmöglichkeiten sind fünf Anlageklassen: Immobilien, Aktien und Rohstoffe als Sachwerte und Geldguthaben (oder Währungen) und Anleihen als Geldwerte.

Wie wir in diese Anlageklassen investieren können? Entweder tun wir es selbst und direkt, in dem wir ein Haus kaufen oder Aktien. Oder in dem wir günstige Anlagevehikel nutzen wie ETFs, also Fonds, mit denen wir in eine große Anzahl von Aktien oder Anleihen investieren können. Oder wir lassen unser Geld durch Honorarberatungen anlegen — oder Provisionsvertriebe wie, Sparkassen oder Vermögensverwalter wie MLP, AWD, DVAG, oder wir geben unser Geld einer Versicherung. Dieses Delegieren der Altersvorsorge kostet mal mehr, mal weniger viel Geld, es kann sogar unser Vermögen arg minimieren — und es ist mit weiteren Unsicherheit behaftet, weil Versicherungen insolvent werden, Banken pleite gehen und Provisionsvertriebe betrügerisch agieren können.Fragen Sie immer nach den Kosten bei Abschluss und laufenden Kosten, weil sie das Vermögen direkt belastenund, in welche Anlageklassen investiert wird mit welchen Erträgen. Gute Ratgeber, nicht den Falschen das eigene Geld anzuvertrauen, sind die Bücher von Prof. Dr. Hartmut Walz.

Anlagerisiken können wir reduzieren

Alle Anlageklassen haben ihre eigenen Risiken. Bei Aktien haben wir beispielsweise das Marktrisiko, das Währungsrisiko oder das Managerrisiko. Bei Immobilien sind es Baumängel, das Mietrisiko, Kreditrisiko oder Preisrisiko. Anleihen schlagen sich mit Zinsänderungsrisiken und Bonitätsrisiken herum und Rohstoffe unterliegen Zyklen — um nur einige zu nennen. Viele dieser Risiken lassen sich aber reduzieren, teils eliminieren. Lesen Sie hierzu Bücher wie die von Ray Dalio und Alex Shahidi „Risk Parity”.

Bei der Eigenvorsorge für die Rente ist es fundamental zu verstehen: Geldanlage, Unsicherheit und Risiken gehören zusammen — genauso, wie Risiko und Chance. Alle Anlageklassen haben ihre eigenen Ertragschancen. Nutzen Sie diese für sich. Die Risiken, die wir dafür eingehen, können wir sehr gut benennen, messen und bewusst reduzieren. So können wir auch Unsicherheiten gut aushalten.

Altersvorsorge als eigene Verantwortung begreifen

Delegieren Sie die Vorsorge für Ihr Alter nicht einfach weg, nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn; dafür ist das zu wichtig. Sehen sie selbst hin, machen sich schlau. Dann finden Sie auch eine Lösung, die zu Ihnen passt. Mit wenig und viel Geld! Streichen Sie das Wort „sicher” aus Ihrem Wortschatz bei der Geldanlage. Es schafft falsche Erwartungen. Ersetzen Sie es mit „risikoarm”. Das trifft es und lässt Sie wachsam sein. Beschäftigen Sie sich selbst aktiv mit Anlageklassen wie Aktien und Immobilien, sowie Finanzprodukten wie ETFs und anderen Fonds, die die Chance haben, auch in schwierigen Zeiten den Wert des Geldes zu erhalten und im besten Falle zu mehren. Dann fallen Sie auch nicht auf Betrüger und Abzocker herein. Das erscheint mir vor dem Hintergrund der aktuellen Lage und den vor uns liegenden, weltweiten Problemen besonders geboten.

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