Podcast EnBW-Chef Mastiaux: „Für einen Windpark reichen wir 18.000 Seiten ein“

EnBW-Chef Frank Mastiaux
EnBW-Chef Frank Mastiaux
© Hannelore Förster / IMAGO
Robert Habeck will das Tempo bei Klimaschutz deutlich anziehen. EnBW-Chef Frank Mastiaux stößt ins gleiche Horn: Der Umbau der Energieversorgung sei ambitioniert, aber notwendig und lösbar – alles müsse nur drei- bis vier Mal so schnell gehen

Wir müssen drei Mal schneller werden – die Kernbotschaft hat diese Woche Wirtschaftsminister Robert Habeck bei der Vorstellung seines Klimaschutzsofortprogrammes gesendet und von einer „gigantischen Aufgabe“ gesprochen. Allein für die Elektrifizierung von Millionen Autos, Heizungen und der Industrie braucht es viel mehr Strom.

Aber können wir diesen Bedarf auch decken? EnBW-Chef Frank Mastiuax hält die Klimaziele der neuen Regierung für ambitioniert, aber zu schaffen. „Ja, das bekommen wir hin“, sagte er im Podcast „Die Stunde Null“ über den steigenden Strombedarf. Aber man dürfe nicht alles auf eine Karte setzen. „Es reicht zum Beispiel nicht, nur die erneuerbaren Energien auszubauen oder die Netze stabil zu halten. Das Gesamtkonzept muss richtig weiterentwickelt werden.“

Dazu zählt er etwa den Aufbau von Gaskraftwerken. „Wir brauchen für die Übergangsphase eine relativ große Flotte an Gaskraftwerken.“ Ihre Leistung brauche man „auf Knopfdruck“ in Zeiten von Windflauten und Dunkelheit, „um die erforderliche Energiemenge rund um die Uhr sicher und zuverlässig zur Verfügung stellen zu können.“ Der EnBW-Chef geht von mindestens 20 Gigawatt aus, das wären etwa 40 Anlagen.

Mastiaux, der seit 2012 an der Spitze von Deutschlands drittgrößtem Stromkonzern steht, rechnete den Strombedarf am Beispiel der E-Autos vor: „Eine Million Elektroautos ändern den Strombedarf um ein halbes Prozent. Das klingt nach wenig. Bei 15 Millionen Elektroautos, die jetzt für 2030 geplant sind, sind wir schon in einer Größenordnung zwischen fünf und zehn Prozent Mehrbedarf. Das ist ambitioniert, aber machbar.“

Aus Sicht des EnBW-Chefs brauche es dafür einen tiefgreifenden Kulturwandel. „Es geht um eine signifikante Veränderung der Art, wie wir in Deutschland Projekte managen“, sagte er. Vor allem die Verwaltung sei auf die Größe dieser Transformation nicht vorbereitet. „Wir haben genug Flächen, wir haben die Experten, und wir als Industrie können diese Projekte umsetzen.“ Es müssen bloß alles „drei- bis vier Mal so schnell“ gehen. Für ein Wind- Onshore-Projekt etwa brauche es durchschnittlich 70 Monate, man müssen dafür 18.000 Seiten Papier einreichen. Auf See müsse im Mittel „alle vier Monate ein großer Offshore-Windpark in Betrieb genommen werden.“

Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,

  • ob in Deutschland die Gefahr von Blackouts steigt,
  • wie EnBW den Rückbau eines Kernkraftwerks organisiert,
  • warum Mastiaux im Herbst nach zehn Jahren an der EnBW-Spitze aufhört.

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