Capital: Herr Schumann, Herr Müller, die Schwarz-Gruppe steigt beim KI-Start-up Aleph Alpha von Gründer Jonas Andrulis ein. Ursprünglich hatten Intel und Nvidia Interesse bekundet. Nun sollen Sie mit zehn Prozent größter Anteilseigner sein und zusammen mit der Schwarz-Stiftung zusätzlich 300 Mio. Euro für die Forschung zuschießen. Wie haben Sie die US-Konkurrenz ausgestochen?
ROLF SCHUMANN: Zu einzelnen Summen äußeren wir uns in der Öffentlichkeit bekanntlich nicht. Aber es ging hier auch nicht um Geldfragen: Jonas Andrulis und wir haben einen identischen Mindset: Künstliche Intelligenz muss dem Menschen dienen und uns bei der Lösung aktueller Probleme und Engpässe helfen. Dazu braucht es Vertrauen in diese Technologie, das gewinnt man nur mit Transparenz und Offenheit. Da sind wir uns einig und vertreten die gleichen Werte.
Wo wird die KI-Technologie künftig bei der Schwarz-Gruppe eingesetzt?
CHRISTIAN MÜLLER: Das werden zahlreiche Gebiete sein, wir stehen erst am Anfang einer langen Reise. Aber zwei konkrete Beispiele kann ich schon jetzt nennen: KI wird uns zum einen bei der Logistik helfen, hier geht es vor allem darum Warenbestände zu managen und dabei Faktoren wie regionale Feiertage oder Großereignisse zu antizipieren und in die Bedarfsprognose miteinfließen zu lassen. Zum anderen kann KI beispielsweise die Produktbeschreibung von Artikeln übernehmen, die wir auf unserem Kaufland Online-Marktplatz anbieten, hier gab es bereits vielversprechende Versuche, die gezeigt haben, dass die KI dabei einen sehr guten Job gemacht hat.
Das Kerngeschäft der Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland ist der Handel. Jetzt gehen Sie in die IT-Welt und bieten neben Nudeln und Waschmittel auch Cloud- und Cyberdienstleistungen an. Warum?
Schumann: Weil es der nächste logische Schritt ist. Wir müssen es sowieso für uns selbst machen.
Aber andere kaufen diese Dienstleistungen auch ein.
Schumann: Richtig, aber für uns als Gruppe ist es die einzige Option, Digitalisierung souverän nach unseren Werten zu gestalten. Wir sichern die Daten von Lidl und Kaufland in unserer Cloud. Jetzt bieten wir unsere Software auch für andere Unternehmen an. Ähnlich haben wir es bei Prezero, der Recyclingsparte der Schwarz Gruppe, auch gemacht. Das Geschäft hat 2008 mit zwei Personen in einer Abteilung angefangen, die sich über das Thema Müll als Kosten- und Umweltfaktor den Kopf zerbrochen haben.
Heute ist das eine eigene Geschäftssparte in der Schwarz-Gruppe.
Schumann: Wir haben angefangen, aus Müll Wertstoff zu machen und gemerkt, dass man aus einem Kosten- einen Profitfaktor machen kann. Kaufland hat es zuerst erprobt, dann unsere Lieferanten. Irgendwann wird es auch für einen größeren Markt interessant. So ist das auch bei Schwarz Digits, über die wir unsere Cloud Stackit und die Cybersicherheits-Lösungen von XM Cyber anbieten. Von außen betrachtet mag das ungewöhnlich aussehen, für uns ist es aber logisch.
Aber Cloud-Angebote gibt es doch längst von Amazon, Microsoft und Google. Warum sollen Firmen da noch Ihre Cloud und Cybersecurity-Software kaufen?
Müller: Unsere Stackit-Cloud ist souverän. Es ist ein deutsches Produkt, in Deutschland produziert und betrieben, von deutschen Mitarbeitern. XM Cyber ist eine israelische Technologie nach deutschen Standards. Das ist ein Unique Selling Point, ein besonderes Kaufargument, das wir da haben.