Das sind Deutschlands schnellste Finanzämter
Schlusslicht unter den Finanzämtern sind die Behörden im Stadtstaat Bremen, dessen Wahrzeichen die Bremer Stadtmusikanten sind (s. Foto). Das hat das Online-Portal Lohnsteuer Kompakt ausgewertet, mit dem Steuerpflichtige ihre Steuererklärung einreichen können.
Die Einkommensteuererklärungen der Bremer Bürgerinnen und Bürger prüfen zwei Finanzämter. Dafür brauchen sie verdammt lange: im Schnitt 79,7 Tage. Das ist nochmal zwei Wochen mehr als das Bundesland auf dem vorletzten Platz. Grund ist das Finanzamt Bremen, das mit einer Bearbeitungszeit von 84,5 Tagen die Gesamtstatistik für den Stadtstaat nach unten zieht. In Bremerhaven vergehen dagegen bis zum Steuerbescheid im Schnitt nur 39,4 Tage.
Den vorletzten Platz im Ranking der schnellsten Finanzämter nimmt das Saarland ein. Die acht Finanzbehörden des kleinen Bundeslandes an der Grenze zu Frankreich und Luxemburg bearbeiten eine Steuererklärung im Schnitt in 65 Tagen.
Für die Analyse hat Lohnsteuer Kompakt die Bearbeitungszeiten von insgesamt 502 Finanzämtern ausgewertet. Basis der Untersuchung waren über eine Million anonymisierter Steuererklärungen, die über die Webseite von Lohnsteuer Kompakt erstellt und von den Finanzämtern zwischen Januar und Dezember 2024 geprüft wurden. Pro Finanzamt waren über 50 Steuerbescheide nötig, damit es in der Studie berücksichtigt wurde.
Brandenburg umschließt die Bundeshauptstadt Berlin. Bei der Nähe könnten sich die brandenburgischen Finanzbeamten doch einiges von ihren Berliner Kolleginnen und Kollegen abschauen: Im Schnitt vergehen 61,3 Tage, bis eine Steuererklärung fertig bearbeitet ist – das macht Platz 14 in der Bestenliste der Bundesländer. Das schnellste der 13 Finanzämter des Landes ist das der Stadt Eberswalde (s. Foto). Hier bekommen Steuerpflichtige ihren Bescheid in der Regel nach 39,4 Tagen.
Viel Fläche, wenig Einwohner – in Mecklenburg-Vorpommern leben auf 23.213 Quadratkilometern etwas über 1,6 Millionen Menschen. Um deren Anliegen kümmern sich insgesamt nur elf Finanzämter. In dem Bundesland, das im Nordosten Deutschlands liegt und an Polen grenzt, mahlen die Finanzamtsmühlen eher langsam: Im Schnitt bearbeiten die Beamten eine Steuererklärung innerhalb von 58,1 Tagen. Am schnellsten geht es in Neubrandenburg. Dort dauert es nur 42,2 Tage.
Die insgesamt 47 Finanzämter in Hessen haben in der aktuellen Auswertung von Lohnsteuer Kompakt mit einer Bearbeitungszeit von durchschnittlich 55,2 Tagen den 12. Platz unter den Bundesländern erreicht. Im Gegensatz zu der nur mittelmäßigen Platzierung des Bundeslandes glänzt das hessische Finanzamt Bensheim, Außenstelle Fürth. Die dort eingereichten Steuererklärungen wurden bundesweit am schnellsten bearbeitet. Im Schnitt vergingen nur 23,8 Tage. Das Finanzamt war damit sogar um sechs Tage schneller als der Vorjahresgewinner – das Finanzamt Herne.
Zu den hessischen Finanzämtern gehören aber auch die absoluten Absteiger und Verlierer: Das Finanzamt Frankfurt am Main, Verwaltungsstelle Höchst rutschte von Platz 4 auf Platz 501 ab. Ganze 77,6 Tage mehr Zeit brauchen die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter dort, um eine Steuererklärung zu erledigen. Außerdem landet das hessische Finanzamt Wiesbaden (s. Foto) unter allen deutschen Finanzämtern im Ranking für 2024 auf dem letzten Platz. Hier wartet man 113,3 Tage und damit mehr als vier Monate auf den Steuerbescheid.
Die drei zügigsten Finanzämter in Schleswig-Holstein, dem nördlichsten Bundesland Deutschlands, liegen nur minimal auseinander: In Kiel (s. Foto) vergehen im Schnitt 39,20 Tage, bis die Bürgerinnen und Bürger ihren Steuerbescheid im Briefkasten finden. In Plön sind es 39,5 Tage und in Dithmarschen 39,5 Tage. Der Landesdurchschnitt steht schlechter dar: 53,4 Tage müssen sich Steuerpflichtige in Schleswig-Holstein durchschnittlich gedulden. Das macht unter allen Bundesländern Platz 11 aus.
Im Flächenland Niedersachsen brauchen die insgesamt 51 Finanzämter durchschnittlich 52 Tage für eine Steuererklärung. Das schnellste Amt liegt in Quakenbrück. Die dortigen Beamten nehmen sich im Schnitt 35,6 Tage für eine Steuererklärung. Etwas mehr Zeit vergeht in Cuxhaven (s. Foto) mit 39,6 Tagen. Trotzdem hat sich das dortige Finanzamt im Vergleich zur Vorjahresauswertung enorm verbessert, die Cuxhavener Beamten sind um 27,8 Tage schneller geworden. Damit klettert die Behörde im Ranking von Platz 467 hoch auf Platz 70 – Cuxhaven holt sich unter allen deutschen Finanzämtern damit die Auszeichnung zum Aufsteiger schlechthin.
Ebenfalls Plätze gut gemacht hat das Finanzamt Hameln-Holzminden. 2023 rangierte es mit einer Bearbeitungsdauer von 114,7 Tagen auf dem letzten Platz. In der aktuellen Auswertung hat es sich um 48 Tage verbessert. Steuerpflichtige aus der Region warten 66,7 Tage auf ihren Steuerbescheid.
Die Auswertung von Lohnsteuer Kompakt zeigt, dass die Finanzämter bundesweit schneller geworden sind. Für das Steuerjahr 2023 lag der Bundesdurchschnitt für die Bearbeitung einer Einkommensteuererklärung bei 56,86 Tagen. Aktuell liegt der Wert bei 50,78 Tagen – das ist eine Verbesserung um 6,08 Tage.
Das Bundesland Sachsen rangiert mit durchschnittlicher Prüfdauer von 51,5 Tagen nur knapp hinter dem Bundesdurchschnitt. Am schnellsten ist die Behörde in Plauen mit 37,5 Tagen.
Die Finanzbeamten in Solingen (s. Foto) sind flott: Sobald eine Steuererklärung auf ihrem Tisch landet, vergehen im Schnitt 30,1 Tage, bis Steuerpflichtige ihren Bescheid erhalten. Das Finanzamt ist damit das drittschnellste im Bundesgebiet. Nordrhein-Westfalen hat die meisten Finanzämter in Deutschland, insgesamt 104 Behörden. Da nicht alle so schnell sind wie in Solingen, liegt das Bundesland im Durchschnitt bei 49,8 Tagen Bearbeitungsdauer. Bei der Vorjahresauswertung hätte es damit noch ganz oben auf dem Siegertreppchen gestanden. In diesem Jahr ist der Wert nur Mittelmaß: Nordrhein-Westfalen landet damit auf Platz acht.
In den 16 deutschen Bundesländern gibt es mehr als 600 Finanzämter, von denen über 500 Einkommensteuererklärungen bearbeiten. Allein 93 Finanzämter sind in Bayern angesiedelt, dem nach Fläche größtem Bundesland. Die Beamten, die im Finanzamt in Kaufbeuren (S. Foto) mit Außenstelle Füssen arbeiten, erledigen eine Steuererklärung im Schnitt in 30,5 Tagen. Der Landesdurchschnitt liegt bei 49,5 Tagen – das verschafft Bayern den siebten Platz unter den Bundesländern.
Im letzten Ranking für das Steuerjahr 2023 konnte das Bundesland noch den ersten Platz belegen – mit einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von 49,97 Tagen. Zwar haben die insgesamt 22 Finanzämter in Rheinland-Pfalz 2024 einen Zahn zugelegt und brauchten zuletzt nur noch 49,4 Tage für eine Steuererklärung, doch das reichte nicht, um die Spitzenposition zu verteidigen. Vielmehr rutschte Rheinland-Pfalz auf den sechsten Platz ab.
Im südlichen Baden-Württemberg gibt es insgesamt 79 Finanzämter. Die Beamten in Offenburg (s. Foto), Außenstelle Achern, kümmern sich zügig um die Steuererklärungen. Im Schnitt vergehen 29,7 Tage, bis Steuerzahlerinnen und Steuerzahler ihren Bescheid erhalten. Damit belegt es unter den schnellsten Finanzämtern Deutschlands Platz zwei. Auch das Bundesland selbst schneidet deutlich besser ab als noch im Vorjahr: Die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter in den Finanzämtern Baden-Württembergs haben um 15,6 Tage aufgeholt und klettern damit von Platz 14 auf den fünften Platz im Bundesland-Ranking.
22 Finanzämter sind für die fast 4 Millionen Bürgerinnen und Bürger Berlins zuständig. Mit einer Bearbeitungsdauer von durchschnittlich 47,2 Tagen stehen die Behörden der Hauptstadt im Bundesvergleich gut dar und landen auf Platz 4. Das schnellste Finanzamt ist in Steglitz mit 30,9 Tagen. In Neukölln dauert es mit 38,8 Tagen über eine Woche länger bis zum Steuerbescheid. 40,9 Tage müssen sich alle gedulden, die das Finanzamt Tempelhof (s. Foto) zur Einkommensteuer veranlagt.
Platz drei bei der Bearbeitung der Steuererklärungen belegen die Finanzämter im Bundesland Sachsen-Anhalt. Insgesamt vergehen vom Eingang der Steuererklärung bis zum Steuerbescheid durchschnittlich 46,9 Tage. Drei der insgesamt 14 Finanzämter sind besonders schnell: Das Finanzamt Naumburg benötigt im Schnitt 38,1 Tage, die Behörde Dessau-Roßlau 38,40 Tage und beim Finanzamt in Eisleben (s. Foto) warten Steuerpflichtige 40 Tage, bis sie ihre Steuererstattung erhalten.
Wenn es um die Bearbeitung von Steuererklärungen geht, ist Thüringen das zweitschnellste Bundesland. Bis zum Steuerbescheid dauert es hier im Schnitt 45,7 Tage. Insgesamt 12 Finanzämter kümmern sich um die Anliegen der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Besonders flott geht es in Sondershausen (s. Foto), einer mittelgroßen Stadt im Norden des Freistaates. Das dortige Finanzamt braucht lediglich 32,6 Tage für eine Steuererklärung. In Altenburg dauert es bereits 38,3 Tage und in Ilmenau 41,8 Tage.
In Hamburg gibt es insgesamt 14 Finanzämter, und die sind im Schnitt die schnellsten in Deutschland. Die Finanzverwaltung in dem Stadtstaat braucht durchschnittlich 45,5 Tage, um eine Steuererklärung zu bearbeiten. Letztes Jahr lag Hamburg noch auf Platz 2. Spitzenreiter in der Stadt ist das Finanzamt Hamburg-Altona mit 39,3 Tagen, dahinter folgen die Ämter Ost mit 39,5 und Eimsbüttel mit 39,6 Tagen.