Kolumne Wie Trump BASF und BMW beschenkt

Bernd Ziesemer
Bernd Ziesemer
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Die Steuersenkungen in den USA bescheren deutschen Industriekonzernen kurzfristig Maximalprofite. Doch der Effekt dürfte nicht von Dauer sein

Die BASF AG konnte am letzten Freitag sehr gute Zahlen melden. Die Geschäfte mit Chemikalien laufen hervorragend, im angeschlagenen Öl- und Gasbereich stiegen zuletzt wieder die Preise – und ein großes Geschenk des amerikanischen Präsidenten Donald Trump verschönert die Bilanz für 2017 zusätzlich. Allein im 4. Quartal des Geschäftsjahres konnte der Chemiekonzern 400 Mio. Euro extra verbuchen – das erste Ergebnis der großen Steuerreform in den USA.

So wie der BASF geht es gegenwärtig fast allen deutschen Industriekonzernen, die in den USA produzieren. Auch die Telekom, Siemens, Daimler oder BMW streichen erhebliche Sonderprofite ein. Lediglich die Banken und einige wenige Unternehmen, die in ihrer Bilanz Verlustvorträge aus dem US-Geschäft ausweisen, stehen erst einmal auf der Verliererseite. Sie müssen die entsprechenden Posten neu bewerten und dabei Verluste hinnehmen – bestes Beispiel die Deutsche Bank. Allerdings fließt dabei kurzfristig kein Bargeld ab, es geht lediglich um Korrekturen in der Bilanz.

Schon rechnen sich viele deutsche Konzerne auch für die nächsten Jahre wesentlich höhere Gewinne aus den USA aus. Schließlich gilt die Senkung der Körperschaftsteuern von 35 auf 21 Prozent nicht nur dieses Jahr, sondern auch in den Folgejahren. So hofft die Allianz zum Beispiel auf eine jährliche Ersparnis von 330 Mio. Euro, die 1:1 das Ergebnis des Versicherers erhöht.

Die Zukunft der Steuerreform ist unsicher

Doch ob die schöne Rechnung langfristig aufgeht, steht in Wahrheit in den Sternen. Dafür gibt es drei Gründe: Erstens gibt es starke Kräfte im Kongress, die bei nächster Gelegenheit – spätestens nach der Präsidentschaftswahl 2020 – wieder deutlich höhere Steuern durchsetzen wollen. Zweitens dürften viele europäische und asiatische Staaten nicht kampflos zusehen, wie ihre Industrie in die Vereinigten Staaten abwandert, und deshalb Gegenmaßnahmen in Gang setzen. Und last but not least sind Steuern eben nur ein wichtiger Posten in der Gewinn- und Verlustrechnung. Seit Trump an der Macht ist, schwächelt zum Beispiel der Dollar immer stärker – und belastet damit die Einnahmerechnung deutscher Konzerne, die in Euro bilanzieren.

Einzelne Bestimmungen des Steuerrechts in den USA stoßen schon jetzt auf die heftige Kritik der Europäer. Einige Staaten drohen damit, die USA auf die berüchtigte Liste der Steueroasen zu setzen. Trumps America-First-Ideologie könnten also nicht einen Steuerwettbewerb nach unten zwischen den Industriestaaten auslösen, wie viele in der Industrie hoffen, sondern ebenso gut eine protektionistische Welle. Die Hauptleidtragenden dabei wären die Deutschen, die am meisten vom freien Welthandel profitieren.

Bernd Ziesemerist Capital-Kolumnist. Der Wirtschaftsjournalist war von 2002 bis 2010 Chefredakteur des Handelsblattes. Anschließend war er bis 2014 Geschäftsführer der Corporate-Publishing-Sparte des Verlags Hoffmann und Campe. Ziesemers Kolumne erscheint jeden Montag auf Capital.de. Hier können Sie ihm auf Twitter folgen.

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