Hohe Inflationsraten hat es hierzulande schon lange nicht mehr gegeben. 2020 verzeichnete das Statistische Bundesamt in fünf Monaten sogar eine negative Teuerungsrate. Am Jahresende hatten sich die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um nur 0,5 Prozent erhöht. Das war der niedrigste Wert seit dem Krisenjahr 2009 (0,3 Prozent). Was Verbraucher zunächst einmal freut, ist eine schlechte Nachricht für die Gesamtwirtschaft. „Die Europäische Zentralbank betrachtet einen Preisanstieg von unter, aber nahe zwei Prozent als ideal für die Konjunkturentwicklung“, informierte das Statistische Bundesamt.
Niedrige Inflationsrate während Coronakrise
Mittlerweile haben die Verbraucherpreise im Januar 2021 wieder angezogen und einige Ökonomen sprechen bereits von einer Rückkehr der Inflation. 2020 aber dämpfte die Pandemie den Preisanstieg europaweit. Die Teuerungsrate verringerte sich in der Europäischen Union auf 0,7 Prozent. Noch extremer fiel das Minus im Euroraum aus. Hier verzeichnete Eurostat nur noch 0,3 statt 1,2 Prozent. Verantwortlich war vor allem der Preisverfall bei Heizöl, Benzin und Diesel. Hier verzeichnete das Statistische Bundesamt für Deutschland Rückgänge von bis zu 26 Prozent.
Die Coronakrise wirkte aber auch direkt auf die Preisentwicklung. Dafür sorgten unter anderem staatliche Hilfsmaßnahmen wie die gesenkte Mehrwertsteuer oder Freifahrt-Aktionen im öffentlichen Nahverkehr. Zwar wurde die Berechnung des Warenkorbs im Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), der die Basis für die Messung der Inflation bildet, den außergewöhnlichen Umständen angepasst. Trotzdem haben die Schließungen in Einzelhandel und Gastronomie zu grundsätzlich veränderten Ausgaben geführt.
Die Eurostat-Datenbank für 2020 weist bei acht Ländern sogar eine negative Inflationsrate aus. Dies sind die Staaten mit dem niedrigsten Anstieg bei den Verbraucherpreisen:
#10 Luxemburg und Kroatien
In Luxemburg und Kroatien lag die Inflationsrate 2020 laut Eurostat bei 0,0 Prozent, also exakt auf dem Niveau des Vorjahres. In Luxemburg fiel der Rückgang am höchsten aus. Das Großherzogtum hatte 2019 im Vergleich zum Vorjahr eine Teuerungsrate von 1,6 Prozent verzeichnet. In Kroatien hatte sie bei 0,8 Prozent gelegen.
#8 Italien und Portugal
Portugal und Italien sind die ersten Länder mit einer negativen Inflationsrate. Sie belief sich den Angaben zufolge auf jeweils minus 0,1 Prozent. In Italien hatte der Wert 2019 bei 0,6 Prozent gelegen, in Portugal waren es 0,3 Prozent.
#7 Spanien
In Spanien konnten Verbraucher für Waren und Dienstleistungen 2020 rund 0,3 Prozent weniger ausgeben als im Vorjahr. 2019 hatte die Inflationsrate noch 0,8 Prozent betragen.
#6 Slowenien
In Slowenien sank die Inflationsrate während der Corona-Krise besonders stark: von 1,7 auf minus 0,3 Prozent.
#5 Irland
In Irland verringerte sich die Inflationsrate von 0,9 auf minus 0,5 Prozent.
#4 Estland
Estland verzeichnete in diesen Top 10 den stärksten Rückgang. Die Inflationsrate fiel von 2,3 auf minus 0,6 Prozent.
#3 Schweiz
Die Schweiz hatte 2019 mit 0,4 Prozent europaweit die zweitniedrigste Inflationsrate vorzuweisen. Der Rückgang auf minus 0,8 Prozent bedeutete in der vorläufigen Eurostat-Statistik (für das Vereinigte Königreich lagen noch keine Zahlen vor) Platz drei.
#2 Zypern
In Zypern fiel der Anstieg der Verbraucherpreise binnen eines Jahres von 0,5 auf minus 1,1 Prozent. Ein Land in Europa konnte das aber noch unterbieten.