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Heizungsbauer Viessmann nach dem Verkauf: „Die Führung wird wissen, was sie tut“

Viessmann Heizungen Werk Fabrik Allendorf
Viessmann-Werk im hessischen Allendorf: Historischer Einschnitt für eines der bekanntesten Familienunternehmen
© picture alliance/dpa/Nadine Weigel/dpa | Nadine Weigel
Der Heizungsbauer Viessmann gibt sein Kerngeschäft für 12 Mrd. Euro an einen amerikanischen Konzern ab. Im politischen Berlin löst das heftige Debatten aus. Und am Firmensitz im nordhessischen Allendorf? Ein Ortsbesuch

Es piept kurz, dann rattern die Drehtüren am Haupteingang, in kleinen Gruppen bewegen sich die Viessmann-Mitarbeiter Richtung Parkplatz, den Rucksack oder die Laptoptasche geschultert. Es ist ein ruhiger Nachmittag in Allendorf an der Eder, 7500 Einwohner, einige schmucke Fachwerkhäuser, Heimat eines der bekanntesten Familienunternehmen des Landes, dessen Belegschaft nun in den Feierabend entschwindet. Kurz beleben die Männer den sonst menschenleeren Vorhof vor der Firmenzentrale, dann ist es wieder so leise, dass man in der Ferne Maschinen surren und die Fahnenstangen mit dem Viessmann-Logo klappern hört. „Das Fernsehen“, sagt einer, „war ja auch schon da“, und erst da wird klar, dass das kein Tag wie jeder andere war – für Viessmann, für die Belegschaft, für Allendorf an der Eder. 

Am Morgen hat die Unternehmensführung bestätigt, was seit gestern die Nachrichten bestimmt: Der Heizungsbauer mit 106 Jahren Geschichte verkauft sein Kerngeschäft, die Klimasparte inklusive der boomenden Wärmepumpen, an den US-Konzern Carrier. Es ist eine Flucht nach vorn: Weil in den kommenden Jahren billig produzierende Wettbewerber aus Asien den Markt fluten dürften, schließt sich Viessmann einem noch stärkeren Partner an, der besseren Zugang zu Finanzkraft, Liefer- und Produktionskapazitäten verspricht. 12 Mrd. Euro zahlen die Amerikaner dafür an Viessmann, 11.000 Mitarbeiter bekommen einen neuen Arbeitgeber.

Es ist ein radikaler Einschnitt für das Familienunternehmen, das seine bislang knapp 14.500 Mitarbeiter stets als „Familienmitglieder“ bezeichnet, ein „sehr spezieller Tag“, gibt auch Firmenchef Max Viessmann zu. Als der morgens um 10 Uhr in einer digitalen Mitarbeiterversammlung den Deal vor der Belegschaft erklärt, tut er das teilweise unter Tränen, wie einer berichtet, der dabei war. „Es war sehr emotional“.

„Weitreichende Garantien für Mitarbeiter“

Vor den Werkstoren berichten Mitarbeiter, dass die Stimmung in der Belegschaft geteilt sei. Man müsse abwarten, was jetzt passieren werde. „Natürlich gibt es offene Fragen, aber wirklich verunsichert bin ich nicht“, erzählt einer. Wer lange bei Viessmann arbeite, der wisse, dass Veränderungen zum Unternehmen dazugehören, sagt ein anderer.

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