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Streit um Getränkeverpackungen Pfandsysteme in Europa: Mehrwegsysteme sind eine Seltenheit

In einem Lager türmen sich Kästen mit Leergut von Mineralwasser
In einem Lager türmen sich Kästen mit Leergut von Mineralwasser
© picture alliance / photothek | Thomas Imo
Nicht nur die Bundesregierung hält den Abbau von Plastikmüll durch das Einwegpfand für ungenügend. Auch eine Brüsseler Verordnung will hier nachbessern – denn Pfandsysteme sind in Europa noch die Ausnahme. Ein Überblick

Was ist ökologisch wertvoller? Die bepfandete Plastik-Einwegflasche, für deren Recycling Discounter Lidl gerade medienwirksam wirbt? Oder das bewährte Mehrwegsystem, welches das Vermeiden von Abfällen an erste Stelle rückt? Die EU hat die Frage für sich in der Logik der europäischen Abfallhierarchie schon beantwortet. Sie will den Anteil der Mehrwegflaschen im Handel stark ausbauen.

Im November hat die EU-Kommission dazu einen Vorschlag veröffentlicht, den auch die Bundesregierung unterstützt. Der Entwurf einer neuen Verpackungsverordnung (PPWR/Packaging and Packaging Waste Regulation) ist Teil des Green Deal der Europäischen Kommission zum Abbau von CO2 und Verpackungsmüll. Händler sollen nach diesen Plänen bis 2030 mindestes ein Zehntel aller Getränkeflaschen in Mehrwegverpackungen anbieten. Bis 2040 soll sich diese Quote auf 25 Prozent erhöhen.

Eine verbindliche Mehrwegquote gibt es auch in Deutschland nicht. Dass Sie bei nur 43 Prozent liegt – also weit entfernt von einer gesetzlichen Zielmarke von 70 Prozent – wird von Umweltschützern einer Verweigerungshaltung der Discounter zugeschrieben. Diese setzen allein auf Einwegpfandsysteme. Eine Mehrweg-Allianz fordert dagegen von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne), einen Kraftakt, um das Ziel zu erreichen.

Mehrwegsysteme sind nicht sehr verbreitet

Während im deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetz die Wiederverwendung (Mehrweg) hierarchisch schon Vorrang vor dem Recycling (Einweg) hat, steht den meisten EU-Ländern diese Debatte noch bevor – denn Mehrwegsysteme sind nicht weit verbreitet. In den Hauptstädten und im Europäischen Parlament sind in den kommenden Monaten hitzige Debatten darüber zu erwarten, wenn um die Einzelheiten der Verordnung gerungen wird. 

Von einer höheren Mehrwertquote verspricht die EU sich einen deutlichen Rückgang des Verpackungsmülls. Effiziente Systeme können auch PET-Mehrwegflaschen bis zu 25-mal wiederverwenden. Brüssel will aber auch den Anteil von Glas-Mehrwegflaschen erhöhen. Denn Einwegflaschen aus Glas wie Sektflaschen oder Gurkengläser sind ökologisches Schlusslicht, da sie beim Recyceln am meisten Energie verbrauchen.

Schon die Einführung von Pfand- und Rücknahmesystemen für Einwegflaschen, bei der Deutschland führend ist, ist für manche EU-Länder aber nicht selbstverständlich. Ein Überblick.

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