Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt immer noch als die entscheidende Messgröße für Wirtschaftsleistung und Wohlstand. Doch seit geraumer Zeit wird die Aussagekraft des BIP angezweifelt. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat mit seinem Inclusive Development Index (IDI) eine Alternative entwickelt, die neben Wachstum und Entwicklung, wirtschaftliche Inklusion und Generationengerechtigkeit als Säulen umfasst. „Ein relativ starkes Wachstum des BIP führt nicht automatisch zu inklusivem sozioökonomischem Fortschritt und steigenden mittleren Lebensstandards, das lässt sich anhand des IDI erkennen“, stellt das WEF fest.
So sei in alle Industrienationen in den letzten fünf Jahren die Wirtschaft gewachsen. Nur zehn der 29 hochentwickelten Länder hätten jedoch bei der Inklusion Fortschritte gemacht. In 16 Ländern hätten sich die Inklusionswerte sogar verschlechtert. Auch bei Generationsgerechtigkeit und Nachhaltigkeit verzeichneten 18 von 29 Industrieländern Rückschritte, während elf Fortschritte erzielten.
Keine der großen G7-Länder schaffte den Sprung unter die Top Ten. Deutschland auf Platz zwölf erreichte noch das beste Ergebnis. Danach folgen Kanada (17), Frankreich (18), Großbritannien (21), die USA (23), Japan (24) und Italien (27). Es gebe deutliche Unterschiede bei den Ergebnissen in den einzelnen Säulen: „So landen die USA beispielsweise bei Wachstum und Entwicklung auf Platz 10 von 29, bei Inklusion jedoch auf Platz 28 und bei Generationengerechtigkeit auf Platz 26.“
Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass das BIP-Wachstum eine notwendige, nicht aber eine hinreichende Bedingung für die Erhöhung des Lebensstandards ist. „Höheres Wachstum darf von führenden Politikern und Wirtschaftsvertretern nicht mehr als Allheilmittel für die soziale Unzufriedenheit gerade auch der jüngeren Generation, die in den letzten Jahren in vielen Ländern die Politik bewegt hat, angesehen werden“, schlussfolgern die WEF-Experten.
Das sind die Länder mit dem höchsten IDI-Wert:
Inclusive Development Index 2018

#10 Österreich: Das Land schneidet in keiner Kategorie wirklich schlecht ab. Beim mittleren Einkommen liegen die Österreicher in der stärksten Gruppe.

#9 Australien hat sich als einziges außereuropäisches Land unter die besten Zehn geschoben.

#8 Irlands Stärken sind das Pro-Kopf-BIP und die Arbeitsproduktivität.

#7 Die Niederlande punkten mit einer niedrigen Armutsquote. In den anderen Kategorien gibt es keinen richtigen Ausreißer nach unten.

#6 Schweden weist durchgängig gute Daten auf, einziger Schwachpunkt ist die ungleiche Vermögensverteilung.

#5 Auch Dänemarks Schwachstelle ist die Vermögensverteilung. Dafür ist aber die Armutsquote sehr gering.

#4 Die Schweiz kommt in allen drei Säulen auf gute bis sehr gute Werte.

#3 Luxemburg hat ein weit überdurchschnittlich hohes Pro-Kopf-BIP.

#2 Island kommt in der Kategorie Arbeitsmarkt auf den besten Wert unter den entwickelten Länder.

#1 Norwegen erreichte bei der Generationengerechtigkeit insgesamt den zweiten und bei den anderen beiden Säulen des Index – Wachstum und Entwicklung sowie Inklusion jeweils den dritten Platz.